catSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. November 2023, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –  Ja, stimmt, der Film hat eine literarische Vorlage, die...aber nein, wenn man einen Film sieht, dann braucht man vorher keine Einführung, keiner Erklärung, sondern ein Film muß einen beim Anschauen einleuchten – und erst dann ist Zeit, auch Interesse sich zu fragen, wie es zu diesem Film gekommen ist.

Also, wir sehen die junge und ausnehmend hübsche 20jährige Studentin Margot (Emilia Jones) an einer Verkaufstheke im Kino Getränke und Naschwerk verkaufen, als mit Robert (Nicholas Braun), der schon 34 Jahre alt ist, ein besonders unsicherer Mann um ein Getränk und Süßes bittet, der sich zudem unbeholfen anstellt. So was spricht in jeder ‚normalen‘ Frau, ob jung oder alt, eine soziale Ader an. Sie will helfen. Ist besonders nett und eh sie sich recht versieht bei dem ihm aus der Kommunikationspatsche helfen, fängt sie sogar an, ein wenig zu flirten und das alles, weil männliche Pein für Frauen, die zum Reden und Handeln geboren sind, ein Helfersyndrom hervorruft.

Robert hat es also geschafft und geht mit allem bewaffnet in die Vorstellung. Was aber weder Margot, noch der Zuschauer erwartet, passiert nach dem Film, als sich der gedemütigte Robert – hat er das alles etwa nicht mitbekommen ?– erneut an die Theke traut. Und sogar die nächsten Tage wiederkommt. Ja, das junge Mädchen gefällt ihm, obwohl sie für ihn eigentlich zu jung ist. Sie zwischen ihrer Grundangst vor Männern im Dunkeln sowie in Angstlust vor Männern überhaupt und Neugierde auf das andere Geschlecht, verhält sich ambivalent. Auf jeden Fall geht sie auf den Telefonnummerntausch ein und beide kommunizieren online, wobei er schriftlich gewandter und witziger erscheint als im richtigen Leben.

Sie lernen sich also kennen, treffen sich dann sogar und beginnen leise und verhalten so etwas wie eine Beziehung. Was eigentlich die eine vom anderen und dieser andere von der einen erwartet, wird kein Thema, wissen sie es doch vielleicht selber nicht.

Margot wohnt in einer dusteren Gegend, erstens ohne viel Licht und zweitens mit viel Gebüsch. Daß dies beim Abendsnachhausekommen Ängste auslöst, weiß jede Frau von sich selbst. Das Dunkle schützt nicht, sondern ängstigt und jedes Geräusch läßt Margot zusammenzucken. Wenn Robert unvermittelt vor ihr steht, sieht sie in ihm eher ihren potentiellen Vergewaltiger als ihren Freund. Zu dem wird er nämlich, weil sie sich auf eine Nähe einläßt, gegen die sie gleichzeitig etwas hat: sich küssen und dann sogar miteinander schlafen.
Robert ist ein schrecklicher Küsser und ein genauso schrecklicher Beischläfer und darum ist dann schnell Schluß mit Lustig! Zumindest für Margot. Bekommt Robert die doch deutliche Ansage nicht mit? Er bleibt auf der Lauer und sie halluziniert, insbesondere, wenn sie abends spät nach Hause kommt, alle möglichen Untäter, hinter denen immer Roberts Gesicht hervorlugt.

Inzwischen ist der Zuschauer längst einbezogen in das Gespinst aus Verdächtigungen, Vermutungen, Schuld und Unschuld und weiß auch nicht mehr, ob oder ob nicht.
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Höchste Zeit auf die Assistenzfiguren einzugehen, die Margots Gesichter, daß Männer gefährlich sind und sie es mit Robert mit einem potentiellen Serientäter zu tun hat, stützen. Das ist einmal ihre Freundin eine so typisch uni-abgehobene Superfeministin, die sie ständig unter Druck setzt, nicht autonom genug zu entscheiden und sich einem Serienkiller an den Hals zu werfen und da ist ihre Professorin (Isabella Rossini) , sowieso dominant männerfeindlich.

Endlich fragt man sich, aus welchem Traumland Margot eigentlich kommt. Sie ist die behütete Tochter aus der Mittelschicht, die sich erstmals ins Leben wagt, dies aber mit der ganzen Unschuld und gleichzeitigen Arroganz junger besserer Mädchen, für die ein Robert sowieso nie in Frage gekommen wäre.

Und darum war die literarische Vorlage auch eine Kurzgeschichte von Kirsten Roupenian, 2017 im The New Yorker, die nach der ernüchternden Beischlafszene endete, bzw. mit den daraufhin beleidigten schriftlichen Kommentaren von Robert.

Das war für einen Film wohl zu wenig. Aber der ganze Verfolgungswahn, den Margot nun auslebt, wobei die Trennlinie eben auch in Wirklichkeit in dunklen Gegenden Wahn und Wahrheit erst spät erkennen läßt, paßt überhaupt nicht zur Geschichte und auch, daß Robert auf einmal ein Stalker wird. Seine schauspielerische Rolle und auch Stärke war die Unsicherheit als Mann, nicht eine Bösartigkeit. Am Ende ist man von dem als Thriller verkauften Film von Susanna Fogels mehr als irritiert, weil ein Gericht entstand, daß aus zu vielen Zutaten zunehmend ungenießbar wird und nichts mehr logisch, noch psychologisch stimmt..

Am Allerbesten gefällt der Hinweis von Margaret Atwood: „Men are afraid that women will laugh at them. Women are afraid that men will kill them.”

Fotos:
©Verleih

Info:
Originaltitel: Cat Person
Genre: Psychothriller
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Kinostart: 16.11.2023
 
REGIE :Susanna Fogel
DARSTELLER:INNEN : Emilia Jones, Nicholas Braun, Geraldine Viswanathan, Isabella Rosselini
DREHBUCH :Michelle Ashford
PRODUKTIONSJAHR : 2022
LAUFZEIT : 118 Minuten
PRODUKTIONSLAND : UNITED STATES