TV-Tipp für Frühaufsteher an Neujahr, Sonntag, 1. Januar 2023 bei VOX
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Die 16-jährige Rhiannon (Angourie Rice) ist positiv überrascht, als sich ihr Freund Justin (Justice Smith) eines Morgens plötzlich verändert hat und ihr seine ganze Aufmerksamkeit widmet. Bis jetzt hat er sich doch als ziemlich unsensibel erwiesen. Die beiden schwänzen die Schule und verbringen zusammen einen wunderschönen Tag. Leider kann sich Justin am nächsten Tag nicht mehr an den gemeinsamen Ausflug erinnern. Das kommt Rhiannon zwar seltsam vor, aber sie hat keine Ahnung, was wirklich dahintersteckt.
Denn am Tag darauf lernt Rhiannon im Chemie-Unterricht eine neue Mitschülerin kennen, die nur noch Augen für sie hat. Am nächsten Tag ist es dann ein Junge namens Nathan (Lucas Jade Zumann), der auf einer Party genau den Song mit ihr tanzt, den sie beim Ausflug mit Justin gespielt hat, während Justin nur gelangweilt mit seinen Freunden abhängt. Danach sind es immer wieder andere Personen, zu denen Rhiannon sofort eine enge Verbindung spürt.
Eines Tages setzt sich ein Mädchen zu ihr an den Tisch und behauptet, es sei eine Seele namens "A". Sie würde jeden Tag in einen anderen Menschen schlüpfen und müsse den Wirt nach 24 Stunden wieder verlassen. A hat bisher sein ganzes Leben damit verbracht, jeden Morgen in einem anderen Körper aufzuwachen. Dabei spielen nur das biologische Alter und die Nähe der Person eine Rolle, nicht aber Geschlecht oder Hautfarbe. Mal ist A eine transsexuelle Teenagerin, ein korpulenter Afro-Amerikaner, ein blinder Junge, Nathan, Alexander oder eben Rhiannons Freund Justin.
Da A sich seinen Wirtskörper nicht aussuchen kann, hat er immer versucht, die Menschen, in deren Körper er steckt, so wenige Schwierigkeiten wie möglich zu bereiten und einfach den Tag zu überstehen. Aber nun hat er sich in Rhiannon verliebt und geht immer mehr Risiken ein, um ihr nahe sein zu können. Zuerst will Rhiannon die Geschichte nicht glauben, beginnt dann aber sich ebenfalls Hals über Kopf in A zu verlieben.
Doch wie liebt man auf Dauer jemanden, von dem man am nächsten Tag nicht weiß, wie er aussieht oder wo er sich genau befindet?
Der Film "Letztendlich sind wir dem Universum egal" beruht auf dem Jugendroman gleichen Namens von David Levithan (2014), der 2015 den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hat, und auf seiner Fortsetzung Letztendlich geht es nur um dich (2016). Dabei sind die englischen Titel deutlich aussagekräftiger und passender als die deutschen und zwar Every Day und Another Day.
Die Verfilmung nach einem Drehbuch von Jesse Andrews lebt vor allem von der fantastischen Prämisse. Glücklicherweise lässt sich Regisseur Michael Sucsy zu Beginn des Films genug Zeit, um A und seine Seelenwanderungen zu zeigen.
Denn A wirft morgens immer zuerst eine Blick auf seine Hände, um sein Geschlecht und seine Hautfarbe herauszufinden, dann stellt er den Timer auf seinem Smartphone auf 23:00 und 23:50 Uhr als Erinnerung an seinen nächsten Wirtswechsel. Natürlich muss er auch noch den Namen seines heutigen Bewohners erfahren. Daneben hat A auch Zugriff auf die Erinnerungen der jeweiligen Person. Dabei ist er immer darauf bedacht, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen und verantwortungsvoll mit dem Leben seiner vorübergehenden Wirte umzugehen.
Der Film schafft es hervorragend, den Zwiespalt zu zeigen, in dem Rhiannon steckt, denn sie muss nicht nur akzeptieren, dass A ihr die Wahrheit gesagt hat, sondern sie muss auch die Herausforderung meistern, dass all diese sehr verschieden aussehenden Jugendlichen tatsächlich ein und dasselbe Geschöpf ist. Leider erfüllt der Film seinen eigenen Anspruch jedoch nicht vollständig, denn eigentlich küsst Rhiannon A immer nur dann - von einer kleinen Ausnahme abgesehen - wenn A im Körper eines gutaussehenden Jungen steckt.
Gegen Ende des Films zeigt sich, dass A sehr wohl längere Zeit in einem der Wirtskörper verbleiben könnte. Aber würde damit nicht das Leben der betreffenden Person ausradiert? Was wäre der Preis dafür? Der Film findet dazu eine gelungene Auflösung des Dilemmas, die die Teenager-Romanze fantasievoll und positiv beendet.
Das romantische Drama wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet. Die Jury lobt, die grundpositive Einstellung und Botschaft, die für jeden Zuschauer nachvollziehbar und nachahmenswert ist. Denn das Drehbuch und die Regie liefern spritzige Dialoge und kleine aber sehr feine zwischenmenschliche Momente. Das bedeutet, dass es letztendlich die inneren Werte sind, die zählen. Eine grundpositive Einstellung und Botschaft, die für jeden Zuschauer nachvollziehbar und nachahmenswert ist.
Die Jugend Filmjury hält die Jugendbuchverfilmung für ein gelungenes Drama für Zuschauer zwischen 14 und 20 Jahren und vergibt 4 von 5 Sternen. Sie empfiehlt den Fantasy Film besonders Jugendlichen, die bereit sind, sich auf die außergewöhnliche Thematik einzulassen.
Insgesamt ist "Letztendlich sind wir dem Universum egal" eine gelungene etwas andere Young-Adult-Romanze, die vor allem von der fantastischen Prämisse und der tollen Chemie zwischen Angourie Rice, der Darstellerin der Rhiannon, und den vielen verschiedenen Schauspielern und Schauspielerinnen lebt, die A darstellen. Das macht das Fantasy Drama vor allem für junge Zuschauer - und nicht nur weibliche - auch zu sehr früher Stunde im Fernsehen unbedingt sehenswert.
Foto 1: Justin (Justice Smith) und Rhiannon (Angourie Rice) © RTL / Orion Releasing LLC.
Foto 2: Rhiannon (Angourie Rice) und Xavier (Colin Ford) © RTL / Orion Releasing LLC.
Foto 3: Alexander (Owen Teague) und Rhiannon (Angourie Rice) © RTL / Orion Releasing LLC.
Info:
Letztendlich sind wir dem Universum egal (USA 2018)
Originaltitel: Every Day
Genre: Drama, Fantasy, Young-Adult-Romanze, Jugendbuchverfilmung
Filmlänge: 97 Min.
Regie: Michael Sucsy
Drehbuch: Jesse Andrews nach der gleichnamigen Romanvorlage von David Levithan
Darsteller: Angourie Rice, Colin Ford, Maria Bello, Owen Teague, Justice Smith, Lucas Jade Zumann u.a.
FSK: ab 6 Jahren
″Letztendlich sind wir dem Universum egal″ wird am So. 01.01.2023 um 06:00 Uhr bei VOX gezeigt