Redaktion
London (Weltexpresso) – "Wenn ich eine Person aus der Vergangenheit spiele, dann ziehe ich es vor, entweder Autobiografien oder Briefe oder andere Quellen dieser Personen zu lesen. Bestenfalls Texte, die auch tatsächlich von ihnen stammen. Und das war das Problem bei Gala, denn es gab fast nichts von ihr. Ich wusste, dass sie ursprünglich aus Russland stammte, also suchte ich im Internet nach Filmmaterial von ihr. Das Einzige, was ich mit ihrer Stimme finden konnte, war, dass sie in einem YouTube-Video das Wort „wir“ sagte. Ich las zwei Biografien über sie, die sehr kritisch waren, und ein Buch fand ich geradezu frauenfeindlich.“
„Gala hatte großen Anteil an Dalís Erfolg. Ich glaube, er sagte sogar, sie hat ihn gerettet. Er signierte auch einige seiner Werke mit ihrem Namen. Dalí war ein ziemlich verrückter Typ, als Gala ihn kennenlernte. Zu dieser Zeit war sie in einer Beziehung mit dem Schriftsteller Paul Éluard, und sie hatte mit Max Ernst und Éluard in einer Menage a trois gelebt. Als sie Dalí kennenlernte, geschah etwas wirklich Außerordentliches in ihrem Leben. Sie war von ihm sehr fasziniert und verliebte sich in ihn. Sie wusste, dass dies der Mann war, dem sie ihr Leben widmen würde.“
„Sie unterhielt weiterhin eine körperliche Beziehung zu ihrem Ex-Mann, von dem sie sich getrennt hatte. Ich glaube, dass Gala und Dalí zu Beginn ihrer Romanze eine körperliche Beziehung hatten, später jedoch nicht mehr, soweit ich gelesen habe. Dalí war ein Voyeur, und Gala stimulierte ihn künstlerisch sehr stark. Er mochte ihre Leidenschaft. Sie gab ihm ihr Leben ganz und gar, obwohl sie auch andere Beziehungen hatte, vor allem später in ihrem Leben. Sie wurde kritisiert und verurteilt, weil sie sexuelle Beziehungen zu Männern hatte, die viel jünger waren als sie selbst. Ich glaube, sie versuchte, die frühe Romanze mit Dalí wieder aufleben zu lassen. Sie war wie eine Abhängige, deren Drogen nicht mehr wirkten, die aber immer wieder versuchte, ihrem ersten Rausch nachzujagen.“
„In unserem Film geht es hauptsächlich um ihre späteren Jahre, als sie ein sehr erfolgreiches künstlerisches Leben führten und eine ganze Welt um sich herum aufgebaut hatten. Sie umgaben sich mit viel jüngeren Menschen, ein Versuch, ihre Jugend zurückzuerobern.“
„Menschen wie Alice Cooper und Amanda Lear gehörten zu ihrem Leben, denn sowohl Gala als auch Dalí liebten die Schönheit und wollten schöne Menschen um sich haben. Gala mochte es, Menschen zu gestalten. Ich glaube, das war ihr Talent. James erkennt das und sehnt sich danach, Teil dieser Welt zu sein. Als Gala diesen schönen jungen Mann sieht, versucht sie, ihn zu verführen, aber es gelingt ihr nicht richtig, also wird sie bedrohlich für ihn.“
„Kostüme, Haare und Make-up sind unglaublich wichtig für mich, vor allem, wenn ich eine Person spiele, die so anders aussieht als ich selbst, wie Gala. Wir hatten ein fantastisches Styling-Team, tolle Perücken und erstaunliche Kostüme. Die Kostümbildnerin, Hannah Edwards, fand originale Vintage- Stücke aus den 1970er Jahren und großartigen Schmuck. Gala war eine sehr stilvolle Frau – legere Kleidung war sicher nicht ihr Ding! Sie war immer perfekt gekleidet.“
„Ben Kingsley als Dalí an meiner Seite zu haben, neben Mary Harron als Regisseurin, war für mich ein großer Anreiz. Er ist ein erstaunlicher Schauspieler. Ich kenne seine Arbeit seit langem und habe großen Respekt vor ihm. Es war wirklich wunderbar, mit ihm zu arbeiten und zu sehen, was für ein großzügiger Kollege er ist. Er war jede Minute, jede Sekunde Dalí, ob vor oder hinter der Kamera. Schon bei der ersten Probe fand ich es absolut faszinierend, dass er Dalís Akzent komplett beherrschte. Er hatte die Figur und man konnte wirklich vergessen, dass es sich nicht um Salvador Dalí handelte.“
„Ich arbeitete sehr gern mit Mary Harron zusammen, denn sie wusste was sie wollte. Sie hatte eine gewisse Vorstellung von der Figur und war natürlich super-informiert, da sie auch Autorin ist. Trotzdem ließ sie ihren Schauspielern den nötigen Raum und Platz für ihre eigenen Ideen und Interpretationen. Ich mochte Marys Art am Set. Sie war nicht hektisch oder angespannt. Sie besitzt einen guten Humor. Ihre Regieanweisungen waren wirklich gut. Alles, was sie zu mir sagte, war perfekt. Ich vertraute ihr. Auch bewies sie Mut. Wir hatten sehr junge Schauspieler, die noch unerfahren waren, aber Mary hat
sie gut besetzt. Sie sind alle so talentiert. Es hat viel Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten. Es gab auch zwei Kollegen, Alexander Beyer und Rupert Graves, mit denen ich schon früher zusammenarbeitete und die ich sehr schätze. Es war eine große Freude für mich, wieder auf sie zu treffen.“
„Gala ist eine sehr komplexe Figur. Im Drehbuch taucht sie auf und verschwindet wieder. Das war sehr interessant. Es wird viel über sie gesprochen, auch wenn sie nicht da ist. Und wenn sie da ist, dann macht sie sich wirklich bemerkbar, auch wenn sie nur ein oder zwei Sätze hat, die immer auf etwas hinweisen.“
„Ich hielt es für wichtig, ihr etwas Geheimnisvolles zu verleihen. Man kann sie auf viele verschiedene Arten verstehen. Sie ist hart und grob, aber es gibt auch eine verletzliche Seite an ihr. Ich glaube, Mary wollte auch diese Seite in kleinen Teilen zeigen. Es ist wichtig, die verschiedenen Facetten eines Menschen darzustellen, denn niemand hat nur eine Seite. Diese weichere Seite mag sehr gut versteckt sein, aber sie ist da. Die Art von Bravour, die Gala an den Tag legt, verbirgt sehr oft ihre Verletzlichkeit. Das war ein Aspekt, der mich an dieser Rolle reizte.“
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
Sir Ben Kingsley als Salvadore Dalí
Barbara Sukowa als Gala
Christopher Briney als James
Andreja Pejić als Amanda Lear
Rupert Graves als Captain Peter Moore
Suki Waterhouse als Ginesta
Ezra Miller als Junger Dalí
Der Stab
Marry Harron Regie
John Walsh Drehbuch
Abdruck aus dem Presseheft