Bildschirmfoto 2023 08 24 um 23.21.10 Eine Vorschau auf das Programm DER VIENNALE  vom 19.– 31. OKTOBER 2023 in Wien, Teil 3/3

Viennale

Wien (Weltexpresso) - Raúl Ruiz – geboren 1941 in Chile, seit kurz nach dem Putsch von 1973 in Frankreich im Exil, 2011 dort verstorben – ist zwar in erster Linie für sein Filmschaffen bekannt, war aber darüber hinaus auch ein äußerst produktiver, belesener und innovativer Künstler, in dessen Arbeiten unterschiedlichste Orte, Stile und ästhetische Traditionen aufeinandertrefen. Er war nicht nur Regisseur von über hundert Filmen – Features, Shorts, Fernsehserien, Videos –, sondern verfasste auch zwei Bücher über Filmtheorie sowie belletristische Werke, die sich gängiger Genreeinteilung entziehen … ein äußerst vielseitiges Schafen! Darüber hinaus war Ruiz als Theaterautor und -regisseur tätig, konzipierte und organisierte eine Radiosendung und kuratierte eine Multimedia-Ausstellung. Seine Filme wurden regelmäßig bei den renommierten Festivals in New York, Cannes, Rotterdam und Toronto gezeigt.

Dieser Erfolge zum Trotz ist Ruiz’ umfangreiches Werk allzuwenig bekannt und erforscht. Jahrelang galt er als elitärer Filmemacher, der in der europäischen und lateinamerikanischen Filmindustrie eine Randstellung einnimmt. Und bei aller Wertschätzung, die er unter Kritiker:innen und Filmwissenschaftler:innen genoss, waren der Zugang zu seinen Werken und das Engagement der Fachwelt aufgrund des experimentellen Charakters seiner Kunst sowie der geringen kommerziellen Verbreitung seiner Filme begrenzt. Dabei weckte seine kompromisslose künstlerische Experimentierfreudigkeit doch zugleich das Interesse internationaler Filmstars wie Marcello Mastroianni, Catherine Deneuve, Melvil Poupaud und John Malkovich.

Ruiz’ enorme Bedeutung für die Welt des Films sowie das endlich doch noch wachsende Interesse an seinen Arbeiten sind aber vor allem auf sein Vermächtnis als cineastisches Multitalent zurückzuführen. Publikum, Kreative und Filmwissenschaftler:innen kommen immer wieder auf seine Werke zurück, weil diese unablässig die Frage aufwerfen, was Kino überhaupt sein kann – besonders in einer Zeit, in der es zunehmend als eine von Fernsehen, Streamingdiensten und anderen neuen Medien bedrohte Kunstform angesehen wird.

Im Rahmen dieser großzügigen Retrospektive des Œuvres eines großartigen Filmkünstlers werden rund vierzig Arbeiten gezeigt, darunter auch Werke, die dank des Engagements von Ruiz’ Mitarbeiter:innen wie etwa seiner Frau und oftmaligen Schnittmeisterin Valeria Sarmiento sowie der Produzentin und Schauspielerin Chamila Rodríguez erst vor kurzem restauriert beziehungsweise vollendet wurden. Wie zum Beispiel EL REALISMO SOCIALISTA COMO UNA DE LAS BELLAS ARTES (1973/2023), der lange nur in fragmentarischer Form vorhanden war und nun endlich komplettiert
worden ist.

Foto:
©Viennale

Info:
Pressegesprüch zur Vorbereitung der Viennale
Quelle: Viennale
EIN PROGRAMM VON VIENNALE UND ÖSTERREICHISCHEM FILMMUSEUM
20. Oktober 2023 bis 10. Januar 2024
Österreichisches Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien
Tel. 01/533 70 54 • filmmuseum.at