Elemental1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 22. Juni 2023, Teil 1

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Vor Jahren haben die beiden Feuerwesen Bernie Lumen und seine Frau Cinder sich entschieden von Fireland nach Element City zu ziehen. In Element City leben zahlreiche Wesen, die von einem der vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer abstammen, mehr oder weniger eng zusammen. Dort hatten die beiden allerdings einen schweren Start, da ihnen niemand eine Wohnung vermieten wollte, weil Feuerwesen als Mieter wohl nicht gerne gesehen werden. Letztendlich ziehen Bernie und Cinder in einen etwas heruntergekommenen Stadtteil, der mehrheitlich von Feuerwesen bewohnt wird. Dort eröffnet das Ehepaar in einer alten Ruine einen kleinen Gemischtwarenladen.



Ihre Tochter Ember, die bereits in Element City geboren wurde, soll dort in Sicherheit aufwachsen und einmal den inzwischen recht erfolgreichen Laden übernehmen, denn es hat sich in Laufe der Zeit um den Laden herum inzwischen ein florierendes Feuer-Viertel entwickelt.

20 Jahre später ist Bernie immer noch der Besitzer des Ladens, in dem Ember jetzt regelmäßig mitarbeitet. Doch Ember tut sich etwas schwer mit der manchmal nicht einfachen Kundschaft, denn durch ihr feuriges Temperament entlädt sich ihre Wut jedes Mal in einer echten Explosion, wenn die Kunden zu anstrengend und fordernd werden.

Als sie sicherheitshalber während eines solchen Wutausbruchs in den Keller geht, löst sie dort einen Rohrbruch aus, wodurch das Wasserwesen Wade Ripple in Embers Keller gespült wird. Dummerweise arbeitet Wade für die städtische Bauaufsicht. Er schaut sich die Rohre im Keller an und verpasst Ember und Bernie erst einmal eine Reihe von Strafzetteln, die dummerweise eine Schließung des Geschäfts nach sich ziehen würden.

Ember versucht zu verhindern, dass Wade der Stadtverwaltung die Mängel mitteilt, doch unglücklicherweise können Ember und Wade nicht verhindern, dass die Strafzettel in der Rohrpost auf dem Weg zur Bürgermeisterin landen. Da Wade aber ein besonders gutes Herz hat und er sich doch etwas schuldig fühlt, hilft er Ember dabei Bürgermeisterin Gale, ein Luftwesen, zu finden, um die Strafzettel wieder zurück zu bekommen oder zumindest die Schließung des Ladens zu verhindern.

Während Ember und Wade zusammen versuchen, die Schließung des Ladens abzuwenden, kommen sich die beiden näher, auch wenn sie zunächst einmal nicht viel miteinander anfangen können. Doch dann verbringen sie immer mehr Zeit miteinander. Dabei stellen sie fest, dass sie vielleicht doch um einiges mehr als zuerst gedacht gemeinsam haben – und das es um mehr als nur reine Freundschaft geht. Denn während Ember Wade immer noch vor ihren Eltern verbirgt, lädt Wade sie zu seiner netten - aber zugegeben etwas nah ans Wasser gebauten – Familie ein. Dort erkennt Wades Mutter Brook, dass Ember eine ganz besondere Fähigkeit hat, doch können Feuer und Wasser wirklich sich wirklich ganz nahe kommen und wie kann Ember ihrem Vater klar machen, dass die Führung des Ladens nichts für sie ist, sondern dass sie ganz andere wunderbare und feurige Talente hat?


Elemental2″Elemantal″ ist der 27. Pixar Animationsfilm. Bei seinem Inhalt muss man natürlich auch an Disneys ″Zoomania″ (2016) denken. Aber Regisseur Peter Sohn und die Drehbuchautoren Brenda Hsueh und John Hoberg haben sich nicht nur davon inspirieren lassen, sondern auch von Sohns eigener Vergangenheit. Denn Sohns Eltern sind in den 1970er Jahren aus Korea in die USA eingewandert und er selbst ist 1977 in New York geboren worden. Aus diesem Grund war für ihn war sicher New York das Beispiel für einen Schmelztiegel der Kulturen.

Gerade Element City ist als eine abwechslungsreiche und farbenfrohen Metropole gestaltet, bei der nahezu jede Szene mit vielen kleinen kreativen Ideen punktet, denn
Element-City ist eine Stadt mit unendlich vielen Gassen, wunderbaren Bauten und tollen Schauwerten.

Da die verschiedenartigen Einwohner natürlich ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben, müssen sich die vier Elemente Feuer, Wasser Erde und Luft nicht nur eine Stadt teilen, sondern das betrifft eigentlich jedes mögliche Gebiet wie Transport (eine tolle Metro auf dem Wasser), Nahrung (die feurigen Bällchen, die Bernie verkauft und mit der Wade erst einmal Schwierigkeiten hat) oder Sport (wunderbare Szenen von einem Quidditch ähnlichen Spiel der Luftpersonen, die wie Wolken immer wieder auseinander fallen und sich dann wieder zusammensetzen.).

Aber auch die unterschiedlichen Wohnungen zeigen den verschiedenartigen Lebensstandard. Wade stammt ganz eindeutig aus einer begüterten Familie mit einem Pool in der Wohnung, auch wenn er selbst doch nicht so recht weiß, was er beruflich anfangen soll und deshalb gerade bei der Bauaufsicht gelandet ist. Dagegen ist das Haus der Familie Lumen doch etwas zusammengestückelt und Vater Bernie hat die vielen Reparaturen – auch unter Umgehung der Bauaufsicht – immer wieder selbst ausgeführt. Dass allerdings dann das Wasserrohr platzt hat andere Gründe, denn eigentlich ist die Wasserversorgung im Feuerbezirk schon seit Jahren abgestellt, allerdings läuft ein Rückhaltebecken immer wieder voll, was dann zum Platzen der uralten Leitungen führt.

Natürlich haben Ember und Wade erst einmal logistische Probleme sich auch körperlich anzunähern. Das wäre sicher mit dem etwas vorwitzigen Erd-Bewohner Clod sehr viel einfacher, der Ember regelmäßig Avancen macht und der dann immer eine Blume unter seiner Achsel wachsen lässt. Doch Ember zeigt dem Jungen deutlich, dass sie an ihm kein Interesse hat.

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Auch wenn die Idee mit einer Großstadt, in der ganz unterschiedliche Wesen zusammenleben, nicht unbedingt neu ist, ist doch der eigentlich zentralen Punkt der Story das Thema der Einwanderer-Erfahrung. Denn neben der Angst vor Fremden und den Vorurteilen Andersartigen gegenüber spielen Toleranz, Identität und das Schwanken zwischen der Familientradition und der Selbstverwirklichung eine große Rolle.

Der Film zeigt das ganz hervorragend am Beispiel der Familie Lumen wie die Probleme der Eingewanderten der ersten und zweiten Generation von der Ablehnung der Neuankömmlinge über den schweren Aufbau des eigenen Geschäfts hin zum Problem der Kinder, die selbst Schwierigkeiten haben, einen eigenen Weg zu finden. Da die Eltern so stolz auf das von ihnen Geleistete sind, haben die Kinder selbst kaum noch die Chance, einen eigenen von den Vorstellungen der Eltern abweichenden Weg zu gehen. Ember möchte eigentlich unter keinen Umständen den Laden des Vaters übernehmen, sondern viel lieber eine Ausbildung zur Glasbläserin machen. Doch sie traut sich nicht, das ihrem Vater zu sagen, da der schon alle Freunde und Verwandten zu einem großen Fest zur Übergabe des Ladens eingeladen hat.

Ganz anders reagiert Wades Mutter Brook, die Ember nicht nur zeigt, dass sie als Glasbläserin ganz besondere künstlerische Talente hat, sondern sie
erkundigt sich dann auch gleich nach einer entsprechenden Ausbildungsstätte.

Die FBW Jugend Filmjury hat dem Film 4,5 von 5 Sternen gegeben, da in der Geschichte sehr schön immer das Gemeinsame gesucht wird. Ember und Wade lernen voneinander, gerade weil sie so unterschiedlich sind. Gleichzeitig wächst ihr Vertrauen und zusammen schaffen sie dann das Unmögliche.

Peter Sohn und sein Team haben mit ″Elemental″ einen zauberhaften Film erstellt, der vor Einfallsreichtum nur so strotzt und der dabei eine ergreifende Geschichte über Immigration, Angst vor dem Fremden und Selbstbestimmung erzählt. Dabei ist der Animationsfilm aber auch noch äußerst gefühlvoll. Nett ist aber auch, dass alle Feuer-, Wasser und Luft-Figuren sich immer wieder verformen (Wades Haarschopf steht mal links und mal rechts und die Feuerpersonen lodern sowieso und wie die Luftbewohner auseinander fallen und sich dann wieder zusammensetzen, vor allem wenn sie angestoßen werden).

Elemental4Natürlich hätte man die unterschiedlichen Welten noch viel stärker erkunden können, dann hätte der Film aber länger als die für einen Kinderfilm schon recht lange 102 Min. sein müssen. Auch wenn manche Themen vor allem Erwachsene ansprechen werden, hat die Animations-Komödie genug Tempo, Action und Humor, um auch Kindern zu gefallen. Es lohnt sich deshalb für alle Altersgruppen, sich den sehenswerten Film im Kino anzusehen.

Foto 1: Ember (Leah Lewis / Emilia Schüle) und Wade (Mamoudou Athie / Jannis Niewöhner) © 2023 Disney / Pixar
Foto 2: Wade (Mamoudou Athie), Ember (Leah Lewis) und Brook (Catherine O’Hara) © 2023 Disney / Pixar
Foto 3: Gale (Wendi McLendon-Covey), Ember (Leah Lewis) und Wade (Mamoudou Athie) © 2023 Disney / Pixar
Foto 4: Wade (Mamoudou Athie) und Ember (Leah Lewis) © 2023 Disney / Pixar

Info:
Elemental (USA 2023)
Originaltitel: Elemental
Genre: Animation, Komödie, Familie
Filmlänge: 102 Min.
Regie: Peter Sohn
Drehbuch: Brenda Hsueh, John Hoberg
Originalstimmen: Leah Lewis; Mamoudou Athie; Ronnie del Carmen, Shila Ommi, Wendi McLendon-Covey, Catherine O'Hara, Mason Wertheimer, Joe Pera, Matt Yang King u.a.
Deutsche Synchronsprecher: Emilia Schüle, Jannis Niewöhner u.a.
Deutscher Sänger: Wincent Weiss
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 22.06.2023