Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Oktober 2023, Teil 5
Redaktion
London (Weltexpresso) - Das prächtige Stadtbild von Edinburgh ist letztlich fast ein weiterer Hauptdarsteller des Films, nicht zuletzt dank Schauplätzen wie Edinburgh Castle, der mittelalterlichen Altstadt, der St. Mary's Cathedral und der Forth Rail Bridge im Hintergrund des Albert Pubs, wo die Verehrer*innen Richards im Film ihre Treffen abhalten. Ein historisches korrektes Setting übrigens, denn tatsächlich lebt Langley in Edinburgh. Christine Langan sagt dazu: „Der Film beginnt ganz unschuldig auf den Straßen von Edinburgh: ganz normales Leben, Alltag, Menschen, die herumwuseln. Doch was sich dahinter verbirgt, ist Geschichte – und ein großes Geheimnis.“
Der Großteil der Dreharbeiten fand in der Stadt statt, wie Hawkins schwärmend berichtet: „Die Stadt wurde unglaublich kinotauglich und wunderschön in Szene gesetzt, nicht zuletzt dank der herrlichen Skyline von Edinburgh, die sehr geschickt eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft schlägt.“
Am Stadtrand von Edinburgh, beim Nation Mining Museum of Scotland, wurden die Parkplatzszenen gedreht, die für alle Beteiligten zu den Höhepunkten der Dreharbeiten gehörten. „Wir waren sehr lange damit beschäftigt, Löcher zu graben“, lacht Langan. Die Location war ein echter Glücksgriff, denn normalerweise sind die traditionellen roten Backsteine, die das Stadtbild von Leicester prägen, in dieser Gegend Schottlands nicht zu finden. Winch erklärt: „Wir suchten nach einem Drehort mit Gebäuden, die diesen roten Backsteinen so nah wie möglich kommen, und der uns gleichzeitig die Möglichkeit gab, einen ganzen Parkplatz aufzubohren.“ Nachdem man bei besagtem Museum fündig wurde, stellte sich schnell heraus, dass die Kunst wieder einmal das Leben imitierte, handelt es sich doch dabei zufälligerweise um einen archäologisch interessanten Ort. Der Produzent fährt fort: „Das hatte zur Folge, dass wir mit der Produktion viele der Phasen und Prozesse durchlaufen mussten, die auch Philippa und das Ausgrabungsteam bei der ursprünglichen Ausgrabung durchlaufen mussten. Erst mussten wir uns darum bemühen, überhaupt eine Genehmigung für die Ausgrabung zu bekommen, dann musste immer ein Archäologe dabei sein, falls wir etwas finden sollten.“
Langley kam während der Szenen, die am Museum entstanden, bei den Dreharbeiten zu Besuch und fand die Erfahrung erstaunlich. „Ich musste wirklich kurz nach Luft ringen, als ich die Grabungen dort sah“, erzählt sie. „Auch dank des roten Backsteins war es plötzlich so, als wäre ich wieder auf diesem Parkplatz in Leicester.“
Produktionsdesigner Andy Harris, der Langleys Gütesiegel für seine Arbeit sehr zu schätzen weiß, verweist auf die ungewöhnlichen archäologischen und technischen Herausforderungen, die in diesem Fall weit über gewöhnliches Produktionsdesign hinaus gemeistert werden mussten. „Allein diese Gräben ausheben zu müssen, war bemerkenswert kompliziert“, erinnert er sich. „Wir rechneten auch ständig damit, dass die Gräben überflutet und zu einem Kanal werden würden, was aber zum Glück nie der Fall war. Aber bevor morgens die Crew am Set eintraf, guckte ich mich manchmal um und dachte nur, wie seltsam es doch ist, dass das gesamte Art Department so viel damit zu tun hatte, einen letztlich eigentlich leeren Ort zu schaffen.“
Eine weitere Herausforderung stellte die Nachbildung von Richards Überresten dar, wie Harris berichtet: „Wir haben einen Requisiteur beauftragt, das Skelett anzufertigen, was sich als einigermaßen schwierige Aufgabe erwies. Es am Ende an Ort und Stelle zu sehen, wo sich alle Schauspieler*innen darüber beugten, war ein starker Moment.“
Frears gibt zu, dass ihm die Ausgrabungsszenen „großen Spaß“ gemacht haben, und auch Mark Addy zeigt sich begeistert: „Die Ausgrabung selbst war das Aufregendste bei diesem Dreh, denn alles wirkte wirklich wie bei einer echten archäologischen Ausgrabung. Wir haben schon vor der Ausgrabung einige Szenen auf dem Parkplatz gedreht, in denen wir markieren, wo die Gräben sein könnten und so weiter. Danach hatten wir einen Drehtag an einem anderen Ort, und als wir kurz darauf zurückkamen, waren plötzlich drei Meter tiefe Gräben ausgehoben worden. In Wirklichkeit hatte das Art Department bereits mehrere Wochen damit verbracht, die Gräben vorzubereiten und auszuheben, bevor sie für den Dreh wieder aufgefüllt und schließlich neu ausgehoben wurden.“
Auch Langley denkt mit Staunen zurück: „Ich fühlte mich wirklich zurückversetzt. Besonders seltsam war es, dass es sich tatsächlich um die gleiche Art Boden handelte wie damals. Und natürlich sah auch dieser große Buchstabe R zu meinen Füßen genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Diese Situation, die damals für mich sehr stressig und schwierig war, nun noch einmal entspannt miterleben zu können, war enorm hilfreich. Das war wirklich ein außergewöhnlicher Drehtag, den ich sehr genossen habe.“
Eine weitere wichtige Szene war die, in der Richards Umbettung und sein Grab nachgestellt werden mussten, wofür Andy Harris die Kathedrale von Leicester in St. Mary's im Zentrum von Edinburgh rekreierte. „Wir schickten jemanden nach Leicester, um das Grabmal genau zu vermessen und zu zeichnen“, erklärt der Produktionsdesigner. „Für mich war das ein Paradebeispiel dafür, wie ein Art Department mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Fachkräften zusammenarbeiten kann. Gerade das Grabmal Richards war ein echter Triumph.“
Langley konnte das Grabmal nicht nur im Bau sehen, sondern auch das fertige Werk, das sie durch seinen Realismus und Detailreichtum beeindruckte. Denn sie war am Set zu Gast und als Statistin im Einsatz, als in der Kathedrale gedreht wurde. Der Dreh der Szene, in der Richards Sarg an der Gemeinde vorbeigetragen wurde, musste übrigens einmal unterbrochen werden, weil ein einzelner starker Sonnenstrahl durch die Fenster der Kathedrale fiel und wie ein heller Scheinwerfer ausgerechnet auf Philippa schien!
Ein weiterer Moment, über den sich Philippa besonders freute, dass er im Film zu sehen ist, ist die Reaktion ihrer Jungs auf ihre Entdeckung: „Als ich von der Ausgrabung nach Hause kam, waren Max und Raife da und bereiteten mir einen wunderbaren Empfang. Ich war ja wirklich viel weg gewesen und hatte sie sehr vermisst. Sie fielen mir um den Hals und nannten mich König-Finderin. Das war einfach ein sehr besonderer Augenblick.“
Insgesamt ist Langleys Lieblingsszene im Film jedoch eine andere, sehr persönliche: „Die Szene, in der Philippa mit John im Auto am Bahnhof sitzt und sie gerade wieder ins Auto eingestiegen ist, weil sie gemerkt hat, dass er in seinem klapperigen alten Wagen gekommen ist. Dabei war eigentlich von der Anschaffung eines neuen Autos die Rede gewesen. Ich liebe diese Szene aus so vielen Gründen. In dieser Situation trat so viel Wahrheit ans Licht; sie zeigte so deutlich, wer John wirklich ist. Und natürlich auch meine Söhne, deren Idee es war, dass er das Geld lieber in die Ausgrabung steckt. Dazu muss man sagen, dass er wirklich ein beschissenes Auto hatte. Das, das im Film zu sehen ist, ist um einiges besser als das echte. Jedenfalls ist das definitiv eine meiner absoluten Lieblingsszenen im Film, denn sie steht dafür, wie sehr mich die drei bei diesem wirklich seltsamen Projekt, auf das ich mich eingelassen hatte, unterstützt haben.“
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
PHILIPPA LANGLEY. SALLY HAWKINS S
JOHN LANGLEY. TEVE COOGAN
RICHARD III. HARRY LLOYD
RICHARD BUCKLEY. MARK ADDY
RICHARD TAYLOR. LEE INGLEBY
DR. JOHN ASHDOWN-HILL. JAMES FLEET
Stab
REGIE. STEPHEN FREARS
DREHBUCH STEVE COOGAN & JEFF POPE
Abdruck aus dem Presseheft