but3Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Februar 2024, Teil 19

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) – Wie waren die Anfänge des Projekts – und wie lange hat es von der ersten Idee bis zur Fertigstellung gedauert?

Emely Christians: Es gibt eine europäische Einrichtung für den Animationsbereich namens Cartoon, die regelmäßig Veranstaltungen wie „Cartoon Forum“ und „Cartoon Movie“ organisiert, bei denen Dutzende von Projekten gepitcht werden. Und davon gab es 2016 einen Ableger, „Cartoon Connection Canada“, der in Québec stattfand. Da stellte die Produzentin Marie-Claude Beauchamp das Projekt vor, und da ich sie schon länger kannte und schon lange etwas gemeinsam mit ihr machen wollte, war diese schöne Geschichte einfach perfekt dafür.

Solche Projekte dauern ja immer sehr lange – und dann kam auch noch Corona dazwischen. Den ersten Finanzierungsplan für BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT haben wir Anfang 2017 aufgesetzt, dann sind wir in die Planung gegangen, 2018 war ich noch einmal in Kanada, und mit der Produktion haben wir dann schließlich 2020 angefangen. Als wir an Bord gekommen sind, gab es schon erste Drehbuchfassungen, und wir haben das dann gemeinsam weiterentwickelt.


Was war für Sie das Spannende an der Story?

Emely Christians: Mein erster Eindruck war Überraschung − ich wusste überhaupt nicht, dass diese Schmetterlinge von Kanada nach Mexiko fliegen, ich hatte das noch nie gehört. Aber umso schöner für eine Originalgeschichte, wenn man mit einer Sache starten kann, die für viele etwas ganz Neues darstellt. Es ist immer interessant, was alles in der Natur so passiert, und bei einem solchen Road Movie ist das Abenteuer natürlich vorprogrammiert. Eine Reise als Plot ist für einen Animationsfilm natürlich immer aufwendig, weil wir kein Set doppelt nutzen können; aber es macht natürlich auch Spaß, die vielen unterschiedlichen Schauplätze zu erschaffen.


Ist es schwierig, sich mit einem Stoff auf dem Markt durchzusetzen, der nicht zu einer Franchise gehört oder auf einer erfolgreichen Vorlage beruht?

Emely Christians: Wir gucken natürlich immer darauf, ob der Markt das Produkt will. Und wir haben ja gute Erfahrungen mit Originalstoffen gemacht – ob nun mit OOOPS! DIE ARCHE IST WEG..., mit LUIS UND DIE ALIENS oder mit dem ÜBERFLIEGER-Film. Wir sind davon überzeugt, dass man auch Originalstoffe erfolgreich umsetzen kann und dass sie ihr Publikum finden.


Was war die Idee hinter den jungen Hauptfiguren Patrick und Marty, sowie Jennifer und Lily?

Emely Christians: Es ist enorm wichtig, dass die Figuren für die Kinder anschlussfähig sind. Kinder wollen mit den Figuren auf die Reise gehen. Die Figuren sind oft ein bisschen älter als die Zielgruppe, weil sich die Kinder nach oben orientieren und sich mit Figuren identifizieren, die etwas älter sind als sie selber. Und wir haben einen diversen Cast – alle Generationen, Ethnien, Erwachsene und Jugendliche, Eltern wie zum Beispiel Patricks Mutter, und mit Cora eine starke Anführerin. Die Schmetterlingswelt im Film ist genauso bunt und vielfältig wie unsere Menschenwelt. Das ist ja das Schöne am Animationsfilm – wir können so etwas einfach behaupten, solange wir dafür sorgen, dass es im Rahmen der Story plausibel bleibt.


Wie entwickeln sich die Figuren im Lauf der Handlung?

Emely Christians: Am Ende geht es um Zusammenarbeit, um Vertrauen. Ich finde, das wird im Laufe der Geschichte immer deutlicher, wenn sich zwei Protagonisten gegenseitig mit ihren Schwächen anvertrauen wie zum Beispiel Jennifer und Patrick. Wie daraus dann eine Lösung entsteht, finde ich sehr schön herausgearbeitet.


Wie schwierig ist es, Schmetterlinge zu animieren?

Emely Christians: Das war schon eine Herausforderung − da hatten wir es mit den Tieren in unseren anderen Filmen leichter. Das lag auch an der Körperform − es sollte ja keine menschliche Darstellung 

der Grund dafür, dass die Gesichtsfarben blau und lila sind. Manches muss man aber natürlich anpassen: Sie brauchten trotzdem Hände, um zu agieren, zu erklären – oder auch, um den Anhänger zu ziehen.


War das Thema Umweltschutz von Anfang an Teil der Geschichte?

Emely Christians: Das war von Anfang an im Drehbuch angelegt. Und es ist ja auch der Realität entnommen: dass Flächen versiegelt werden und Tierarten so der Lebensraum genommen wird. Das wollten wir thematisieren, allerdings ohne Angst zu machen − am Ende finden die Schmetterlinge ja auch Milchkraut, auch wenn aus der Wiese jetzt ein Supermarkt-Parkplatz geworden ist. Die Kinder sehen und hören so viel, da braucht man nicht zu verheimlichen, dass in diesem Bereich viel zu tun ist. Wir als Filmemacher:innen können unseren Anteil dazu beitragen, das Thema bewusst zu machen und haben unsere speziellen Möglichkeiten, dies auf spielerische Weise zu tun.

Was, würden Sie sagen, nimmt das junge Publikum aus dem Film mit?

Emely Christians: Das bringt mich zurück zu meiner ersten Reaktion auf die Story: Der Aufhänger der Geschichte ist ja, dass unser Hauptschmetterling ein kleines Handicap hat, weswegen er nicht fliegen kann. Es müssen alle gemeinsam eine Lösung finden, und mit der Hilfe der anderen schafft Patrick es schließlich. Das trifft auch die Lebenswirklichkeit der Kinder: Man kann ruhig mal sagen, ich kann das jetzt nicht, und sich helfen lassen. Im Film kann der eine nicht fliegen, die andere hat Höhenangst, der dritte ist ein Angsthase − aber gemeinsam meistern sie die Herausforderungen. Es geht um die verschiedenen Fähigkeiten, die jeder mitbringt. Marty zum Beispiel ist zwar noch kein ausgewachsener Schmetterling, aber als Raupe kann er Seide produzieren und ist dadurch hilfreich. Es ist klar: Keiner von den Schmetterlingen käme jemals an, wenn er allein auf sich gestellt wäre, aber als Gemeinschaft sind sie unschlagbar!

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Info:
BUTTERFLY TALE – EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT

Regie: Sophie Roy
Story: Heidi Foss, Michael Solomon Drehbuch: Heidi Foss, Lienne Sawatsky

FSK: ohne Altersbeschränkung Laufzeit: ca. 87 Minuten Bildformat: 2.39:1

Abdruck aus dem Presseheft