Fliegende Haendler in Frankfurt am Main frame 011Frühe Filme aus Frankfurt und Rhein-Main: Kurzfilme & Vortrag am Donnerstag, 24. August, 20 Uhr

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - FLIEGENDE HÄNDLER IN FRANKFURT AM MAIN, ERWERBSLOSE KOCHEN FÜR ERWERBSLOSE, FISCHZUCHT IN DER RHÖN: Die Filme der Künstlerin Ella Bergmann-Michel, in den 1930er Jahren in und um Frankfurt am Main entstanden, sind ein in Deutschland seltenes Beispiel einer sozial engagierten und gleichzeitig künstlerischen Filmarbeit. Das Kino des DFF präsentiert am Donnerstag, 24. August, um 20 Uhr das Werk Ella Bergmann-Michels. Filmwissenschaftlerin Bettina- Schulte-Strathaus widmet sich in einem Vortrag der filmkulturellen Arbeit der Künstlerin.

Die filmhistorische Forschung hat die Rolle von Frauen beim Film jahrzehntelang marginalisiert. Seit den 1970er Jahren setzt eine feministisch geprägte Filmwissenschaft dem etwas entgegen: Einzelne haben mittlerweile ihren festen Platz in der Filmgeschichte. Über viele wissen wir nach wie vor zu wenig. Ella Bergmann-Michel (1895–1971) ist heute keine Unbekannte mehr, doch der Weg ihrer künstlerischen Wiederentdeckung war lang. Filmwissenschaftlerin Bettina Schulte-Strathaus berichtet auch davon in ihrem begleitenden Vortrag.

Im Anschluss sind alle fünf Filme der Künstlerin Ella Bergmann-Michel zu sehen:

WO WOHNEN ALTE LEUTE? (1931)
ERWERBSLOSE KOCHEN FÜR ERWERBSLOSE (1932)
FLIEGENDE HÄNDLER (1932)
FISCHFANG IN DER RHÖN (1932)
WAHLKAMPF 1932 / LETZTE WAHL (1932)
Dokumentarfilme. DCP. Länge des Programms: 106 Minuten

Eines der Plakatmotive zu WEIMAR WEIBLICH, der aktuellen Sonderausstellung im DFF, zeigt die Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin Ella Bergmann-Michel. Sie lebte und arbeitete seit 1920 in Eppstein in einer alten Farbenmühle, die sich mit Gästen wie Kurt Schwitters und László Moholy-Nagy zu einem wichtigen Künstlertreffpunkt der Moderne entwickelte. Im Umfeld des „Bund Das Neue Frankfurt“, einer Reformbewegung um den Stadtbaurat Ernst May, gründete sie 1931 die „Arbeitsgemeinschaft für unabhängigen Film“.

Der Dokumentarfilm MEIN HERZ SCHLÄGT BLAU – ELLA BERGMANN-MICHEL (BRD 1989) von Jutta Hercher und Maria Hemmleb ist ein wichtiger Teil der Wiederentdeckungsgeschichte von Bergmann-Michels Filmarbeit. Er ist in der Sonderausstellung zu sehen.

Die Ausstellung WEIMAR WEIBLICH. Frauen und Geschlechtervielfalt im Kino der Moderne (1918 – 1933) ist noch bis 12. November 2023 im DFF zu sehen. Sie rückt jene in allen Gewerken wirkenden Frauen ins Licht, die die aufkommende Filmindustrie mit zum Blühen brachten – als Regisseurinnen, Drehbuch-autorinnen, Kostüm- und Szenenbildnerinnen – und die heute vielfach vergessen sind. Zum anderen lotet die Ausstellung aus, wie das Kino der Weimarer Zeit Geschlechterfragen verhandelt.

Foto:
Am Eisernen Steg: Filmstill aus FLIEGENDE HÄNDLER (DE 1932. R: Ella Bergmann-Michel)