Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Juni, Teil 1

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) – Der Schauspieler Heiner Lauterbach hat selbst einen Gangsterfilm ohne Fördergelder produziert, in dem er als bärtiger und tätowierter Macho die Hauptrolle spielt und mit seinen Kumpels einen Überfall plant, der dann mächtig aus dem Ruder läuft..

 

 

HARMS

Im Gangsterfilm bleiben die Schurken meist unter sich - Verrat und Ehre, ihr Vorleben und ihre Beziehungen zueinander sind die Themen, die neben ihren Raubzügen gezeigt werden. Im französisch inspirierten Film Noir sind die Protagonisten meist Einzelgänger und leben in schwarz-weißen Welten. Als Genrefilme laufen derzeit einige solcher deutschen Produktionen in den Kinos und besetzen „eine Nische“, wie der Produzent von „Harms“ meint. In den alten Filmen des Genres bleiben die Gräueltaten der Gangster im Dunklen. Jedoch im neuen deutschen Gangsterfilm, wie „Stereo“ oder „Harms“, badet die Kamera bei greller Beleuchtung gerne in Blut.

So beginnt auch „Harms“, benannt nach dem gleichnamigen einsamen Gangster Harms (Holger Lauterbach): Bereits im Vorspann des Films richtet er, nach 16-jähriger Haft, drei Mitgefangene grausig zu. Einen Tag vor seiner Entlassung riskiert er damit viel, aber das Blutbad in der Knastdusche ist natürlich eine Frage der Ehre, „die Bösen“ haben es schließlich verdient.

Draußen trifft Harms alte Kumpels wieder, lernt die junge Hure Jasmin (Valentina Sauca) kennen, die es mit dem Obermacho umsonst treibt, ein vom Geschäftsleben frustrierter Ex-Banker gibt ihm einen Millionentipp für einen Überfall auf die Bundesbank. „Warum muss denn was faul sein, wenn man mal Glück hat?“, fragt er seine Freunde Menges (Axel Prahl) und Timm (Martin Brambach). „Das Glück muss man bei den Hörnern packen“, fordert er und plant mit ihnen akribisch den Millionencoup, über dessen Verlauf hier nichts verraten wird.

Die durchaus spannende und ungewöhnliche Geschichte ist, bis auf ein weiteres, bluttriefendes Schlachtfest an „bösen Arabern“, meist im braven Tatort-Stil gefilmt. Doch in tristen Städten, dreckigen Straßen, verfallenen Häusern und bei miesem Wetter sind die Protagonisten extrem illusionslos: „Lass die Fragerei!“, rotzt Harms die verliebte Jasmin an. Am Imbissbüdchen, dem sozialen Zentrum des Films, erklärt sein Freund Knauer (Friedrich von Thun): „Alt werden ist Scheiße, aber immer noch besser als sterben!“ Menges, der zwei kleine Kinder versorgt, röhrt nur in, hier nicht zitierbarer, Fäkalsprache herum, um dann urplötzlich vom Leid eines Hartz-IV-Empfängers zu erzählen.

Doch „Harms“ ist keine Sozialschmonzette! Stattdessen wirft der erregende Thriller, mit ein bisschen zu viel Blut, einen kritischen Blick auf den Zustand unserer Gesellschaft. Wer sich durch die Tristesse und dargestellte Gewalt nicht abschrecken lässt, kann spannendes Kino erleben.

 

INFO:

Harms“ D 2013, 98 Minuten, FSK ab 16 Jahre, Filmstart 12. Juni

Regie Nikolai Müllerschön, mit Heiner Lauterbach, Friedrich von Thun, Axel Prahl, Martin Brambach, Valentina Sauca u.v.a.