Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 6. Juli 2023, Teil 6
Redaktion
Wien (Weltexpresso) – Nach der guten Erfahrung und dem europaweiten Erfolg von EGON SCHIELE – TOD UND MÄDCHEN aus dem Jahr 2016 entstand bei der Wiener Produktionsfirma Film AG von
Alexander Glehr und Johanna Scherz schnell der Wunsch, ein weiteres Mal mit dem renommierten Filmemacher Dieter Berner und Drehbuchautorin Hilde Berger zusammenzuarbeiten. EGON SCHIELE – TOD UND MÄDCHEN wurde mit drei Romys ausgezeichnet, darunter als beste Produktion und für das beste Drehbuch, und bescherte Darstellerin Valerie Pachner den Österreichischen Filmpreis. Der Film verkaufte sich in über 40 Länder und wurde zu etlichen Festivals eingeladen, darunter zu bedeutenden wie das Zurich Film Festival, das Busan International Film Festival, die Hofer Filmtage, das Molodist Kyiv IFF in Kiew oder die Diagonale in Graz, dem wichtigsten Festival für österreichische Filme.
Mit ALMA & OSKAR nahmen sich die gut aufeinander eingespielten Kreativpartner erneut einen biografischen Stoff aus der Wiener Künstlerszene um die Wende zum 20. Jahrhundert vor. „Wir waren mit EGON SCHIELE alle sehr glücklich. Dieter Berner und Hilde Berger sind in diese vergangene Zeit tief eingetaucht und besitzen ein sehr großes Wissen“, sagt Produzentin Johanna Scherz. Zunächst waren die Produzent:innen dennoch etwas skeptisch, ob es Sinn machte, gleich wieder einen österreichischen Maler ins Zentrum einer filmischen Geschichte zu rücken. „Allerdings hat uns überzeugt, dass hier nicht Oskar Kokoschka und sein Werk im Mittelpunkt stehen, sondern ein ganz anderer Aspekt beleuchtet wird, nämlich die Beziehung zwischen ihm und Alma Mahler“, erzählt Alexander Glehr.
Wie EGON SCHIELE – TOD UND MÄDCHEN basiert ALMA & OSKAR auf einem biografischen Roman von Hilde Berger. „Ob es Hass ist, solche Liebe?“ (bzw. mittlerweile „Die Windsbraut“) erschien in Österreich sogar bereits vor „Egon Schiele“ im Jahr 1999. Die Idee, daraus einen Film zu machen, geisterte schon sehr lange in Hildes und Dieters Köpfen herum. Nachdem Bruce Beresford 2001 allerdings mit dem Alma-Mahler-Film DIE WINDSBRAUT auf den Kinomarkt kam, hatten sie den Stoff erst einmal ruhen lassen. Das Produzentenduo fand spannend, dass, nachdem Berner und Berger das Projekt wieder in Angriff genommen hatten, sie im Drehbuch Alma Mahler stärker in den Fokus rückten und sie als eigenständige Persönlichkeit mit großer musikalischer Begabung zeigen, als Frau, die mehr sein will als Projektionsfläche. „Oskar Kokoschka hatte eine bestimmte Vorstellung von ihr, er ist ihr verfallen, sah sie als seine Muse und erwartete mehr von ihr, als sie zu geben bereit war.
Eigentlich hat jeder einen eigenen Blick auf Alma Mahler. Das haben wir auch bei den Kommentaren zu den Fördereinreichungen gemerkt. Da hieß es, wenn Alma Mahler einen so großen Einfluss auf Männer hatte, war sie doch sicher lieblicher, als ihr sie darstellt, oder eben gerade weniger lieblich. Es gab zig Meinungen, weil sich jeder zu erklären versucht, warum sie einen so großen Einfluss in der Kunstwelt und bei den Männern hatte“, berichtet Scherz.
Nicht nur, aber vor allem in Österreich sind Alma Mahler und Oskar Kokoschka klingende Namen. Jeder kennt die Mythen, die sich um die Witwe Gustav Mahlers ranken, weiß, dass sie Anfang des vergangenen Jahrhunderts mit allen großen Köpfen Wiens zu tun hatte. Und jeder kennt die eindringlichen expressionistischen Gemälde Kokoschkas. Scherz und Glehr schätzen Dieter Berner, der zu den meistangesehenen, vielfach ausgezeichneten Filmemachern Österreichs zählt und mit seinen Fernsehmehrteilern „Alpensaga“ und „Arbeitersaga“ ein Stück österreichische Filmgeschichte schrieb. „Dieter
kommt aus einer anderen Generation als Johanna und ich, von ihm stammen viele Filme, die wir aus unserer Jugend kennen, die im audiovisuellen Gedächtnis aller Österreicher verankert sind.“ Bei den Drehbüchern arbeitete Berner viele Male mit seiner Ehefrau Hilde Berger zusammen. Ihr Anliegen ist solides, figurengetriebenes Erzählkino mit einem hohen Maß an Emotionalität sowohl im Drehbuch als auch später in der Inszenierung. Alexander Glehr bringt es auf den Punkt: „Hilde und Dieter schaffen zeitlose Kinoerlebnisse. Sie haben die österreichische Filmszene Zeit ihres Lebens mitgeprägt. Ihnen ist zu verdanken, dass derartige klassische, epische Erzählformen im österreichischen Kino möglich sind.“
Abdruck aus dem Presseheft