rambaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 11. Mai 2023, Teil 11

Sobo Swobodnik

Berlin( Weltexpresso) - Inklusion ist ein großes Wort mit einem hehren Anspruch, das sich an der gesellschaftlichen Wirklichkeit mitunter die Zähne ausbeißt. Wie Inklusion und Integration, in diesem Fall von beeinträchtigen und nicht beeinträchtigten Menschen bestenfalls funktioniert, kann an dem inklusiven Theater RambaZamba, das seit mittlerweile über dreißig Jahren dieses Miteinander tagtäglich lebt, eindrucksvoll abgelesen werden. Der Film ist eine filmische Reise und ein dokumentarisches Porträt dieses eigenwilligen wie besonderen Theaters mit ihren beeinträchtigten, ganz außergewöhnlichen Schauspieler*innen.

Es ist aber auch eine experimentelle Versuchsanordnung, bei dem der integrative und inklusive Ansatz, der sich in der Theaterarbeit permanent manifestiert, auch in den filmischen Prozess mit integriert wird.


Das Theater RambaZamba

„Dass sie anders sind, ist ihre Qualität im Zeitalter der Nivellierungen.“ Heiner Müller Sie sind nicht nur anders. Sie sind auch besonders. Außergewöhnlich als Theater. Das RambaZamba Theater ist ein Novum, ein Ereignis, etwas das schon da war, bevor es dieses hätte überhaupt geben dürfen. Von Dr. Gisela Höhne und Klaus Erforth 1990 gegründet, war bei der ersten Premiere das Wort Inklusion noch gar nicht erfunden und eine Zusammenarbeit von behinderten und nichtbehinderten Künstler*innen mit professionellem Anspruch und auf Augenhöhe absolutes Neuland.

Es entstand hier vor über dreißig Jahren ein Theater, in dem integratives und inklusives Miteinander in Form von Theater selbstbewusst gelebt wird und das seiner Zeit und den gesellschaftlichen Entwicklungen weit voraus war, so weit, dass die Zeit und die Entwicklungen sich heute noch ranhalten müssen, um Schritt halten zu können, um hinterherzukommen. Das RambaZamba ist Pionier, Visionär und Bewahrer zugleich. Die gesellschaftlichen Verhältnisse ziehen mittlerweile zum Glück nach, was das RambaZamba in seiner Überzeugung, seiner Nachhaltigkeit und Entschlossenheit seit Jahrzehnten vorlebt.

In diesem außergewöhnlichen Theater wird die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung täglich gelebt und findet seinen einzigartigen, künstlerischen Ausdruck in den über 100 Vorstellungen pro Spielzeit. Das Theater ist eine der national und international renommiertesten Bühnen für inklusives Theater. Die Idee, Menschen mit einer Behinderung nicht zu verstecken, sondern sie in ihren ganz besonderen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu fördern, ein Ensemble zu bilden, ein Repertoire aufzubauen und sie ins Scheinwerferlicht zu stellen, war damals vor über dreißig Jahren revolutionär und ist auch heute noch Theateravantgarde.

Der jetzige Theaterleiter Jacob Höhne steht ganz in dieser Tradition und setzt sich bewusst mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Fragen auseinander. Das Ziel ist es, ein Theater zu machen, das süchtig macht, unterhaltsam ist, zugänglich und menschlich bleibt, offen für sämtliche Spielarten der Kunst ist und dabei immer den einzigartigen Blick und Ausdruck der
Schauspieler*innen zum Glänzen bringt.

Dabei ist das Theater RambaZamba vor allem auch dafür bekannt, sich nicht als therapeutische Einrichtung oder als sozialtherapeutisches Projekt zu begreifen, sondern mit der professionellen Aufführung eine Form zu schaffen, in der alle Darsteller*innen in ihrer Besonderheit zur Geltung kommen. So erweitert sich der Bereich des Künstlerischen. Es sind die auf verschiedene Weise beeinträchtigte Ensemblemitglieder*innen, die diesen Freiraum entdecken und energisch besetzen.

Das Herz des Theaters sind die vierunddreißig Schauspieler*innen, die mit ihrem Humor, ihrer Energie und ihrer ganz besonderen Leidenschaft jedes klassische Stück und jeden zeitgenössischen Text ungemein bereichern und daraus neue Funken schlagen. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit jungen, innovativen und mutigen Regisseur*innen, Choreograf*innen, Musiker*innen und Autor*innen macht das Theater zu einem Ort für moderne, unangepasste und aufwühlende Inszenierungen. Immer mit Mut zum Experiment und auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen jenseits festgefügter Genre-Grenzen, was RambaZamba auch unzählig viele Gastspiel-Einladungen in ganz Europa einbrachte und es nicht nur im deutschsprachigen Raum zu einem der angesehensten inklusiven Theater macht. 


Foto:
©Verleih

Info: 
Stab

Buch, Regie, Kamera: | Sobo Swobodnik

Besetzung
Eva Fuchs, Mario Gaulke, Juliana Götze, Moritz Höhne, Hans-Harald Janke, Anil
Merickan, Hieu Pham, Zora Schemm, Jonas Sippel, Sebastian Urbanski, Nele
Winkler, Artemis Chalkidou, Almut Zilcher, Vicki Steinmüller, Ignacio Jarquin, Beatrix
Brandler, Sabina Moe, Angel Montes Cledera, Roberta Pupotto, Steffen Sünkel, Sara
Lu, Jacob Höhne u.v.a

Abdruck aus dem Presseheft