malt2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 6. Juli 2023, Teil 7

Redaktion

Wien (Weltexpresso) – Obwohl EGON SCHIELE – TOD UND MÄDCHEN in derselben Zeit spielt wie ALMA & OSKAR, gibt es einen prägnanten Unterschied: Die Geschichten bilden komplett verschiedene
Gesellschaftsschichten ab. Schiele stammte aus sehr ärmlichen Verhältnissen, Alma Mahler gehörte der gehobenen Klasse an, verkehrte mit Kokoschka in Salons, in die Schiele nie Zutritt erhalten hätte. Das historische Setting von ALMA & OSKAR war entsprechend kostenintensiver als bei EGON SCHIELE. „Dieter Berner ist sehr detailverliebt. Vieles musste exakt so nachgebaut werden, wie es damals war“, erzählt Johanna Scherz, die in diesem Zusammenhang die hervorragende Arbeit von Szenenbildnerin Su Erdt und von Kameramann Jakub Bejnarowicz lobt.

„Produktionen sind nie unkompliziert, vor allem, wenn es historische sind. Was uns zugutekam, war, dass wir uns mit Dieter und Hilde durch die gemeinsame Erfahrung mit SCHIELE bereits zusammengerauft hatten, ein gegenseitiges Vertrauen vorhanden war, was uns etwaige Konflikte, die es vielleicht hätte geben können, erspart hat“, überlegt Alexander Glehr. Der Erfolg des SCHIELE-Films, der nicht nur gute Zahlen in den deutschen und österreichischen Kinos schrieb, sondern auch hervorragende Quoten bei den Fernsehausstrahlungen erzielte, legte die Basis, um die Finanzierung von ALMA & OSKAR zusammenzubekommen. Wurde EGON SCHIELE – TOD UND MÄDCHEN als österreichisch-luxemburgische Koproduktion aufgegleist, sind bei ALMA & OSKAR neben der Film AG drei Koproduktionspartner an Bord, Turnus Film aus der Schweiz, Wüste Film aus Deutschland und Dawson Films aus Tschechien.

„Bei Koproduktionen schaut man natürlich, mit so wenigen Partnern wie möglich auszukommen“, sagt Glehr. Über die Zusammenarbeit mit seinen Schweizer, deutschen und tschechischen Kolleginnen und Kollegen ist er sehr froh: „Es ist ein Riesenglück, sie an unserer Seite gehabt zu haben.“ Bei Dawson Films spricht Glehr von einer „etablierten Arbeitsbeziehung“, die sich in der Vergangenheit durch zwei gemeinsame Projekte aufgebaut hat. Mit Anita Wasser und Michael Steiger von Turnus Film sowie Stefan Schubert von Wüste Film stand die Film AG schon lange im Austausch, weil gegenseitiges Interesse, Sympathie und Wertschätzung an der Arbeit des jeweils anderen vorhanden sind. „ALMA & OSKAR war das erste Projekt, dass uns endlich zusammenführte“, so Glehr.

Die Koproduktion über mehrere Länder hinweg bedingte die Zusammenstellung der Head-ofDepartments. Neben der Schweizer Szenenbildnerin Su Erdt, die unlängst an der schweizerisch-österreichisch-luxemburgisch-deutschen Koproduktion INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE von Margarethe von Trotta mitwirkte, bildeten der deutsch-polnische Kameramann Jakub Bejnarowicz, die tschechische Kostümbildnerin Katarína Štrbová Bieliková, der Schweizer Maskenbildner Marc Hollenstein und der österreichische Editor Christoph Brunner das Kernteam um Dieter Berner hinter der Kamera. „Wir hatten ein Topteam mit Kreativen aus den unterschiedlichen Ländern. Dieter Berner kann sich gut in fremde Hände fallen lassen. Es ist nicht so, dass er immer mit den gleichen Heads-of arbeiten will“, sagt Johanna Scherz.

Wie viele Produktionen, die 2020 Drehstart feiern wollten, wurde auch ALMA & OSKAR von der Coronapandemie überrascht. Die Unwägbarkeiten, die noch nicht detailliert ausgearbeiteten Auflagen im Umgang mit der noch frischen Pandemiesituation machten die Verschiebung auf 2021 nötig. Dadurch wurde auch das weitere Team hinter der Kamera durcheinandergewirbelt, Mitarbeitende, die für 2020 am Start gewesen wären, konnten den Termin für 2021 nicht mehr einhalten. „Wir kamen etwas ins Schwitzen bei der Zusammenstellung der Crew, nicht nur die coronabedingten Verschiebungen, auch den
allgemein in der Branche vorherrschende Fachkräftemangel bekamen wir zu spüren“, sagt Scherz. Glücklicherweise fand sich eine Crew aus hochprofessionellen, kreativen Mitarbeitenden aus allen vier Produktionsländern. „Der Film schaut auch dementsprechend toll aus“, sagt die Produzentin stolz.


Drehorte für eine echte Kosmopolitin

Nicht nur die Crew wurde in Österreich und den drei Koproduktionsländern gefunden, auch die Drehorte. Die Idee war, eine gewisse Internationalität in die Bilder zu bringen, mit ganz unterschiedlichen Motiven, von Bergen am Semmering, über Aufnahmen am Meer hin zu Hotels bzw. Theatern in Prag oder Villen in Wien und Hamburg. „Wir wollten diese Gegensätze herausheben. Uns hat fasziniert, wie nah die Welt damals schon beisammen war und wie kosmopolitisch Alma Mahler agiert hat. Sie war einerseits eine Ur-Wienerin, andererseits die ganze Zeit unterwegs, in ganz Europa vernetzt, ihre Reisetätigkeit steht den heutigen Menschen um nichts nach“, sagt Alexander Glehr.
 
Der größte Drehblock wurde in Österreich, in Niederösterreich und Wien, abgewickelt. Ein Motiv in Wien war die originale, ehemalige Villa von Carl Moll, Alma Mahlers Stiefvater, in der sie zeitweise gewohnt hat. Die zweitmeisten Drehtage verbrachte das Team in Tschechien, in Prag, wo im Hotel Paris gedreht wurde, und die Motive für den Konzertsaal in New York, wo Gustav Mahler tätig war, und für die Heilanstalt in Dresden, in der sich Oskar Kokoschka nach seiner Verletzung als Soldat im Ersten Weltkrieg erholte, und das Theater gefunden wurden.

Fünf Drehtage folgten zudem in Hamburg, wo man die Villa von Walter Gropius drehte, und an der schleswig-holsteinischen Küste. Das Motiv für Oskar Kokoschkas Atelier fand die Produktion in der Schweiz, wo ebenfalls fünf Drehtage absolviert wurden.

Foto:
©Verleih

Info:
BESETZUNG

Alma Mahler     EMILY COX
Oskar Kokoschka     VALENTIN POSTLMAYR
Lilly Lieser      TÁŇA PAUHOFOVÁ
Walter Gropius       ANTON VON LUCKE
Adolf Loos             WILFRIED HOCHHOLDINGER
Bessi                     VIRGINIA V. HARTMANN
Peter Altenberg            GERALD VOTAVA
Franz Ferdinand           CORNELIUS OBONYA
Bruno Walter           MEHMET ATEŞÇİ
Gustav Mahler          MARCELLO DE NARDO
Manon Gropius          JOHANNA ORSINI
Anna Moll                   BRIGITTE KARNER
Gucki Mahler              LILO GRÜN
Carl Moll                    ROLAND KOCH


STAB
Drehbuch      HILDE BERGER, DIETER BERNER
Basierend auf dem Roman „Die Windsbraut“ von HILDE BERGER
Regie            DIETER BERNER

Abdruck aus dem Presseheft