Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 6. Juli 2023, Teil 8
Redaktion
Wien (Weltexpresso) – Die Beziehung von Alma Mahler und Oskar Kokoschka wird in der Literatur gerne als eine der wildesten Liebesbeziehungen des 20. Jahrhunderts dargestellt. Entsprechend unverkrampft sollte diese Liebesbeziehung auf der Leinwand umgesetzt werden. Zur Erarbeitung der freizügigen Sexszenen zwischen den beiden Hauptdarsteller:innen holten sich Produktion und Regisseur Dieter Berner eine Spezialistin an Bord: die österreichische Choreographin, Performerin und Tanzpädagogin Doris Uhlich. In ihren international zur Aufführung kommenden Performances setzt sie sich mit Themen wie Schönheitsideale und Körpernormen auseinander und beschäftigt sich zudem mit der Darstellung von Nacktheit jenseits von Ideologie und einfacher Erotisierung.
„Wir machten uns viele Gedanken, wie man Körperlichkeit und vor allem die körperliche Nähe zwischen den beiden inszenieren und erzählen kann“, sagt Johanna Scherz. Die Produktion suchte nicht nur jemanden, der mit den beiden Hauptdarsteller:innen diesbezüglich arbeitete, sondern auch jemanden, der dem im Film gezeigten Theaterstück, Kokoschkas „Mörder, Hoffnung der Frauen“, eine Form geben konnte. „Das Stück wurde 1908 während der Kunstschau Wien aufgeführt. Damals war es ein Skandal. Wir wollten es in eine heutige Zeit übersetzen, in einen Expressionismus, der auch heute noch gültig ist. Doris Uhlich hat daraus ein Tanztheater choreographiert“, so die Produzentin weiter. Den Namen hatte Dieter Berner ins Spiel gebracht. Er kannte die Künstlerin von ihren Inszenierungen und von gemeinsamen Dozententätigkeiten am Max-Reinhardt-Seminar. „Wir waren sehr froh, dass wir Doris für die Vorbereitung und Umsetzung der intimen Szenen zwischen Emily und Valentin und als Choreographin gewinnen konnten. Es war für alle eine gute und schöne Erfahrung. Emily und Valentin haben sich sehr gut verstanden und konnten sich gut aufeinander einlassen“, so die Produzentin.
Eine explosive Amour fou
Das Interessante an ALMA & OSKAR ist für die Produzent:innen der Aspekt der Reflexion und Selbstreflexion. „Der Film ist eine Auseinandersetzung mit der Eigen- und Fremdwahrnehmung und zeigt anhand einer Frau wie Alma Mahler, dass eine Stärke darin liegt, sich in allen Reflexionen zu betrachten, die man durch das Verhalten der anderen, weil man auf sie wirkt, gespiegelt bekommt“, so Glehr und Scherz. An Emily Cox als Alma Mahler gefällt ihnen, dass sie eine Stärke ausstrahlt, etwas zu wollen, dass sie durch ihr Leben geht und ihre Ziele verfolgt, sich gleichzeitig aber erlaubt, ihren Emotionen hinzugeben. Bei historischen Stoffen geht es beiden nicht darum, nachzuerzählen, wie wer vor 150 Jahren gelebt hat. „Eine historische Geschichte muss immer in irgendeiner Form auf das Heute
reflektieren. Ich glaube nicht, dass wir heute etwas von Alma Mahler lernen können. Als Person bricht sie aber mit Rollenbildern und bringt gewisse Grundfragen einer Gesellschaft auf den Punkt. Die historische Zeit, der zeitliche Kontext kann für eine überspitzte Erzählung genutzt werden. Das ist das Spannende“, so Alexander Glehr.
Der interessanteste Prozess bei der Entstehung des Films sei der Schnittprozess gewesen, wo der Film immer wieder neu gedacht wurde. „Bis wir zu einer stringenten Erzählart gefunden haben, die funktioniert und diese Beziehung der beiden, diese Amour fou mit all ihrer Leidenschaft, Liebe und Gewalt auf den Punkt bringt, die der Explosion zweier Menschen folgt.
Wir sind sehr glücklich mit dem Endergebnis.
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Alma Mahler EMILY COX
Oskar Kokoschka VALENTIN POSTLMAYR
Lilly Lieser TÁŇA PAUHOFOVÁ
Walter Gropius ANTON VON LUCKE
Adolf Loos WILFRIED HOCHHOLDINGER
Bessi VIRGINIA V. HARTMANN
Peter Altenberg GERALD VOTAVA
Franz Ferdinand CORNELIUS OBONYA
Bruno Walter MEHMET ATEŞÇİ
Gustav Mahler MARCELLO DE NARDO
Manon Gropius JOHANNA ORSINI
Anna Moll BRIGITTE KARNER
Gucki Mahler LILO GRÜN
Carl Moll ROLAND KOCH
STAB
Drehbuch HILDE BERGER, DIETER BERNER
Basierend auf dem Roman „Die Windsbraut“ von HILDE BERGER
Regie DIETER BERNER
Abdruck aus dem Presseheft