Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. August 2023, Teil 4
Marie Lanne-Chesnot
Paris (Weltexpresso) - Ob tot oder lebend, die Präsenz des Regisseurs in NACHTKATZEN führt uns durch seine Welt. Er ist nicht da, um uns eine Geschichte auf die erwartete traditionelle Art und Weise zu erzählen, indem er einem klassischen dramatischen Bogen folgt.
Stattdessen verschwindet er wie ein Geist und läßt das Publikum erkennen, daß auf der Leinwand etwas anderes passiert, daß er mit seinem Publikum über die Erzählung hinaus kommuniziert.
Valentins Arbeitsmethode mit seinen Schauspielern erfordert ein völliges Loslassen. Jede*r Schauspieler*in, der kein geschriebenes Szenario und nur wenig Text zum Auswendiglernen hat, muß sich den Film aneignen und sich selbst eine Rolle geben. Jede*r gestaltet die eigene Persona mit der jeweiligen Biografie und Sprache und trägt so zum Entstehen derErzählung bei.
Es geht nicht um eine persönliche Beziehung zwischen Valentin, dem Regisseur, und seinem Film.
Valentins Arbeiten ermöglicht jedem und jeder von uns, Geschichten zu erfinden, gemeinsam zu erzählen.
Der Regisseur bestimmt Tag für Tag, welche Szenen gedreht werden sollen, und stellt sicher, daß jede Person, die gebraucht wird, anwesend ist, daß Makeup und Kostüm stimmen.
Er hat einen Interpretations- und Handlungsspielraum in der Szenerie. Dabei schreibt er seinen Schauspieler*innen nicht viel vor. Er beschränkt sich darauf, ihnen den Weg zu weisen. Plötzlich verwandeln sich einige Figuren im Film in Zombies. Indem der Film auf Elemente aus Genrefilmen zurückgreift – wie Zombies, Polizisten und Geister – , bringt er Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen über ein bestimmtes gemeinsames filmisch-grafisches Vokabular zusammen. Auf Valentins Bühne ermöglicht die Fiktion, Zeit miteinander zu nutzen und ein gemeinsames Werk zu schaffen. Der besondere Kontext des Films – Leben und Arbeiten im und um das gleiche Haus in einer abgelegenen Ecke des Limousin - schafft ein Gefühl der Gemeinsamkeit.
Mit der Einbeziehung von Fiktion wird der Prozeß der Enthierarchisierung initiiert: Die Filmcrew spielt im Film mit, und die Schauspieler*innen übernehmen die Aufgaben der Filmcrew. Auf diese Weise wird jeder Person Selbstvertrauen und Freiheit gegeben.
NACHTKATZEN ist von seltsamen Ereignissen geprägt, in denen sich Horror, Humor, Sinnlichkeit und Trauer vermischen. Dieser Ansatz des Kinos widersetzt sich jeder Ideologie und stellt Zärtlichkeit und
Freiheit in den Vordergrund.
Foto:
©Verleih
Info:
mit
Adrian Merz
Alain Labrune
Andoni de la Cruz
Bishop Black
Candida Sanchez Céline Carridroit
Daniel Binggeli
Dogartzi Magunagoicoechea
Donaji Mendoza
Jean-Charles de Quillacq
Jean Legros
Kahlil Dahi
Leon David Salazar
Mara Thurnheer
Marie Lanne-Chesnot
Matthieu Palud
Maxi Schmitz
Miguel Moraes Cabral
Nad
ège Naria
Natalia Portnoy
Pablo Marte
Printille Davigo
Robin Mognetti
Sharon Celeste
Tatiana Pozzo di Borg
Valentin Merz
Yanna Rüger
Yannick Chassagne
Wanda Wylowa
Fassung: deutsch, englisch, französisch, kastilisch, Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln
110 min., Farbe
Verleih: GMfilms
Abdruck aus dem Presseheft