Über die Besetzung

London Weltexpresso) – „Die Besetzung ist der wesentlichste Bestandteil eines Films“, sagt die Regisseurin Mary Harron. „Es sind schon viele Filme durch eine schlechte Besetzung zu Grunde gegangen. Ich würde eher von einem Filmprojekt Abstand nehmen, als Leute zu besetzen, zu denen mich kommerzielle Erwägungen zwingen. Ich muss an die Leute, die ich besetze wirklich glauben. Hier waren die Produzenten von DALÍLAND verständnisvoll. Ich konnte genau die besetzen, die ich wollte.“

Mary Harron war schon immer ein großer Fan von Sir Ben Kingsley, aber als er von seinem Agenten vorgeschlagen wurde, fragte sie sich, ob er nicht zu kraftvoll und überwältigend sein würde, Dalí war eher sehr schwach: „Ich hatte ein so starkes Bild von Sir Ben in SEXY BEAST vor Augen. Dalí hatte den Geist und die Kraft eines Genies, aber er war auch ein Feigling. So absurd es klingt, ich sah Sir Ben zufällig in IRON MAN 3, wo er die Doppelrolle eines furchterregenden Terroristen und eines wehleidigen, urkomischen Feiglings spielt, und mir wurde klar, dass ein Schauspieler wie Sir Ben alles tun kann. Er ist universell einsetzbar und zudem ein großartiger Komödiant, was man bei Rollen wie Gandhi nicht unbedingt vermuten würde. Sowohl Sir Ben als auch Barbara Sukowa sind großartig in einer Komödie, auch wenn man sie für dramatische Schauspieler hält.“

Harron breitete das Casting-Netz über London, New York und Los Angeles aus und suchte nach ihrem James, der gerade die Schauspielschule abgeschlossen haben sollte: „Ich beschloss, jemanden zu suchen, der wirklich jung ist und noch nicht von Netflix oder Amazon geschnappt wurde.“ Sie arbeitete sich durch die Absolventenlisten aller großen Schauspielschulen der USA, wie u.a. RADA, Guildhall und Juilliard. „Ich kam zu ‚P‘ und fand die Pace University, die nicht sehr bekannt ist und von deren Schauspielprogramm ich noch nie gehört hatte, aber als ich dieses Foto von Christopher Briney sah, sagte ich ‚Oh mein Gott, das ist James‘.“

Im Drehbuch gibt es eine Zeile, in der James als „ein Gesicht wie für ein Caravaggio-Gemälde“ beschrieben wird, und genau das sah Harron: „Er war sehr gutaussehend und ich dachte, es wäre einfach unglaublich, wenn er auch noch schauspielern könnte!“

Die Regisseurin sah sich Chris‘ bisherige Aufnahmen an. Sie fand ihn sehr natürlich und bat das Casting- Team, ihn ausfindig zu machen. Sie befürchtete, dass er vielleicht nicht in der Lage sein würde, einen Film mit Schauspielgrößen wie Sir Ben Kingsley und Barbara Sukowa zu drehen, da er bisher keine professionellen Erfahrungen hatte. Doch sie war angenehm überrascht: „Chris machte eine Lesung für mich, er nahm sie selbst auf, und sie war sehr gut. Ich sah mir hunderte Darsteller an, und zum Glück fanden wir Chris. Ich kann es immer noch nicht fassen. Jetzt hat er natürlich direkt nach unserem Film eine Amazon-Serie bekommen.“

„Mary hat ein außerordentliches Auge für Schauspieler. Wenn man sich die Ensembles in AMERICAN PSYCHO oder DIE SEHNSUCHT DER FALTER anschaut, besetzt sie immer Leute, die später zu Stars werden“, bemerkt Produzent Sam Pressman. „Chris Briney, der das Herzstück des Films ist, kommt frisch von der Schauspielschule. Und ich denke, er verkörpert die perfekte Balance. Er ist so präsent im Moment, dass er nicht geübt oder inszeniert wirkt. Ich bin sehr froh, dass wir Chris gefunden haben, er war ein Geschenk des Himmels als James.“

Eine der wichtigsten Figuren in der Nebenrolle war Amanda Lear, die in den 1960er und 1970er Jahren Dalís Muse war. Mary Harron hatte das Glück, ihr als junge Musikjournalistin in ihren Zwanzigern zu begegnen: „Ich habe Amanda in den späten 70er Jahren in Paris bei der Top Club TV Show interviewt, als sie einen ihrer Disco-Hits präsentierte. Sie hatte eine erstaunliche und überwältigende Präsenz und war außergewöhnlich schön. Es war mir sehr wichtig, eine Schauspielerin zu besetzen, die ebenfalls transsexuell ist. Das Großartige an Dalí war damals, dass er transsexuelle Menschen liebte und feierte, und das muss man würdigen. Ich glaube, er identifizierte sich in gewisser Weise mit jeder Art von Geschlechtsidentitäten.“

Marry Harron schaute sich viele großartige Leute aus New York für die Rolle der Amanda an, aber sie wirkten alle zu Amerikanisch, während Amanda sehr europäisch war. „Dann kam Andreja Pejić ins Spiel! Sie ist so umwerfend schön, charmant und irgendwie zart, aber auch sehr europäisch. Sie besitzt diesen gewissen Sinn für das Geheimnisvolle, und sie hat das Aussehen und die Aura eines französischen Filmstars der 70er Jahre wie Catherine Deneuve.“

Sam Pressman fand Andreja Pejić „absolut großartig als Amanda Lear“. „Mary hielt es für sehr wichtig, Amandas Geschichte von einer Trans-Schauspielerin darstellen zu lassen. Ihre Beziehung zu Amanda und die Art und Weise, wie sie von Amanda inspiriert wurde, ist einer dieser schönen kosmischen Kreise.“

Der britische Schauspieler Rupert Graves übernahm die Rolle des Kapitän Moore in DALíLAND und erweckte seinen inneren Schurken, indem er sich einen Schnurrbart wachsen ließ und eine wunderbare Kollektion von Freizeitanzügen annahm: „Ich war so begeistert, dass Rupert die Rolle übernehmen konnte“, sagt Harron, „Kapitän Moore ist eine echte Figur, und Rupert ist so charmant und wirklich gut darin, jemanden zu spielen, der zwar sympathisch, aber auch nicht wirklich vertrauenswürdig ist. Er verlieh der Figur eine großartige Nuance und Zweideutigkeit und entwickelte einen urkomischen Look. Rupert erbrachte für uns wirklich ein großes Opfer, als er seinen Captain Moore-Schnurrbart wachsen ließ!“

Nachdem sie mit Suki Waterhouse bei CHARLIE SAYS zusammenarbeitete war Harron bereits von ihren schauspielerischen Fähigkeiten beeindruckt, als sie im Casting-Büro eine ganze Geburtsszene nachgespielte: „Ich habe großen Respekt vor Suki, und natürlich ist sie auch sehr schön, und das brauchten wir bei Ginesta, denn sie ist dieses schillernde Society-Girl, das auch modelt. James ist in sie vernarrt. Suki war in der Lage, viel emotionale Komplexität in diese Rolle zu bringen. Ich war sehr, sehr glücklich.“

Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung 
Sir Ben Kingsley als Salvadore Dalí
Barbara Sukowa als Gala
Christopher Briney als James
Andreja Pejić als Amanda Lear
Rupert Graves als Captain Peter Moore
Suki Waterhouse als Ginesta 
Ezra Miller als Junger Dalí 

Der Stab
Marry Harron   Regie
John Walsh     Drehbuch