Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 11. Mai 2023, Teil 8
Redaktion
Buenos Aires (Weltexpresso) - Wo bekommt man die Idee zu einem Film über eine argentinische Tangotruppe? In Irland, wo sonst? Lustigerweise wurde dort vor 20 Jahren die Idee zu ADIÓS BUENOS AIRES geboren. Seine Lebensgefährtin, die Regisseurin und Drehbuchautorin Stefanie Sycholt sagte zu German Kral: „Warum machst Du nicht einen Film über die Entstehung einer Tango-Bar in Buenos Aires...?“ Damit war der Grundstein zum ersten Spielfilm des bekannten Dokumentarfilmers gelegt. Nach einer ersten Drehbuchfassung kontaktierte der Wahlmünchner Kral den argentinischen Drehbuchautor Fernando Castets („Der Sohn der Braut“), den er aus seinen jungen Jahren in Buenos Aires kannte.
Wie es der Zufall wollte, hatte Castets fünf Minuten vor dem Telefonat die CD mit dem Soundtrack von Krals Film „Der letzte Applaus“ gekauft und konnte sich sehr wohl an Kral erinnern. Die Beiden fingen an zusammen zu arbeiten, neue Figuren kamen zum Plot dazu, andere verschwanden. Mit dem neuen Drehbuch konnte Kral den Produzenten von seinem letzten Film „Ein letzter Tango“, Dieter Horres und Nils Dünker überzeugen aufs Boot zu steigen. Als das Projekt irgendwann feststeckte, holte German Kral schließlich seinen guten Freund, den Drehbuch- und Romanautor Stephan Puchner ins Boot: „Stephan brachte einen neuen, frischen Blick mit“, erinnert sich Kral. „Ab dem Moment haben wir zusammen am Drehbuch gearbeitet und die Version entwickelt, die wir am Ende tatsächlich gedreht haben.“
Selbst, wenn Kral mit ADIÓS BUENOS AIRES die Geschichte gescheiterter, bzw. Hobby-Musiker aus den „Arrabales“, den Vororten Buenos Aires, erzählen wollte, musste deren Musik im Film betörend klingen. „Sie könnten verlorene Existenzen sein, aber der Tango, den sie spielen, muss die Herzen der Zuschauer berühren“, das stand für Kral fest. Er beauftragte den befreundeten Tango-Experten Pablo Fidanza, damit, die besten Tangomusiker zu finden, mit denen sie zusammenarbeiten konnten. Fidanza brauchte nicht lange und stellte ihm den Pianisten Fulvio Giraudo und den Bandoneonisten Nicolás Enrich vor. Die beiden jungen Musiker, echte Größen der Tangoszene Argentiniens, waren sofort von dem Projekt begeistert. Um die geeignete Gesangsstimme für Ricardo Tortorella zu finden, wurde ein Casting veranstaltet, an dessen Ende sich German Kral für den bekannten Sänger Carlos Morel entschied. Die Musikaufnahmen der Tangostücke fanden an zwei Tagen im traditionellen Aufnahmestudio ION in Buenos Aires unter Leitung des erfahrenen Aufnahmeingenieurs „El Portugués“ Da Silva statt. Im ION Studio haben alle Tangogrößen Argentiniens ihre Musik aufgenommen: Aníbal Troilo, Astor Piazzolla, Osvaldo Pugliese, Osvaldo Fresedo, Alberto Castillo, Ruben Juárez... um nur einige zu nennen.
Aber nicht nur die Tangos, sondern auch die komponierte Filmmusik insgesamt sollte einen wichtigen Baustein von ADIÓS BUENOS AIRES bilden. Und German Kral wandte sich an Gerd Baumann der bereits die Musik seines Abschlussfilms „Buenos Aires, meine Geschichte“ geschrieben und auch Teile der Musik für seinen Film „Ein letzter Tango“ komponiert hatte. Baumann sichtete für ADIÓS BUENOS AIRES verschiedene Fassungen des Films und komponierte spontan Stücke, die dann im Rohschnitt angelegt und dann von ihm weiterbearbeitet wurden. Andere Szenen, wie die beim Steinewerfen am Fluss oder die Liebeserklärung, komponierte Gerd Baumann natürlich ganz genau auf das jeweilige Bild.
German Kral bewundert Gerd Baumanns musikalisches Können: „Er ist ein großer Künstler und ich liebe es bei ihm im Studio zu sitzen und ihn zu beobachten, während er verschiedene Sachen ausprobiert.“ Mindestens ebenso bewundert er aber Baumanns Fähigkeiten als Barista. „Er macht auch einen großartigen Kaffee. Das muss ich wirklich sagen“, lacht der Regisseur.
Auch vor diesem Film machte die Covid-19-Pandemie nicht halt. Und so kam es, dass schon in der zweiten Drehwoche die Arbeiten unterbrochen werden mussten. German Kral erinnert sich: „Ich hörte den argentinischen Präsidenten im Radio, als er davon sprach, für zwei Wochen alles im Land zu schließen. Ich konnte es einfach nicht glauben!“ Nach der offiziellen Ankündigung des Lockdowns konnte das Team noch einen Tag lang Außenaufnahmen drehen, die auf Julios Terrasse spielten. Dann war erstmal Schluss. Am nächsten Tag kam der Lockdown. Das war der 20. März 2020. Erst zehn Monate nach dem letzten Take konnten die Dreharbeiten wieder fortgesetzt werden.
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Regie. German Kral
Drehbuch. Stephan Puchner, Fernando Castets, German Kral
Darsteller
Julio Färber. Diego Cremonesi
Mariela Martínez Marina Bellati
Carlos Acosta. Carlos Portaluppi
Atilio Fernández. Manuel Vicente
Tito Godoy. Rafael Spregelburd
Ricardo Tortorella. Mario Alarcón
El Jose. Luis Ziembrowski
Abdruck aus dem Presseheft