nonnenalleSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. September 2023, Teil 12

Redaktion

Paris (Weltexpresso)Mutter Oberin Véronique (Valérie Bonneton)


Mutter Oberin Véronique ist lustig, manchmal streng („Ihr sollt nicht denken meine Töchter, ihr sollt gehorchen“), rastet schon mal aus und kann ihren Job nicht so ganz perfekt ausfüllen, findet aber immer Mittel und Wege, ihr Ziel irgendwie zu erreichen, hängt ihr Fähnchen auch schon mal nach dem Wind. So ist sie erst von der Idee ihrer „Töchter“, am Fahrradrennen teilzunehmen, nicht begeistert. Kaum spricht sich der Abt dafür aus, ändert sie aber ihre Meinung. Vor allem die Vorstellung, nach einem Sieg im Rennen, den Papst in Rom zu treffen, bringt sie zum Träumen. Gewitzt lässt sie sich einiges einfallen, ihr Trüppchen - wenn auch nicht immer mit ganz feinen Methoden – in Stellung zu bringen. In der Kindheit litt sie unter Demütigungen und Zurücksetzungen, wo sie ausgerechnet im Vergleich mit ihrer heutigen Konkurrentin Schwester Oberin Joséphine immer den Kürzeren zog. Das hat sie nicht vergessen.  Zoff liegt in der Luft.

 

Schwester Augustine (Camille Chamoux) 

Schwester Augustine schaut scheinbar entschlossen durch ihre Brillengläser und ist fest im Glauben verankert, sucht die Wahrheit in religiösen Texten und gibt nicht gern Schwächen zu. So gesteht sie erst nachdem sie beim ersten Üben vom Rad fällt, dass sie noch nie auf einem Drahtesel gesessen hat. Sie war nicht immer eine brave Nonne, sondern kann auf eine wilde Vergangenheit als rasante Motorradfahrerin zurückblicken, sie geriet auf die schräge Bahn. Die Bibel hat ihr das Leben gerettet, der ihr gegoltene Schuss blieb im Heiligen Buch stecken und sie entschied sich, ins Kloster zu gehen. Und selbst da muss man nicht immer stur den Regeln folgen, ein Gläschen Wein oder zwei mit ein paar Kräuterlein schaden nicht, um die Stimmung aufzuhellen. Und als es darum geht, Geld für einen professionellen Trainer einzusammeln, opfert sie schweren Herzens sogar ihr geliebtes, unter der Plane verstecktes Motorrad, eine Erinnerung an die einstige Freiheit. 

 

Schwester Bernadette (Claire Nadeau)

Schwester Bernadette ist eine interessante Figur. Sie hat ein Schweigegelübde abgelegt, spricht nicht, macht sich nur durch Kritzeleien auf einer Schiefertafel verständlich. Sie scheint kein Alter zu haben und schon seit Urzeiten im Kloster zu sein. Die alte Dame drückt ihre Gefühle durch Blicke und Mimik aus, weiß aber genau, was um sie herum passiert. Die Folgen ihrer Stürze – Arm- und Beinbruch – erträgt sie mit stoischer Ruhe.  Wenn es sein muss, behindert sie die Gegenpartei beim Radfahren auch schon mal durch ihren quer gestellten Rollstuhl. Und bricht am Ende sogar kurz ihr Schweigen. 

 

Schwester Béatrice (Guilaine Londez)

Schwester Béatrice ist ein fröhlicher und neugieriger Mensch, singt und plaudert gerne. Sie strahlt eine sympathische Form von Naivität und Kindlichkeit aus, ist optimistisch und sehr sensibel, oft an der „Grenze zur Gefühlsduselei“ wie Guillaine Londez die Figur beschreibt. Besonders in komischen Szenen überzeugt sie mit ihrem augenzwinkernden Humor, kann aber auch mit Chuzpe die „feindliche“ Nonnentruppe von Mutter Oberin Joséphine nerven. Als Jugendliche gewann sie sogar mal einen Schönheitswettbewerb. Nicht, weil sie wirklich die Schönste war, sondern die Konkurrentinnen mit Windpocken zu kämpfen hatten. 

 

Praktikantin Gwendoline (Louise Malek)

Gwendoline ist eine unbekümmerte und herrlich naive junge Frau, die eine Gemeinschaft sucht, zu der sie gehören kann. Davon hatte sie immer schon geträumt und glaubt, mit ihrem geplanten Eintritt in das Kloster, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Sie war immer das Mädchen, das keiner wollte, auch die Eltern nicht. Statt sich dem Arbeitsrhythmus der Nonnen anzupassen, hängt sie verbotenerweise am Handy und überlegt, wie man die Bibel verbessern könnte, verführt die anderen Nonnen zum ausgelassenen Tanzen und schlägt ernsthaft vor, mit Doping das Radrennen zu gewinnen. Ein weiterer Reiz der schönen Welt zu entsagen: Mal sehen, wie sie mit Schleier aussieht.   Aber wenn`s drauf ankommt, strampelt sie sich für das Kloster ab, ein wenig Flirten mit dem Trainer ist doch nicht schlimm. 

 

Mutter Oberin Joséphine (Sidse Babett Knudsen)

Mutter Oberin Joséphine ist eine ziemlich autoritäre Person, die ihre vier Nonnen-Schützlinge sehr bestimmt zusammenhält und Lachen mit einem strafenden Blick unterbindet, oft verkrampft und angespannt wirkt. Fröhlichkeit oder gar Unbeschwertheit sind ihr fern. Sie hält sich strikt an Regeln und will im Konflikt und in der aus Kindertagen stammenden Rivalität mit Mutter Oberin Véronique unbedingt die Oberhand behalten. Hat sie doch auch bei der Amtszeit als Oberin die Nase vorn. Sie bringt es auf sieben Jahre, Oberin Véronique „nur“ auf fünf. Erst spät gelingt ihr etwas Lockerheit und Freundlichkeit und ein Hauch von Großzügigkeit, wenn sie beim Erinnerungsbild mit dem Papst ein Foto von Mutter Oberin Véronique in die Mitte nimmt. 

Foto:
©Verleih


Info:

BESETZUNG
Mutter Oberin Véronique Valérie Bonneton
Schwester Augustine Camille Chamoux
Schwester Bernadette Claire Nadeau
Schwester Béatrice Guilaine Londez
Mutter Oberin Joséphine Sidse Babett Knudsen
Praktikantin Gwendoline Louise Malek
Monsieur Pierre François Morel
Vater Abbé Jean-Michel Lahmi


Stab
Regie Laurent Tirard
Drehbuch Cécile Larripa, Philippe Pinel und Laurent Tirard

Abdruck aus dem Presseheft