Redaktion
Paris (Weltexpresso) - Wie begann das Abenteuer zu DAS NONNENRENNEN?
Das ist eine schöne Geschichte, die uns ins Jahr 2018 während des internationalen Komödienfilmfestivals in L´Alpe d` Huez zurückführt. Wie üblich liefen vor dem Wettbewerb mit langen Filmen die Kurzfilme. Ausgezeichnet wurde ARTEM SILENDI, ein kurzer Stummfilm über Nonnen bei einer Mahlzeit, die zu einer Konfrontation ausartet. Dabei fiel mir auf, dass ein Autorenduo das Drehbuch geschrieben hatte, nicht der Regisseur. Gemeinsam mit meiner Frau und Produzentin Olivia habe ich Cécile Larripa und Philippe Piniel dann getroffen. Die beiden sind nicht nur äußerst sympathisch, sondern zeichnen sich auch durch einen ziemlich besonderen Berufsweg aus. Cécile hat nicht nur eine Ausbildung als Drehbuchautorin, sondern ist auch Immobilienmaklerin und Philippe arbeitet in der Werbebranche. Relativ schnell spürten wir, dass wir auf einer Wellenlänge waren und Lust hatten, zusammen zu arbeiten. Cécile und Philippe erzählten uns von ihrer Idee, eine Geschichte zu entwickeln, die im selben Kosmos wie ARTEM SILENDI spielen würde: in einem Nonnenkloster. Das war die Grundidee für DAS NONNENRENNEN. Olivia und ich waren sehr interessiert und fragten, ob wir ihre Arbeit nach Fertigstellung lesen könnten.
Wie ging es dann weiter?
Wir standen kurz vor dem Corona-Ausbruch im Dezember 2019. Olivia und ich wollten uns gerade eine kleine Auszeit gönnen. Da riefen uns Cécile und Philippe an und verkündeten, die erste Version ihres Drehbuchs sei fertig. Wir haben sie sofort gelesen und waren begeistert. Uns faszinierte nicht nur die Originalität des Drehbuchs, sondern der Mut zu einer Komödie „wie man sie nicht mehr macht". Wir schauen gerne mit der Familie die De-Funès-Filme und sind erstaunt, dass sie immer noch Generationen übergreifend funktionieren. Wir fragen uns, warum das französische Kino dieses Genre aufgegeben hat. Ich habe im Drehbuch von DAS NONNENRENNEN den Charme dieser Filme wiedergefunden, die mich in meiner Kindheit zum Lachen gebracht haben.
Was gefällt Ihnen ausgerechnet an dieser Art von Geschichten?
Erst einmal ihre Unschuld und dann die Tatsache, dass sie sich nicht mit sozialen oder gesellschaftlichen Problemen befassen. Es sind Filme weitab der alltäglichen Realität, was vor allem im Moment willkommen ist. Lange Zeit sträubten sich dem Hardcore-Kinogänger in mir die Haare, wenn er hörte, wie Zuschauer nach einem Film sagten, sie hätten "eine gute Zeit" gehabt. Für mich musste ein Film aufrütteln, erschüttern, verändern! Heute denke ich, dass "eine gute Zeit haben" ein Luxus geworden ist, und wenn es einem Film gelingt, beim Publikum so eine Wirkung zu erzielen, ist das schon eine enorme Leistung.
Sie sprechen von einer gewissen Realitätsferne, aber wenn man sich ein wenig in die Themen Ihres Films vertieft, findet man neben den slapstickartigen Situationen auch die Glaubensthematik: den Glauben an Gott, aber auch den Glauben an andere und an sich selbst.
Sie haben Recht, und Filme zu machen, "wie man sie nicht mehr macht", bedeutet nicht, dass man die aktuellen Probleme und Sorgen ignoriert. Unsere Nonnen sind äußerst modern. Frauen, die sich von den Männern befreit haben. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, sie sind Feministinnen, aber sie stehen zu ihrer Entscheidung und leben sehr gut damit! Das macht den Subtext des Films auch ziemlich zeitgemäß und das erschien uns wichtig. Einen Film nach traditioneller Art zu realisieren, heißt nicht, altmodisch zu sein.
Sie betonen, dass Ihre Hauptfiguren Frauen jeglichen Alters sind, im Kino und in der Komödie eine Seltenheit. In Ihren Filmen mangelte es allerdings nie an weiblichen Figuren.
Gerade im Kontext der letzten Jahre habe ich mir viele Gedanken über den Stellenwert von Frauen in Filmen gemacht und über die ihnen angebotenen Rollen. Ich habe mich auch mit meinen eigenen Filmen auseinandergesetzt und festgestellt, dass die o.k. waren und ich kein großer Macho bin. Aber das war eines der Dinge, die mich zu DAS NONNENRENNEN hingezogen haben: Eine Komödie mit einer zu 98 % weiblichen Besetzung. Allein das sollte schon Anlass zur Freude sein.
Wie haben Sie diese Besetzung zusammengestellt?
Wir haben zuerst die Schauspielerin für Mutter Veronique, die Oberin unseres Klosters, ausgesucht. DAS NONNENRENNEN ist zwar ein Ensemblefilm, aber diese Figur ist die Seele des Films, vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem das rivalisierende Team auftaucht. Olivia und ich dachten sofort an Valérie Bonneton. Valérie ist seit der Serie FAIS PAS CI, FAIS PAS ÇA sehr beliebt. Sie hat einen guten Ruf als Komödiendarstellerin, aber sie lehnt viele Angebote ab und wählt ihre Projekte sorgfältig aus. Sie gehört zu den Schauspielerinnen, von denen das Publikum nicht genug kriegen kann. Ich glaube sogar, dass es da eine Erwartung und Sehnsucht gibt, sie als Hauptfigur in einer Komödie zu sehen. Um sie herum wollten wir eine Art Familie, eine Gruppe scharen mit einem Gleichgewicht zwischen bekannten und relativ unbekannten Schauspielerinnen. Das trifft auf die Figur der Praktikantin Gwendoline zu, für die wir eine ganze Reihe von Castings gemacht haben. Louise Malek war eine echte Entdeckung! Sie ist im wirklichen Leben so wie sie auf der Leinwand ist: ein wahres Glück. Wie in unserem Film LE DISCOURS haben wir Schauspielerinnen aus ganz unterschiedlichen Welten zusammengebracht wie Camille Chamoux, Guilaine Londez und Claire Nadeau, für mich eine konstante Größe der Komödie. Sie brachte mich schon als Teenager zum Lachen in der Collaro-Show und natürlich war ich gespannt auf Sidse Babett Knudsen, die Heldin von BORGEN, eine gewagte Wahl für eine Komödie!
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Mutter Oberin Véronique Valérie Bonneton
Schwester Augustine Camille Chamoux
Schwester Bernadette Claire Nadeau
Schwester Béatrice Guilaine Londez
Mutter Oberin Joséphine Sidse Babett Knudsen
Praktikantin Gwendoline Louise Malek
Monsieur Pierre François Morel
Vater Abbé Jean-Michel Lahmi
Stab
Regie Laurent Tirard
Drehbuch Cécile Larripa, Philippe Pinel und Laurent Tirard