Redaktion
Berlin (Weltexpresso) – Was diese Geschichte über das gemeinsame Leid von Mutter und Sohn so ungewöhnlich macht, ist, wie sie mit ihren Gefühlen umgeht: Die beiden lassen ja kaum etwas heraus ...
Hans-Christian Schmid: Sie hatten sich das so verordnet. Sich bloß keine Hoffnungen machen, um dann nicht umso schlimmer enttäuscht zu sein, wenn etwa eine Übergabe nicht klappt. Sie hatten sich auch versprochen, möglichst tapfer zu sein und nicht zu heulen. Sogar ihre Haushälterin hatten sie nach Hause geschickt, als die es nicht aushielt, ohne zu weinen.
Ist nicht auch das Verhältnis des Vaters zu Johann schon vorher emotional etwas zurückhaltend? Fast irreal wirkt da die Szene, als sie sich nach dem Ende der Entführung ein Bett im Bundeswehrkrankenhaus teilen ...
Hans-Christian: In seinem Buch nutzt Johann Scheerer Rückblenden, um seine Beziehung zum Vater zu beschreiben. Die Nähe bei einem gemeinsamen Filmabend, aber auch die Distanz, wenn er sich fragt, wie er als 13-Jähriger auch nur halb so interessant sein könne, wie all die Bücher, mit denen sein Vater sich obsessiv umgibt. Da der Film ohne Rückblenden auskommen sollte, blieb uns nur eine einzige Szene, vor der Entführung, um das Verhältnis der beiden zu zeigen: Der Vater lernt mit dem Sohn Latein und versucht dabei, ihm etwas von seiner Begeisterung für diese Kultur zu vermitteln. Mein Vorbild für die Szene war „L’eau froide“ von Olivier Assayas. Da versucht der Vater bei seinem Sohn anhand eines Gemäldes Verständnis für die Kunst zu wecken. Der Sohn hat überhaupt keinen Zugang, obwohl der Vater das sehr einfühlsam macht. Sie sind auf zwei verschiedenen Planeten. Diesen Widerspruch wollte ich zeigen.
Adina, ist es nicht schwierig, einen Menschen in seiner Gefühlswelt darzustellen, wenn er diese selbst nicht ausdrückt?
Adina Vetter: Das ist für mich das Herausfordernde und Spannende an meinem Beruf. Es gibt immer Gründe, warum ein Mensch seine „Gefühlswelt“ nicht ausdrückt oder zeigt. Ann Kathrin Scheerer ist Psychoanalytikerin, sie hat die Möglichkeit seelische Prozesse zu analysieren und vor allem zu beobachten. Sie wusste, wie wichtig es war, sich nicht gehen zu lassen und sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren, damit sie sich und alle anderen davor bewahrt, durchzudrehen.
Hans-Christian, wie hast Du Adina als Darstellerin für die Rolle gefunden?
Hans-Christian: Als Adina zum Casting kam, kannte ich sie nur aus der Serie „Braunschlag“, wusste aber auch, dass sie am Burgtheater in Wien gespielt hatte. Mir ging es nicht um äußere Ähnlichkeit zu Ann Kathrin Scheerer, sondern ich habe darauf geachtet, dass eine gewisse Stärke und Entschlossenheit sichtbar sind, und ich trotzdem den Eindruck habe, sie ist gleichzeitig so verletzlich, dass sie das, was passieren wird, sehr mitnehmen wird. Das habe ich beides in Adina gesehen. Und dann natürlich noch etwas, das sich schwer beschreiben lässt. Eine Durchlässigkeit, die es ermöglicht, Gefühle glaubhaft sichtbar zu machen.
Manche Schauspieler haben Angst, über ihre Arbeit zu reden, weil sie damit die Unschuld verlieren könnten ...
Adina: Das kann ich verstehen, vielleicht nimmt es etwas von dem Zauber, den es auch immer irgendwie braucht. Es ist spannend für mich herauszufinden, wie man sich auf einen Menschen zubewegt in der Darstellung. Wie war es, diese Frau zu sein, zu dieser Zeit, an diesem Ort und unter diesen Umständen. Und wie stehe ich dazu?
Man kennt Dich von vielen großen Theaterrollen. Du hast viel mit dem großen Regisseur Luc Bondy gearbeitet. Kann man sagen, dass sein feiner Stil abseits äußerer Expressivität eine Ähnlichkeit zu Hans-Christians Regiestil hat?
Adina: Ich erinnere mich an Proben mit Luc Bondy, das war „Tartuffe“ am Akademietheater in Wien. In einer Szene saß ich mit Gert Voss an einem Tisch. Luc hat eine Stunde lang meine Hände inszeniert. Wir hatten auch Text, aber es ging ausschließlich um die Hände. Dieses Detail auf einer großen Bühne, warum? Diese Feinheiten erzählen oft sehr viel mehr. Ich liebe Feinheiten. Und diesen Blick auf die Details gibt es auch bei Hans-Christian und seinen Arbeiten.
Das klingt ja, als sei es für Dich keine große Umstellung zwischen Bühne und Film ...
Adina: Viele sagen, das eine hätte mit dem anderen nichts zu tun. Vielleicht sind die Ausdrucksmöglichkeiten andere, aber es geht ja darum, eine Geschichte zu erzählen. Wenn die Gedanken stimmen, ist es ganz egal ob da 1300 Leute sitzen wie im Burgtheater, oder ob da eine Kamera ist.
Hans-Christian: Aber um das Burgtheater zu füllen, braucht man eine gut ausgebildete Stimme, eine Sprechtechnik. Im Film geht das auch ohne.
Adina: Stimmt, aber es hat auch mit dem Raum zu tun. Es geht gar nicht darum, dass man besonders klar und deutlich spricht, sondern dass man seinen Gedanken nach da hinten, in die letzten Reihen schickt.
Hans-Christian (lacht): Wenn ich meinen Gedanken im Burgtheater nach hinten schicken würde, käme da vermutlich nichts an. Da fehlt mir die Stimme. Man lernt ja auch das Theaterflüstern, das finde ich faszinierend.
Adina: Es ist aber auch der Gedanke, der deine Stimme dahin trägt! Eine Art geteilte Aufmerksamkeit. Wie wenn ich jetzt mit Dir flüstern würde – und zugleich die ganz hinten im Saal anspreche.
Adina, wie hast Du Deine Rolle entwickelt?
Adina: Seit dem Moment, in dem ich wusste, dass ich diese Rolle spielen würde, hab‘ ich alles, was mir begegnet ist, was mich umgab, auf die Arbeit bezogen. All meine Sinne hab‘ ich auf diese Zeit und die Geschichte bezogen. Wir hatten eine lange Vorbereitungszeit und haben sehr viel geredet. Wie Spürhunde haben wir alles an Informationen abgeschnüffelt: Woher sie kamen, wo sie studiert haben und so weiter. Über Frau Scheerer gibt es aber nicht viele öffentliche Informationen. Es gab ein gemeinsames Treffen bei ihr im Haus, wo sie erzählt hat, wie sie Jan Philipp Reemtsma kennengelernt hat und was sie verbindet. Das war für mich sehr berührend und wichtig. Woran hält sie sich fest über diese Zeit der Entführung. Ich hab‘ sie aber auch gefragt, ob sie Schmuck getragen hat. Weil wir gerade überlegten, ob sie Ohrringe, Ketten oder Ähnliches zu der Zeit getragen hat. Ich hatte schon meinen Kollegen Philipp Hauß gefragt, ob er nicht den Schmuck aussuchen kann, weil Herr Reemtsma ihr, wie ich dachte, bestimmt Schmuck geschenkt hatte. Darauf lachte sie und sagte, der Schmuck lag meist im Safe. Solche Details waren Gold für mich.
Ist das nicht einschüchternd, das reelle Vorbild seiner Rolle kennenzulernen, über das man vielleicht schon eine eigene Vorstellung entwickelt hat?
Adina: Ich hab‘ kurz überlegt ob es mich irritieren könnte. Ich war dann aber doch zu neugierig. Ich fand es sehr befreiend sie kennenzulernen. Ich finde sie ganz toll. Hans-Christian: Auch für mich war es etwas Besonderes, mit ihr an diesem Tisch zu sitzen und in dem Haus zu sein, in dem das damals passiert ist. Es hat mir geholfen, mir bestimmte Abläufe, wie sie in Johanns Buch beschrieben sind, besser vorstellen zu können. Gleichzeitig wurde mir noch mal die Verantwortung bewusst, die wir mit unserem Film auf uns nehmen.
Adina, was fandest Du besonders bemerkenswert an diesen Dreharbeiten?
Adina: Was ich beeindruckend fand, war das Vertrauen, das von Hans-Christian kommt in jedes Department. Das habe ich so noch nicht erlebt. Dass jemand von vornherein so von den Fähigkeiten der Einzelnen überzeugt ist.
Hans-Christian: Bei der Besetzung der Rollen, aber auch wenn wir ein Team zusammenstellen, versuche ich, mir so sicher wie möglich zu sein, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten. Im Vorfeld der Dreharbeiten ist hoffentlich genug Zeit, sich all diese Gedanken zu machen. Später am Set bin ich dann sehr fokussiert, auf den einen Moment, in dem alle bisherigen Bemühungen zusammenlaufen und wir eine Einstellung drehen. Und da ich nicht zu denen gehöre, die glauben, in allen Bereichen selbst am besten Bescheid zu wissen, ist es um so wichtiger, allen um mich herum vertrauen zu können.
Adina: Ich fand beeindruckend, dass jeder gefragt wird, und auch jeder gehört wird.
Hans-Christian: Ich freue mich, wenn die Leute mitdenken, und etwa ein Beleuchter kommt und sagt: „Mir ist da etwas aufgefallen“. Wenn sich alle, die mitarbeiten, als Teil des Ganzen fühlen.
Adina: Das kreiert eine besondere Arbeitsatmosphäre, was gerade auch bei den Corona-Regeln sehr geholfen hat. Es war ein Miteinander. Vom Kamerateam ging dabei eine besondere Ruhe aus.
Hans-Christian: An Julian Krubasik, mit dem ich zum ersten Mal zusammengearbeitet habe, fand ich beeindruckend, mit welcher Offenheit er mich an seiner Arbeit hat teilhaben lassen. Schon in der Vorbereitung hat er alle Gespräche, Notizen und Ideen zu einzelnen Szenen in einem offenen Kommunikations-Tool auf seinem Laptop gesammelt, so dass sie dann allen zur Verfügung standen. Obwohl Julian die Optiken und Bewegungen seiner Kamera sehr bewusst einsetzt, hatte ich nie das Gefühl, es geht ihm darum, die Kameraarbeit in den Vordergrund zu stellen.
In Deinen Filmen steht ja auch nicht eine Sache im Vordergrund, sondern die Geschichte ...
Hans-Christian: Inhalte sind mir wichtiger als Technik, das stimmt. Trotzdem geht es immer auch um die Frage: Wodurch wird das, was wir hier machen, zu Kino? Wie kann ein Film, der fast nur in einem Haus spielt, im Kino überzeugen, auch durch die Art und Weise wie er aussieht?
Was ist denn das, was einen Film zum Kino macht?
Hans-Christian: Ein Thema auf verschiedenen Ebenen zu durchdringen. Der Geschichte eine Stimmigkeit und Form zu geben, die sie zwingend und dicht erscheinen lassen. Sich die nötige Zeit in der Stoffentwicklung und der Vorbereitung zu nehmen. Die Zuschauer mitzunehmen, ihnen nicht alles zu erklären, sie etwas in den Bildern entdecken lassen, versuchen, zu verstehen, wie man der Geschichte hilft.
Foto:
©Verleih
Info:
STAB
Regie. Hans-Christian Schmid
Drehbuch Michael Gutmann und Hans-Christian Schmid nach dem gleichnamigen Buch von Johann Scheerer
BESETZUNG
Johann Scheerer Claude Heinrich
Ann Kathrin Scheerer Adina Vetter
Johann Schwenn Justus von Dohnányi
Christian Schneider Hans Löw
Vera Yorck Dippe
Nickel Enno Trebs
Rainer Osthoff Fabian Hinrichs
Jan Philipp Reemtsma Philipp Hauß
Adina, ist es nicht schwierig, einen Menschen in seiner Gefühlswelt darzustellen, wenn er diese selbst nicht ausdrückt?
Adina Vetter: Das ist für mich das Herausfordernde und Spannende an meinem Beruf. Es gibt immer Gründe, warum ein Mensch seine „Gefühlswelt“ nicht ausdrückt oder zeigt. Ann Kathrin Scheerer ist Psychoanalytikerin, sie hat die Möglichkeit seelische Prozesse zu analysieren und vor allem zu beobachten. Sie wusste, wie wichtig es war, sich nicht gehen zu lassen und sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren, damit sie sich und alle anderen davor bewahrt, durchzudrehen.
Hans-Christian, wie hast Du Adina als Darstellerin für die Rolle gefunden?
Hans-Christian: Als Adina zum Casting kam, kannte ich sie nur aus der Serie „Braunschlag“, wusste aber auch, dass sie am Burgtheater in Wien gespielt hatte. Mir ging es nicht um äußere Ähnlichkeit zu Ann Kathrin Scheerer, sondern ich habe darauf geachtet, dass eine gewisse Stärke und Entschlossenheit sichtbar sind, und ich trotzdem den Eindruck habe, sie ist gleichzeitig so verletzlich, dass sie das, was passieren wird, sehr mitnehmen wird. Das habe ich beides in Adina gesehen. Und dann natürlich noch etwas, das sich schwer beschreiben lässt. Eine Durchlässigkeit, die es ermöglicht, Gefühle glaubhaft sichtbar zu machen.
Manche Schauspieler haben Angst, über ihre Arbeit zu reden, weil sie damit die Unschuld verlieren könnten ...
Adina: Das kann ich verstehen, vielleicht nimmt es etwas von dem Zauber, den es auch immer irgendwie braucht. Es ist spannend für mich herauszufinden, wie man sich auf einen Menschen zubewegt in der Darstellung. Wie war es, diese Frau zu sein, zu dieser Zeit, an diesem Ort und unter diesen Umständen. Und wie stehe ich dazu?
Man kennt Dich von vielen großen Theaterrollen. Du hast viel mit dem großen Regisseur Luc Bondy gearbeitet. Kann man sagen, dass sein feiner Stil abseits äußerer Expressivität eine Ähnlichkeit zu Hans-Christians Regiestil hat?
Adina: Ich erinnere mich an Proben mit Luc Bondy, das war „Tartuffe“ am Akademietheater in Wien. In einer Szene saß ich mit Gert Voss an einem Tisch. Luc hat eine Stunde lang meine Hände inszeniert. Wir hatten auch Text, aber es ging ausschließlich um die Hände. Dieses Detail auf einer großen Bühne, warum? Diese Feinheiten erzählen oft sehr viel mehr. Ich liebe Feinheiten. Und diesen Blick auf die Details gibt es auch bei Hans-Christian und seinen Arbeiten.
Das klingt ja, als sei es für Dich keine große Umstellung zwischen Bühne und Film ...
Adina: Viele sagen, das eine hätte mit dem anderen nichts zu tun. Vielleicht sind die Ausdrucksmöglichkeiten andere, aber es geht ja darum, eine Geschichte zu erzählen. Wenn die Gedanken stimmen, ist es ganz egal ob da 1300 Leute sitzen wie im Burgtheater, oder ob da eine Kamera ist.
Hans-Christian: Aber um das Burgtheater zu füllen, braucht man eine gut ausgebildete Stimme, eine Sprechtechnik. Im Film geht das auch ohne.
Adina: Stimmt, aber es hat auch mit dem Raum zu tun. Es geht gar nicht darum, dass man besonders klar und deutlich spricht, sondern dass man seinen Gedanken nach da hinten, in die letzten Reihen schickt.
Hans-Christian (lacht): Wenn ich meinen Gedanken im Burgtheater nach hinten schicken würde, käme da vermutlich nichts an. Da fehlt mir die Stimme. Man lernt ja auch das Theaterflüstern, das finde ich faszinierend.
Adina: Es ist aber auch der Gedanke, der deine Stimme dahin trägt! Eine Art geteilte Aufmerksamkeit. Wie wenn ich jetzt mit Dir flüstern würde – und zugleich die ganz hinten im Saal anspreche.
Adina, wie hast Du Deine Rolle entwickelt?
Adina: Seit dem Moment, in dem ich wusste, dass ich diese Rolle spielen würde, hab‘ ich alles, was mir begegnet ist, was mich umgab, auf die Arbeit bezogen. All meine Sinne hab‘ ich auf diese Zeit und die Geschichte bezogen. Wir hatten eine lange Vorbereitungszeit und haben sehr viel geredet. Wie Spürhunde haben wir alles an Informationen abgeschnüffelt: Woher sie kamen, wo sie studiert haben und so weiter. Über Frau Scheerer gibt es aber nicht viele öffentliche Informationen. Es gab ein gemeinsames Treffen bei ihr im Haus, wo sie erzählt hat, wie sie Jan Philipp Reemtsma kennengelernt hat und was sie verbindet. Das war für mich sehr berührend und wichtig. Woran hält sie sich fest über diese Zeit der Entführung. Ich hab‘ sie aber auch gefragt, ob sie Schmuck getragen hat. Weil wir gerade überlegten, ob sie Ohrringe, Ketten oder Ähnliches zu der Zeit getragen hat. Ich hatte schon meinen Kollegen Philipp Hauß gefragt, ob er nicht den Schmuck aussuchen kann, weil Herr Reemtsma ihr, wie ich dachte, bestimmt Schmuck geschenkt hatte. Darauf lachte sie und sagte, der Schmuck lag meist im Safe. Solche Details waren Gold für mich.
Ist das nicht einschüchternd, das reelle Vorbild seiner Rolle kennenzulernen, über das man vielleicht schon eine eigene Vorstellung entwickelt hat?
Adina: Ich hab‘ kurz überlegt ob es mich irritieren könnte. Ich war dann aber doch zu neugierig. Ich fand es sehr befreiend sie kennenzulernen. Ich finde sie ganz toll. Hans-Christian: Auch für mich war es etwas Besonderes, mit ihr an diesem Tisch zu sitzen und in dem Haus zu sein, in dem das damals passiert ist. Es hat mir geholfen, mir bestimmte Abläufe, wie sie in Johanns Buch beschrieben sind, besser vorstellen zu können. Gleichzeitig wurde mir noch mal die Verantwortung bewusst, die wir mit unserem Film auf uns nehmen.
Adina, was fandest Du besonders bemerkenswert an diesen Dreharbeiten?
Adina: Was ich beeindruckend fand, war das Vertrauen, das von Hans-Christian kommt in jedes Department. Das habe ich so noch nicht erlebt. Dass jemand von vornherein so von den Fähigkeiten der Einzelnen überzeugt ist.
Hans-Christian: Bei der Besetzung der Rollen, aber auch wenn wir ein Team zusammenstellen, versuche ich, mir so sicher wie möglich zu sein, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten. Im Vorfeld der Dreharbeiten ist hoffentlich genug Zeit, sich all diese Gedanken zu machen. Später am Set bin ich dann sehr fokussiert, auf den einen Moment, in dem alle bisherigen Bemühungen zusammenlaufen und wir eine Einstellung drehen. Und da ich nicht zu denen gehöre, die glauben, in allen Bereichen selbst am besten Bescheid zu wissen, ist es um so wichtiger, allen um mich herum vertrauen zu können.
Adina: Ich fand beeindruckend, dass jeder gefragt wird, und auch jeder gehört wird.
Hans-Christian: Ich freue mich, wenn die Leute mitdenken, und etwa ein Beleuchter kommt und sagt: „Mir ist da etwas aufgefallen“. Wenn sich alle, die mitarbeiten, als Teil des Ganzen fühlen.
Adina: Das kreiert eine besondere Arbeitsatmosphäre, was gerade auch bei den Corona-Regeln sehr geholfen hat. Es war ein Miteinander. Vom Kamerateam ging dabei eine besondere Ruhe aus.
Hans-Christian: An Julian Krubasik, mit dem ich zum ersten Mal zusammengearbeitet habe, fand ich beeindruckend, mit welcher Offenheit er mich an seiner Arbeit hat teilhaben lassen. Schon in der Vorbereitung hat er alle Gespräche, Notizen und Ideen zu einzelnen Szenen in einem offenen Kommunikations-Tool auf seinem Laptop gesammelt, so dass sie dann allen zur Verfügung standen. Obwohl Julian die Optiken und Bewegungen seiner Kamera sehr bewusst einsetzt, hatte ich nie das Gefühl, es geht ihm darum, die Kameraarbeit in den Vordergrund zu stellen.
In Deinen Filmen steht ja auch nicht eine Sache im Vordergrund, sondern die Geschichte ...
Hans-Christian: Inhalte sind mir wichtiger als Technik, das stimmt. Trotzdem geht es immer auch um die Frage: Wodurch wird das, was wir hier machen, zu Kino? Wie kann ein Film, der fast nur in einem Haus spielt, im Kino überzeugen, auch durch die Art und Weise wie er aussieht?
Was ist denn das, was einen Film zum Kino macht?
Hans-Christian: Ein Thema auf verschiedenen Ebenen zu durchdringen. Der Geschichte eine Stimmigkeit und Form zu geben, die sie zwingend und dicht erscheinen lassen. Sich die nötige Zeit in der Stoffentwicklung und der Vorbereitung zu nehmen. Die Zuschauer mitzunehmen, ihnen nicht alles zu erklären, sie etwas in den Bildern entdecken lassen, versuchen, zu verstehen, wie man der Geschichte hilft.
Foto:
©Verleih
Info:
STAB
Regie. Hans-Christian Schmid
Drehbuch Michael Gutmann und Hans-Christian Schmid nach dem gleichnamigen Buch von Johann Scheerer
BESETZUNG
Johann Scheerer Claude Heinrich
Ann Kathrin Scheerer Adina Vetter
Johann Schwenn Justus von Dohnányi
Christian Schneider Hans Löw
Vera Yorck Dippe
Nickel Enno Trebs
Rainer Osthoff Fabian Hinrichs
Jan Philipp Reemtsma Philipp Hauß