Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 11. Mai 2023, Teil 10
Redaktion
Buenos Aires (Weltexpresso) - Du irrst umher und weißt nicht mehr, welches Gleis dich weiterführt. Entfremdet von allem Glauben willst du Meere überqueren und kannst es nicht...
aus dem Tangoklassiker: „Desencuentro“ („Entfremdung“) von Aníbal Troilo und Cátulo Castillo
ÜBER DIE TANGOTEXTE IM FILM:
In Buenos Aires ist der Tango ein sehr wichtiger Teil des alltäglichen Lebens. Er ist überall präsent: Im Radio, im Fernsehen, im Taxi, bei den Familienfeiern etc. Anders als im Ausland, wo der Tango hauptsächlich als erotische Tanzform bekannt ist, ist in Buenos Aires der Tango als Gesang ein Ausdruck des Lebens der „Porteños“, wie die Leute aus Buenos Aires durch die Nähe zum „Puerto“ („Hafen“ auf Spanisch) genannt werden.
Die Tangotexte, die meistens zwischen 1930 und 1960 geschrieben wurden, spiegeln das Leben, die Hoffnungen, die Frustrationen, den Humor und die Leidenschaft der Porteños wider.
Es gibt einige Tangos in ADIÓS BUENOS AIRES, wie „PASIONAL“ (Leidenschaftlich) „DESENCUENTRO“ (Entfremdung). „CAMBALACHE“ (Trödelladen), oder „HONRAR LA VIDA“ (Das
Leben ehren) die beinahe jeder Porteño auswendig singen kann.
Für die Drehbuchautoren von ADIÓS BUENOS AIRES war es eine Herausforderung in ihrer Arbeit, einige dieser bekannten Tangos so organisch und unauffällig wie möglich in die Handlung einzuflechten.
PASIONAL („Leidenschaftlich“, 1951. Musik: Jorge Caldara, Text: Mario Soto) wird vom Maestro Ricardo Tortorella (Mario Alarcón) im Radio in der Bar gesungen:„
... Porque en la sangre te llevo
Y en cada instante...
febril y amante
quiero tus labios besar.
Te quiero siempre así...
estás clavada en mí
como un puñal en la carne.
Y ardiente y pasional...
temblando de ansiedad
quiero en tus brazos morir.“
... Du durchfließt mich wie mein Blut
Ich will in jedem Augenblick,
fieberhaft und voller Liebe,
Deine Lippen küssen.
Ich liebe Dich und werde Dich für immer lieben
Du steckst in mir
wie ein Dolch im Fleisch
Und leidenschaftlich brennend,
vor Furcht erzitternd,
will ich in Deinen Armen sterben.
DESENCUENTRO („Entfremdung“, 1962. Musik: Aníbal Troilo, Text: Cátulo Castillo) wird vom Maestro Ricardo Tortorella (Mario Alarcón) gesungen, als er zum ersten Mal zur Probe in die Bar kommt:
Estás desorientado y no sabés
qué "trole" hay que tomar para seguir.
Y en este desencuentro con la fe
querés cruzar el mar y no podés.
La araña que salvaste te picó
-¡qué vas a hacer!-
y el hombre que ayudaste te hizo mal
-¡dale nomás!-
Y todo el carnaval
gritando pisoteó
la mano fraternal
que Dios te dio.
¡Qué desencuentro!
¡Si hasta Dios está lejano!
Llorás por dentro,
todo es cuento, todo es vil.
En el corso a contramano
un grupí trampeó a Jesús...
No te fíes ni de tu hermano,
se te cuelgan de la cruz...
Por eso en tu total
fracaso de vivir,
ni el tiro del final
te va a salir.
Du irrst umher und weißt nicht mehr,
welches Gleis dich weiterführt.
Entfremdet von allem Glauben
willst du Meere überqueren und kannst es nicht.
Die Spinne, die du gerettet hast, hat dich
gebissen –
egal, so ist's!
Und der Mann, dem du geholfen hast,
er tat dir Böses an - was soll's!
Und dieser ganze Karneval des Lebens
trampelt auf der brüderlichen Hand herum,
die Gott dir mitgegeben hat.
Welche Entfremdung!
Selbst Gott ist fern!
Du weinst in deinem Innern
Alles ist Lüge, alles Niedertracht!
Alles scheint verloren,
den Heiland haben sie geschlagen.
Vertrau nicht mal deinem Bruder
Jeder hängt sich an dein Kreuz.
Und in all deinem Verdruss
gelingt dir zum Schluss
nicht einmal
der letzte Schuss.
CAMBALACHE („Trödelladen“, 1934. Musik und Text: Enrique Santos Discépolo) gilt als einer der bekanntesten Tangos überhaupt und wird von Ricardo Tortorella (Mario Alarcón) beim Geburtstagsfest von Senator Salinas Frau, während im Plaza de Mayo die Polizei gegen die Demonstranten schießt.
Que el mundo fue y será una porquería
ya lo sé...
¡En el quinientos seis
y en el dos mil también!
Que siempre ha habido chorros,
maquiavelos y estafaos,
contentos y amargaos,
valores y dublé...
Pero que el siglo veinte
es un desplieguede maldá insolen te,
ya no hay quien lo niegue.
Vivimos revolcaos en un merengue
y en un mismo lodo todos manoseaos...
¡Hoy resulta que es lo mismo
ser derecho que traidor!...
¡Ignorante, sabio o chorro,
generoso o estafador!
¡Todo es igual!
¡Nada es mejor!
¡Lo mismo un burro
que un gran profesor!
No hay aplazaos
ni escalafón,
los inmorales
Dass die Welt ein Saustall ist,
das weiß ich längst.
Das war sie schon im Jahre 506
und ist sie auch im Jahr 2000.
Es gab schon immer Gauner,
Machiavellisten und Betrogene,
Zufriedene und Verbitterte,
Ehrbare und Taugenichtse.
Dass aber das 20. Jahrhundert
ein Aufmarsch an dreister Bosheit ist,
das kann niemand länger leugnen.
Wir alle leben in einem Wust
und suhlen uns im gleichen Schlamm.
Es macht keinen Unterschied mehr,
ob du anständig bist oder ein Verräter,
ignorant, weise, ein Bandit,
ehrbar oder Dieb.
Alles ist gleich.
Nichts ist besser.
Ein Esel ist
einem großen Professor gleichgestellt.
Keiner bleibt mehr sitzen,
keiner steigt mehr auf.
Die ohne Moral
sind den Guten gleichgestellt.
Wenn einer von Verleumdung lebt,
ein anderer aus Habgier stiehlt,
dann ist es gleich, ob einer Priester ist,
Nichtsnutz oder Ass,
Schurke oder Schwindler.
nos han igualao.
Si uno vive en la impostura
y otro roba en su ambición,
¡da lo mismo que sea cura,
colchonero, rey de bastos,
caradura o polizón!...
HONRAR LA VIDA („Das Leben ehren“, Musik und Text: Eladia Blázquez) wird von Ricardo Tortorella am Ende des Films in der Bar gesungen.
¡No!
Permanecer y transcurrir
no es perdurar, no es existir
¡Ni honrar la vida!
Hay tantas maneras de no ser,
tanta conciencia sin saber
adormecida...
Merecer la vida
no es callar y consentir,
tantas injusticias repetidas...
¡Es una virtud, es dignidad!
Y es la actitud de identidad ¡más definida!
Eso de durar y transcurrir
no nos da derecho a presumir.
Porque no es lo mismo que vivir...
¡Honrar la vida!
Nein!
Bloß da zu sein, während die Zeit verrinnt,
bedeutet zu vergehen, nicht zu leben
und nicht das Leben ehren!
Es gibt so viele Weisen, nicht zu sein,
so viel Bewusstsein,
das in tiefen Schlaf gefallen ist
Das eigene Leben zu verdienen
bedeutet nicht, zu schweigen
und all das Unrecht hinzunehmen
Es erfordert Tugend, Würde,
klare Haltung zum eigenen Selbst
Bloß da zu sein, während die Zeit verrinnt,
gibt uns kein Recht, uns dessen noch zu rühmen
Denn das Leben nur zu leben ist etwas anderes
als das Leben ehren!
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Regie. German Kral
Drehbuch. Stephan Puchner, Fernando Castets, German Kral
Darsteller
Julio Färber. Diego Cremonesi
Mariela Martínez Marina Bellati
Carlos Acosta. Carlos Portaluppi
Atilio Fernández. Manuel Vicente
Tito Godoy. Rafael Spregelburd
Ricardo Tortorella. Mario Alarcón
El Jose. Luis Ziembrowski
Abdruck aus dem Presseheft