Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –„Wenn ein Mann Katzen liebt, bin ich sein Freund und Kamerad, ohne weitere Vorstellung.“ Mark Twain
Eine bessere Widmung hätten die Filmemacher, zuvorderst Mye Hoang, zuständig für Buch, Regie und Produktion, nicht bringen können, denn den ganzen Film über geht es um Männer, die für ihre Katzen – was heißt ‚ihre‘? Alle Katzenliebhaber wissen, daß Katzen nur sich selber gehören, aber ganz gewiß keinem Menschen! - alles tun würden. Diese Männer, alle echt aus dem Leben gegriffen, sind andere Männer als wir sie in Filmen aus Amerika kennen. Obwohl dann wieder diese insgesamt sieben Männer mit meist unakademischen Berufen, sich völlig von einander unterscheiden, haben sie außer ihrer Katzenliebe noch etwas gemeinsam, nämlich stinknormale Berufe, von denen man, wie gesagt, in amerikanischen Filmen nichts hört noch sieht: Stuntman, Software-Entwickler, Lkw-Fahrer, Obdachloser, ehemaliger Bauarbeiter, Feuerwehrmänner...
In gewissem Sinn hält David Giovanni die Geschichte, den Film zusammen. Erst einmal hat er, eigentlich ein Obdachloser, eine kranke Katze entdeckt, die er sogar für tot hält und dann aufpäppelt. Sofort denkt man, hier ist einer, der selbst nichts hat, aber alles für einen anderen tut. Er hat kein Geld für den Tierarzt, der eigentlich nötig wäre. Er bastelt einen Verband, (Foto rechts) den er der Katze anlegt und fängt mit ganz kleinen Portionen zu füttern an. Er nennt sie Lucky, die Glückliche und ihn glücklich Machende, sie ist sein Glück und er ist ihres! Ihn hatte die Regisseurin bei ihrer Suche nach Männern+Katze gleich gefunden, aber daß die Katze gesund, er aber sterbenskrank wurde, war dann Schicksal, zum einen der Tumor im Arm und dann die Krebsdiagnose. Das hätte erst einmal das Aus für ihn und den Film bedeutet. Doch stattdessen wurde Davids Schicksal die Klammer für den ganzen Film, der zudem stark unter den Corona-Einschnitten litt.
Davids Weg, Krankenhaus, nahender Tod, stattdessen Weiterleben unter erschwerten Bedingungen, verfolgen wir im Film, der die einzelnen Protagonisten mit ihren Herrchen vorstellt, dann auf einzelne und besonders auf David immer wieder zurückkommt. Wir lernen, daß es in New York Einrichtungen gibt, wo man nicht nur schlafen kann, sondern seine Katze mitbringen darf. Und wir lernen, was wir natürlich schon selber wissen, daß nicht nur Katzen das Leben besser machen, sondern Freunde auch wichtig sind. Denn David hat in Chris, einem Polizisten, einen verläßlichen Freund, der ebenfalls immer wieder den Film hindurch von seinem Freund und der hingebungsvollen Liebe zu Lucky erzählt und eben auch, wie stark diese Gefühl den Mann machte und wenn nicht gesund, so doch am Leben haltend. Natürlich hat Polizist Chris auch eine Katze! Als David dann im Krankenhaus liegt, kommt Lucky – nein, Krankenhäuser, wo man die Katzen mitbringen kann, gibt es noch nicht, noch immer nicht, denn die Menschen würden schneller gesund! - kommt also Lucky zu einer Freundin, die eine Loki hat und es ist anrührend zu sehen, wie diese beiden Katzen miteinander liebevoll umgehen, wo doch Katzen einander gerne aus dem Weg gehen, so eigen sind die meisten.
Insgesamt sind es neun Männer, weit mehr als neun Katzen, deren Verbundenheit wir im Film erleben, wobei dies eine Reise quer durch die USA ist, mehrfach von Nord nach Süd hin und zurück und ebenso von Ost nach West, dito. Besonders beeindruckend ist der Lastwagenfahrer David, dessen Katze Tora beim Fahren vor der Windschutzscheibe liegt, der dann aber mit ihr im Rucksack Berge besteigt, wo die Katze, immer an einer ganz langen Leine gesichert, Gipfel besteigt. Unglaublich. Das Unglaublichste aber ist gegen Schluß die Katze Keys! Sie stellt sich auf die Hinterbeine, reckt die Vorderbeine beide nach oben, als ob sie Klimmzüge machte und bleibt in dieser Haltung, sich stabilisierend, in dem sie sich jeweils rechts und links im Wechsel reckt. Kein Wunder, daß sie zum Internet-Phänomen wird! Denn ihr Freßherrchen Peter hat sie fotografiert und gefilmt (Foto rechts). Auch Nathan hat seine Katze mit der ganzen Welt geteilt.
Daß Katzen auch in Feuerwehren ein Zuhause finden, zeigt Flame, die seelenruhig durch die technischen Anlagen spaziert und der ganzen Hektik der Feuerwehreinsätze eine Gelassenheit entgegenstellt, die hinreißend ist und den Männern gut tut. Insbesondere Feuerwehrmann Jordan sorgt sich um sie, aber sie ist der Liebling des ganzen Teams und deren Mittelpunkt. Oder Stuntman Ryan, dessen Katze Toodles eine Maine Coon sein muß, denn sie ist riesengroß und einfach eine Augenweide. Er ist sich sicher, daß er es ihr verdankt, daß ‚sie‘, eine Stuntfrau, sich in ihn verliebt, was auf Gegenseitigkeit beruht. Immer wieder sind es die Geschichten dieser Männer, die sich in den Vordergrund drängen. Es wird eindeutig zu viel geredet in diesem Film, der noch dazu auf Englisch daherkommt. Das Tolle aber ist, daß Sie überhaupt kein Englisch verstehen müssen, um den Film dennoch voll mitzubekommen. Sie brauchen nur auf die jeweiligen Katzen und Kater zu achten. Sie sind die - nicht einmal heimlichen - Stars des Films. Sie sind Charaktere, sind so was von vielfältig und bei aller Gemeinsamkeit, die vor allem in der Ruhe, dem hingebungsvollen Tiefschlaf, dem Schlecken und Schnurren, dem Spielen und Jagen und ihrer Schönheit liegt, völlig unterschiedlich; im Aussehen sowieso, aber auch in den Verhaltensweisen, dem Ausdruck der Augen, den Lieblingshaltungen. Ein Phänomen, wie so viel Gemeinsamkeit durch so viel Individualität sich die Waage hält.
Daß sie therapeutische Wirkung haben, diese Katzen, das weiß eh jeder, der eine hat, oder – wie schon gesagt: Hunde habe Herrchen, Katzen haben Personal – die einer Katze dienen, sie füttern, ja sogar streicheln dürfen. Das Besondere am Film ist aber darüberhinaus, daß hier Männer, deren Berufe, ihr Aussehen, ihr Verhalten erst einmal nicht für besondere Sensibilität steht, genau diese entwickeln, sobald eine Katze in ihr Leben tritt. Denn meist müssen sie für diese Tiere etwas tun, entweder sind sie zugelaufen, gerettet worden oder sonstwas, wie diese Männer auf einmal fürsorgend sein mußten – und diesen Ansprüchen genügen konnten, das zeigt der Film nebenbei auch. Daß Männer auch anders können, sich ändern können, vielleicht sogar als Spezies gerade dabei sind, Empathie von Grund auf zu lernen, das aufzuzeigen, war die eigentliche Absicht der Filmemacherin Mye Hoang, was ihr absolut gelungen ist.
P.S. I
Nur die sieben Leben im Titel, die habe ich nicht verstanden. Es sind ja neun Männer und anders als in Europa, wo das Sprichwort sagt, daß Katzen sieben Leben hätten, weil sie all den Gefahren immer wieder trotzen, spricht man in den USA von den neun Leben, die Katzen haben. ??
P.S. II
Der Film lief am 10. August an, zwei Tage nach dem Internationalen Tag der Katzen, wovon wir nicht wußten und wovon hierzulande auch zu wenig zu hören, sehen und lesen war. Aber das macht nichts, denn für Katzen und ihr - siehe oben - Personal hat das Jahr sowieso 365 Katzentage, international, national, regional, lokal!
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Regie, Produktion und Buch. Mye Hoang
Produktion und Aufnahmeleitung. Dave Boyle
Ausführender Produzent. Nobu Nagatsuma
Kamera. Robert E. Bennett
Musik. Micah Dahl Anderson
DIE „CAT DADDIES“
(in der Reihenfolge ihres Auftretens)
Nathan Kehn, Schauspieler und Influencer
Nord Hollywood, CA
Katzen: Pickles, Ginger, Annie, und Princess
Jeff Judkins, Software-Entwickler
Oakland, CA and später Boulder Creek, CA
Katzen: Zulu und Mr. Fitzsby (gehört seiner
Mitbewohnerin Erin LemMon)
David Giovanni, Ehemaliger Bauarbeiter
New York City
Katze: Lucky
Jordan Lide und Carson Couch
Feuerwehrmänner der Belmont Feuerwache
Greenville, SC
Katze: Flame, die „Brandstifter-Katze“
David Durst, Lkw-Fahrer
Aus Fruitland Park, FL; gefilmt in Flagstaff und
Sedona, AZ
Katze: Tora, die Trucker-Katze
Will Zweigart, Gründer der Flatbush Cats 501(c)3
Brooklyn, NY
Katzen: Teddy und Franny
Ryan Robertson, Stuntman
Atlanta, GA
Katze: Toodles
Peter Mares, Lehrer
Dana Point, CA
Katzen: Keys (aka “Goal Kitty”), Goose, Hachi
Chris Alese, Polizist (Davids Freund)
Staten Island, NY
Katze: Pez
©Verleih
Info:
Stab
Regie, Produktion und Buch. Mye Hoang
Produktion und Aufnahmeleitung. Dave Boyle
Ausführender Produzent. Nobu Nagatsuma
Kamera. Robert E. Bennett
Musik. Micah Dahl Anderson
DIE „CAT DADDIES“
(in der Reihenfolge ihres Auftretens)
Nathan Kehn, Schauspieler und Influencer
Nord Hollywood, CA
Katzen: Pickles, Ginger, Annie, und Princess
Jeff Judkins, Software-Entwickler
Oakland, CA and später Boulder Creek, CA
Katzen: Zulu und Mr. Fitzsby (gehört seiner
Mitbewohnerin Erin LemMon)
David Giovanni, Ehemaliger Bauarbeiter
New York City
Katze: Lucky
Jordan Lide und Carson Couch
Feuerwehrmänner der Belmont Feuerwache
Greenville, SC
Katze: Flame, die „Brandstifter-Katze“
David Durst, Lkw-Fahrer
Aus Fruitland Park, FL; gefilmt in Flagstaff und
Sedona, AZ
Katze: Tora, die Trucker-Katze
Will Zweigart, Gründer der Flatbush Cats 501(c)3
Brooklyn, NY
Katzen: Teddy und Franny
Ryan Robertson, Stuntman
Atlanta, GA
Katze: Toodles
Peter Mares, Lehrer
Dana Point, CA
Katzen: Keys (aka “Goal Kitty”), Goose, Hachi
Chris Alese, Polizist (Davids Freund)
Staten Island, NY
Katze: Pez