Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. April 2023, Teil 4
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ein schwieriger Film, der durch Darstellungskunst erträglich und dann sogar gegen einen gewissen Widerstand die eigene Anteilnahme erzwingt. Der Widerstand hat auch damit zu tun, daß der adipositaskranke Charlie (Brendan Fraser), der fast 300 kg wiegt, von Anfang an unser Wohlwollen erzwingen soll.
Zu dem, was erst mal als ‚erträglich‘ bezeichnet ist, gehört das Auftauchen von Liz ( Hong Chau), die den wichtigen Beruf hat und Krankenschwester ist, seine Werte dauernd überwacht und ihn täglich vor dem früheren Tod rettet. Sie ist eine so renitente wie fürsorgliche Freundin und ständig zur Stelle, obwohl sie gleichzeitig auch widerspenstig ist. Und weg vom Rührstück kommt der Film, der dem Theaterstück von Samuel D. Hunter folgt, dann durch das Auftreten der Tochter Ellie ( Sadie Sink), die für ihn jahrelang verschollen war.
Sie ist clever und fordert den Vater gerade durch ihre rüde Art heraus. Er soll ihr nämlich ihre Aufsätze schreiben, die sie für das Studium braucht. Charlie ist nämlich Dozent für Literatur, der über eine Zoom-Konferenz seine Studenten berät, seine Aufgaben stellt und ihre Arbeiten analysiert und bewertet. Wir sehen an seinem Bildschirm seine Studenten, in der Mitte ist ein schwarzes Viereck. Das ist er, denn er ist als Bild seinen Studenten nicht zumutbar. Das weiß er selber.
Daß wir in Charlie wirklich diesen traurigen, am frühen Lebensende stehenden Koloß sehen, ist dem Fettsack zu verdanken, in dem der Schauspieler steckt. Unglaublich, was die Maske heutzutage kann. Und zu dem, was das Ganze über das Erträgliche hinaus skurril macht, gehört unbedingt der missionarische Thomas (Ty Simpkins), der bibelfest Charlie für seine christliche Sekte gewinnen will und selber doch ein Suchender ist, der aber Paroli bekommt.
Am stärksten ist es seine Tochter, die seine angenommene Dickfälligkeit durchdringt und sein Herz aufweicht, das sich verhärtet hatte, als sein Lebensgefährte Selbstmord verübte. Dieser Mann war neun Jahre zuvor der Anlaß, daß er Frau und Tochter verließ und dessen Selbstmord nun der Grund, warum er sich zu Tode frißt.
Das Leben. Eben.
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Regie Darren Aronofsky
Drehbuch Samuel D. Hunter, nach dessen gleichnamigen Theate
Darsteller
Charlie. Brendan Fraser
Ellie Sadie Sink
Thomas Ty Simpkins
Liz Hong Chau
Mary Samantha Morton
Lieferant Sathya Sridharan
Darren Aronofsky
Drehbuch Samuel D. Hunter, nach dessen gleichnamigen Theaterstück
Darsteller
Charlie
Ellie
Liz
Mary Samantha Morton
Lieferant Sathya Sridharan