Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 15. Mai, Teil 4
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Von der ältesten Monarchie Europas zum jüngsten Monster Asiens. Die Filmwelt gibt wirklich vieles her. Zum 60sten Geburtstag des atomaren Traumas, das ein Monster gebar, gibt es diese Mischung aus Riesenechse, King Kong und Wal nun in einem Film in 3 D, der nichts Neues bietet, aber die alte geschichtliche Idee pflegt.
GODZILLA
Eigentlich taugt das wenig, wenn man vor Filmen erst einmal die Filmfigur erklären, sie historisch begründen muß. Aber der Film sieht sich dann selbstverständlicher, auch mit mehr Sympathie. Denn solche Monster kennen wir sonst aus der tiefsten erdgeschichtlichen Vergangenheit oder der Zukunft im Weltall, aber eigentlich nie in unserer eigenen Zeit. Die aber hat Godzilla geboren. Es geht um die Zeit nach der Atombombe. Der erste Film von 1954 reagiert auf die Verstrahlung eines Fischerboot, dessen Besatzung beispielsweise Hautschäden hatte, die direkt an Reptilienhaut denken läßt. Deshalb wurde das Monster auch von Männern dargestellt, die in schuppenartigen Gummianzügen gegen andere in ebensolchen Häuten kämpften. Denn um den Kampf geht es. Vor allem den Überlebenskampf.
Das hat dann 1998 Roland Emmerich hollywoodgemäß zum Monsterausstattungsfilm gemacht, der übrigens dieser Tage erneut in Fernsehen lief, weshalb einem die Unterschiede – hat Emmerich da wirklich so etwas wie Ironie aufblitzen lassen? - zum neuen Film schon auffallen, aber auch die Gemeinsamkeiten, wenn Godzilla sich aus dem Urgrund erhebt und alles zusammenfällt, seien es Hochhäuser, Straßenfluchten oder auch Atomanlagen. Und ein immenser Aufwand betrieben wird an den Dingen, die kaputt gehen können, daß es nur so kracht. Aber – und das ist nun wichtig für die Neufassung – nach Fukushima ist die Welt eine andere, eine andere im Erleben von atomarer Bedrohung. Was damals der Besatzung des Fischerbootes geschah, kann sich heute jeder für sich selber vorstellen, wenn die Atomkraftwerke nicht mehr gesichert sind, wofür man früher glaubte, Garantien geben zu können.
Auch dieser Film unter der Regie von Gareth Edwards ist ein Hollywoodfilm. Aber heutzutage kann sich auch diese aufgeblähte Industrie nicht mehr eine dahergelaufene Geschichte leisten, zumal, so raunt man, dieser Film auf den asiatischen Raum zielt, der nicht nur wächst, sondern in dem GODZILLA auch spielt. Aber, wenn man Zeichen im Film richtig deutet, dann geht es nicht nur ums ökonomische Geschäft, sondern auch politische Ideologie. Wir auf jeden Fall fanden mehrfach doppeldeutig, welche Gefahren den USA aus dem Osten erwachsen, wie mit Chinesischem und ihrer Zerstörung die gehabte Welt gerettet wird. Die Geschichte? Die ist kurz erzählt.
Es beginnt mit einer Atmosphäre von Unbehagen und drohendem Unheil, wenn wir mit der Familie des amerikanischen Wissenschaftlers (Bryan Cranston) die Folgen verspüren, die durch Bohrungen auf den Philippinen ein japanisches Atomkraftwerk außer Rand und Band gerät. Denn der Vorfall 1999 setzte aus den Tiefen der Erde längst ausgestorbene weitere, aber andere Monster frei, die die Welt um sich herum zertrampeln. Japan ist nahe und jetzt dran. Das kündigt der plötzliche Feuersturm im Kraftwerk an, wo wir zusehen müssen, wie der Ehemann vor dem Feuersturm zur Rettung der Welt die Feuerschutztür genau dann schließt, wenn seine Frau (Juliette Binoche) auf der Flucht sie erreicht hat und durch die Glaslucke schaut. Beide wissen, daß sie gleich sterben wird. Nun 15 Jahre später ist das ganze Gebiet abgesperrt, weil atomar verseucht. Immer noch glaubt der Wissenschaftler nicht an die Begründung eines Erdbebens und bittet seinen längst in den USA lebenden Sohn, zu kommen, was dieser tut, weil er den Vater mit nach Hause nehmen möchte.
Zuvor aber gibt er dem Vater nach und betritt mit diesem das frühere Familienhaus inmitten der verstrahlten Zone und der Vater spricht davon, daß er nie an ein Erdbeben geglaubt habe, was sich gleich bewahrheitet, denn schon bricht aus den Tiefen dasselbe Monster wie damals hervor. Stärker ist es geworden, denn es nährt sich von Atomkraft und zerlegt die Gegend, daß es nur so eine Freude für Stadtplaner ist, die Tabula rasa vorfinden. Ernst wird es, als das mörderische Untier nun gen Hawaii zieht. Amerika ist also bedroht. Und ein japanischer Monsterforscher weiß Rat: Godzilla. Mehr sagen wir jetzt nicht.
P.S. 3D? Ja, stimmt. Nur vergißt man das, denn ehrlich gesagt, sieht die Haut der verstrahlten Monster ebenso aus, wie die kämpfenden Männer in den schuppigen Gummihäuten.