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Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Februar 2024, Teil 18

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) – Wann kamen Sie zu dem Filmprojekt?


Sophie Roy: Ich wurde gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, für BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT die Regie zu übernehmen – das war 2019. Ich las die Story und war gleich hin und weg. Mir gefielen ganz besonders Patricks Hartnäckigkeit und seine Abenteuerlust – und natürlich diese unglaubliche Migration der Monarchfalter. Ich wusste gleich: Das ist eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt.


Wie hat ihre bisherige Arbeit für BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT geholfen?

Sophie Roy: BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT war eine ganz natürliche Fortführung dessen, was ich in den letzten 20 Jahren im Animationsbereich gemacht habe – Stoffe entwickelt, Serien-Piloten und Serienfolgen gedreht. Stoffe für Kinder waren schon immer meine ganz besondere Leidenschaft. Ich war auf der Suche nach etwas Neuem – und ich fand BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass noch niemand auf die Idee gekommen war, diese Tiere zu Stars in einem Animationsfilm zu machen. Dies ist definitiv das erste Mal, dass man einen Einblick in ihre Welt bekommt, und ich freue mich unglaublich darüber, dass ich diejenige sein kann, die die Ehre hat, die Geschichte zu erzählen.


Was war die Grundidee für das Figurendesign?


Sophie Roy: Ich bin sehr stolz auf unser Figurendesign in BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT. Mir ging es darum, dass sich die Kinder ganz mühelos mit den Figuren identifizieren können. Deshalb haben wir sie mit Kapuzenpullis, mit Westen, Kleidern und Pullovern ausgestattet – aber alles aus natürlichen Materialien wie Zweigen, Blättern und Moos. Wir haben auch sehr viel Zeit darauf verwendet, ihre Frisuren genau auf die einzelnen Figuren abzustimmen − und wir haben die Entscheidung getroffen, dass auch ihre Fühler ihre Persönlichkeit widerspiegeln sollten. Lily zum Beispiel hat große, pralle Fühler, passend zu ihrem lebhaften Charakter. Und schließlich die Flügel, deren Muster so einzigartig sind − das war der wichtigste Aspekt, und wir haben sehr viel Arbeit investiert, das bis ins letzte Detail stimmig hinzubekommen.


Wie viel reales Verhalten von Schmetterlingen konnten sie in der Story unterbringen?


Sophie Roy: Ich habe so viel über Monarchfalter gelernt und so viel davon auch in die Geschichte gepackt, dass man unmöglich alles einzeln aufzählen kann. Aber ein paar ganz wichtige Dinge: Die Flugroute entlang der kanadischen Ostküste über die USA bis in die Berge von Michoacán in Mexiko ist korrekt. Als Marty sich zu einem Rad aufrollt und sich totstellt − auch das ist genau wie in der Wirklichkeit. So täuschen Raupen ihre Fressfeinde. Monarchfalter fliegen nicht bei Dunkelheit, sondern übernachten in Baumspalten, genau wie Jennifer und Lily es tun. Die Monarchfalter haben nur wenige Fressfeinde, und die drei Vögel gehören dazu. Das Wichtigste ist aber wohl die Suche nach dem Milchkraut, und dessen Knappheit. Monarchfalter brauchen diese Pflanze, um zu überleben. Deshalb schleppt Jennifer den ganzen Anhänger voll mit – und deshalb kann Marty auch nicht aufhören, davon zu naschen...


Was waren für Sie als Regisseurin die Herausforderungen, eine Produktion zu lenken, die auf mehrere Kontinente verteilt war?


Sophie Roy: Die größte Herausforderung war, dass wir es, gerade als wir angefangen hatten, mit der Pandemie zu tun bekamen. Wir mussten unsere Arbeitsweise total umstellen. Am Ende machte es keinen Unterschied, ob man mit jemandem zusammenarbeitet, der am anderen Ende der Straße oder auf der anderen Seite des Globus saß. Ich habe meine Arbeitszeiten angepasst, je nachdem, ob die Künstler nun in Montreal oder Hamburg waren. Wir haben uns über Videotelefonate verständigt. Wenn ich zurückblicke, ist es unglaublich, wie schnell wir uns auf die neue Situation eingestellt haben.


Was macht die Hauptfiguren Patrick, Marty und Jennifer so besonders – und wie entwickeln sie sich im Lauf der Geschichte?

Sophie Roy: Patrick ist sehr körperlich und impulsiv, er hat große Träume und lässt sich darin von nichts aufhalten. Jennifer ist sehr selbstbewusst und hat eine scharfe Zunge. Sie fliegt sehr gut und ist äußerst zuverlässig. Die Raupe Marty ist ein Spaßvogel, der nicht so sehr auf sein Äußeres achtet – und er ist der größte Angsthase, den man sich vorstellen kann.
Zu Beginn der Geschichte will Patrick, dessen einer Flügel nicht voll entwickelt ist, genauso fliegen lernen wie alle anderen. Aber das wird er niemals können. Er muss stattdessen lernen, es auf seine eigene Weise zu tun. Jennifer muss sich eingestehen, dass sie Höhenagst hat – und sie muss lernen, Patrick zu vertrauen, um so ihre Angst zu überwinden. Und egal, wie sehr Marty es sich wünscht, sofort zum Schmetterling zu werden: Er muss warten, bis die Zeit gekommen ist. Sie alle entdecken am Ende, dass sie an sich selbst glauben und ihr eigenes Ding machen müssen, denn so werden sie zu einzigartigen Persönlichkeiten – und zu wunderschönen Schmetterlingen.


Wie kriegt man es hin, dass die Story am Ende spannend genug für alle Altersgruppen ist, aber auch die jüngsten Zuschauer nicht überfordert?


Sophie Roy: Die Kinder sollen unseren Helden auf einem großen Abenteuer folgen, das auch manche Gefahren beinhaltet. Aber es geht uns natürlich nicht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Ich habe sehr daran gearbeitet, den Film mit Humor zu füllen. Als Marty zum Beispiel von Tar, dem Vogel, verschluckt wird, kämpft er um sein Leben – aber auf eine komische Weise, so dass ein Moment, der sehr furchterregend sein könnte, zu klassischem Slapstick-Humor wird. Wir haben uns auch über den gesamten Film hinweg auf Marty verlassen, um gefährliche Situationen zu entschärfen und uns zum Lachen zu bringen.


Gibt es eine bestimmte Szene, die für sie den Film ausdrückt?

Sophie Roy: Das ist gleich die erste Szene, in der wir Patrick begleiten, wie er durch das Milchkraut-Feld sprintet, höher und höher springt und zu fliegen versucht − und wenn er dabei hinfällt, steht er gleich wieder auf. Das zeigt die Entschlossenheit unserer Hauptfigur, bei der Migration dabei zu sein, und es zeigt seine Freundschaft zu Marty. Es gibt auch schon einen Vorgeschmack auf seine Parkour-Fähigkeiten, die er am Ende in seinem Flug-Stil mit aufnimmt.


Wie würden Sie die Botschaft des Films beschreiben?

Sophie Roy: Dass es die Unterschiede sind, die uns alle besonders und einzigartig und zu dem machen, was wir sind. Wir sind alle unterschiedlich, und genau darin liegt die Schönheit.


Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Erwachsenwerden, aber der Film thematisiert auch Umweltschutz – würden Sie sagen, dass Themen wie bedrohte Tierarten und die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen bei einem jungen Publikum einen Nerv treffen?


Sophie Roy: Das ist die Welt, in der die Kinder leben. Sie wissen um die Zerstörung der Natur, und in vielen Fällen sind sie ja auch diejenigen, die an vorderster Front darum kämpfen, etwas dagegen zu tun. Viele wissen sicher gar nicht, in welcher Notlage sich die Monarchfalter befinden, aber hoffentlich schafft es der Film, dass diesem bemerkenswerten Tier die Aufmerksamkeit zuteil wird, die es verdient.
BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT zeigt auch, dass man allein schon damit, Milchkraut zu pflanzen, dazu beitragen kann, dass der Rückgang der Schmetterlingspopulationen gestoppt wird.

Foto:
©Verleih

Info:
BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT

Regie: Sophie Roy
Story: Heidi Foss, Michael Solomon Drehbuch: Heidi Foss, Lienne Sawatsky

FSK: ohne Altersbeschränkung Laufzeit: ca. 87 Minuten Bildformat: 2.39:1

Abdruck aus dem Presseheft