DF 03133 03015 rv2 2000x1264 thumbnailSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Januar 2024, Teil 6

Hanswerner Kruse

Sydney (Weltexpresso) - Die junge Frau hastet durch die City, rempelt Leute an, stürzt in ein Café, weil sie dringend pinkeln muss. Aber das ist nur Gästen erlaubt und die Warteschlange vor dem Bestelltresen ist endlos lang. „Liebling, was willst Du trinken?“, ruft ihr ein attraktiver Fremder zu, der ganz vorne steht...


Nun bekommt sie, als angebliche Ehefrau, tatsächlich den Kloschlüssel von der knurrigen Kellnerin. So lernen sich Bea (Sydney Sweeney) und Ben (Glen Powell) kennen. Sie verbringen eine Nacht ohne Sex miteinander, doch durch ein blödes Missverständnis am nächsten Morgen, sind sich beide spinnefeind und sehen sich nicht wieder.

Nach diesem langen Teaser schauen wir der Heirat zweier Frauen zu. Als die Frage kommt, ob jemand Einwände vorbringen will, springt der Vater einer Braut auf. Überraschend folgt jetzt keine queerfeindliche Tirade, sondern er lädt – wir schauen ein Video - Verwandte und Freunde aus den USA nach Australien ein.

Hier treffen nun also nach einigen Jahren Ben und Bea, die Schwester einer Braut, aufeinander und beginnen sogleich sich anzugiften. Bens Ex ist mit einem dumpfen, kraftprotzigen Surfer liiert: „Nur zum Vögeln“, wie sie ihrem Ex gegenüber betont und ihn anhimmelt. Beas Verflossener wird von den Eltern auch eingeladen, damit sie „endlich in die richtige Richtung geht.“

Die Bräute grämen sich, „sie werden unsere Hochzeit ruinieren“, und stiften die übrigen Gäste an, Bea und Ben zusammenzubringen. „Sie müssen sich ja nicht lieben“, heißt es, „wir müssen es nur hinkriegen, dass sie endlich miteinander vögeln.“ Doch beide durchschauen den plumpen Plan, beschließen dennoch mitzuspielen. Denn die zwei wollen auf keinen Fall wieder etwas mit ihren alten Lieben zu tun haben. Sie befummeln sich, wenn alle gucken, dabei findet Bea auch schon mal eine Vogelspinne in Bens Unterhose. Als die ganze Hochzeitsgesellschaft auf einem Schiff fährt, spielen sie Szenen aus dem Film „Titanic“ nach - was aber gründlich in die Hose bzw. in diesem Fall ins Wasser geht. 

Nach vielen guten Gags und gelungenen Slapsticks kommen sich die beiden einander tatsächlich erotisch näher. Während sich beim ersten Mal Bea aus Bens Wohnung morgens davonschlich, was ihn sehr kränkte, schleicht er sich früh nach der Liebesnacht fort, was sie nun mächtig kränkt. Und wieder beginnt das ganze chaotische Spiel von vorne…

Es wird viel gelogen in diesem Film, nicht nur von Bea und Ben, allerdings fallen die Lügen allen auf die Füße. Daher der Titel. Anfangs denkt man, na ja, die zwei kriegen sich irgendwann, denn so neu ist das Thema ja nun wirklich nicht. Doch diese tragisch-komische Liebesgeschichte wird erstaunlich witzig und vielschichtig erzählt. Die Verwicklungen sind intelligent konstruiert und haben hinreißende Wendungen, die wir hier nicht verraten wollen. Selbst die Dialoge sind gut, trotz der miesen Synchronisation. Der für die USA erstaunlich frivole Film ist jetzt nicht das ganz große Kino, aber das Ansehen lohnt sich.


Foto:
Es geht gründlich in die Hose bzw. in diesem Fall ins Wasser © Verleih

Info:
Wo die Lüge hinfällt, USA 2023, 104 Minuten, FSK 0, Filmstart 18. Januar 2024 
Regie Will Gluck mit Sydney Sweeney, Glen Powell, Alexandra Shipp und anderen