lanyu

LICHTER FILMFEST FRANKFURT INTERNATIONAL, 18. bis 23. April,  Teil 9

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war damals eine Sensation, ein Film von Stanley Kwan aus Hongkong, der auf einem anonym verfaßten Internetroman basiert, in Peking spielt und unverdrossen und eigentlich sehr liebevoll die Beziehung zweier Männer schildert, die mit einer bezahlten Sexleistung beginnt, mit Liebe endet, nur geht dabei einer drauf.

 

ein, nicht an der Liebe, das dann doch nicht, denn ein Film, in dem ein schwules Paar 2001 in China glücklich vor sich hinlebt, wäre dann doch kein Film geworden. Zu banal einerseits, zu unwahrscheinlich andererseits, Dramatik muß schon her. Und es heißt ja nicht umsonst: Nicht so hoch hinaus, es geht übel aus. Die Entwicklung dieser gesellschaftlich noch lange nicht akzeptierten Beziehung zwischen den Männern Chen Handong (Jun Hu) und Lan Yu (Ye Liu) zeigt uns gleichzeitig Struktur und Klima der chinesischen Gesellschaft Ende der 80er Jahre.

Der Handlung kann man sehr gut folgen, weil die Geschichte sich auf die Gefühle der beiden konzentriert, wann und wo sie diese Gefühle zulassen, wobei immer der Wichtigere Chen Handong bleibt, weil er nicht nur der Ältere, sondern der Erfahrene und der mit dem Geld als neureicher Geschäftsmann und dem Ansehen als moderner Mann ist. Für ihn ist es erst einmal viel wichtiger, daß niemand mitbekommt, was er ab und zu treibt, in dem er sich einen jungen Mann kauft. So beginnt auch diese Geschichte zwischen den beiden in Peking, wohin Lan Yu gerade zum Studium gezogen ist und feststelle, wie teuer die Hauptstadt ist. Eine Nacht, fürstlich belohnt. Das war’s.

Zufällig treffen sie sich Monate drauf und es ist um beide geschehen. Sie wissen, da ist mehr und das wird für beide so intensiv, daß Chen Handong ein Haus für beide am Rande der Stadt kauft und es Lan Yu übereignen will. Denn ständig will er sich als den Macher und Bezahler raushängen lassen, was Lan Yu nicht gefällt, was er auch nicht zuläßt. Nun greift der Film das Tian’anmen-Massaker auf, indem nach dem Streit Lan Yu nicht heimkommt. Es ist der 4. Juni 1989 und der regimetreue Chen Handong weiß sehr wohl, was den protestierenden Studenten passieren wird, weshalb er sich ans Steuer setzt und mit dem Wagen Lan Yu sucht.

Das ist nicht ungefährlich, was beide wissen und zur Intensivierung ihrer Beziehung führt. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Auf das Positive folgt erneut das Negative. Chen Handong lernt die clevere Lin Jingping (Su Jin) kennen, die seiner Mutter gerade recht kommt, der Junge soll endlich heiraten, was er tut. Lan Yu, dessen Gesicht traurige Gefühle besonders ausdrücken kann, wird mit dem Haus und einem dicken Sprachbuch abgefunden.

Doch er läßt dort alles unberührt, das sieht Chen Handong, als er nach der Scheidung vorbeischaut und das Haus leer findet. Er findet Lan Yu unter seiner neuen Adresse, beide versöhnen sich, doch Chen Handong holen seine halbseidenen Geschäfte ein. Er wird verhaftet, woraufhin Lan Yu das Haus verkauft und mit dem Geld vom Sparbuch die Polizei und das Gericht bestechen will. Allerhand, wie offen das erzählt wird, weil Korruption ja kein Thema ist, das üblicherweise in chinesischen Filmen vorkommt.

Chen Handong wird freigelassen, dem Glück beider steht nichts mehr im Wege, seit Handongs Familie das Zusammenleben beider akzeptiert. Doch Lan Yu stirbt bei einem Verkehrsunfall und erneut fährt Chen Dong durch Pekings Straßen, doch er findet keinen Lan Yu mehr.

Foto:
©Lichter


Info:

Stab

Regie Stanley Kwan

Drehbuch Jimmy Ngai


Darsteller

Jun Hu (Chen Handong)

Ye Liu (Lan Yu)

Su Jin (Lin Jingping)

Huatong Li (Liu Zheng)

Shuang Li (Weidong)

 gesehen am 22. April im DFF