Redaktion
Hollywood (Weltexpresso) - Das Drehbuch erscheint zu einer Zeit, als Cages Karriere auf Hochtouren lief. Er hatte für die Rolle des einsamen Trüffeljägers in den Wäldern von Portland in „Pig“ großen Beifall geerntet, bevor er sich selbst in der Metakomödie „Massive Talent“ spielte. Es folgten die Horrorkomödie „Renfield“ und der Psychothriller „Sympathy for the Devil“ – bizarre Ausbrüche, die im Verlauf seiner steilen Karriere zu Nicholas Cages Markenzeichen geworden sind.
„Als wir ihm das Drehbuch schickten, las er es sofort und sagte dann, er habe genau nachgefühlt, was Paul Matthews durchmacht, wie der eigene Stand in der heutigen Medienkultur dadurch festgelegt wird, wie andere einen wahrnehmen. Vor dem Hintergrund der enormen Berühmtheit, die er in seinem Leben erlangt hat, war die Vor allem aber war „Dream Scenario“ eine Chance für Cage, an etwas wirklich Originellem und Einzigartigem mitzuwirken. „Das fühlte sich absolut neu an, nicht nur in Bezug auf meine Figur, sondern auch auf das Gesamtwerk, weil ich mich in Kristoffer Borglis Gedanken bewege und etwas mache, das sich jeder filmischen Kategorie entzieht. Das war für mich das Wesentliche bei diesem Film.“
Paul Matthews erwacht zum Leben
Paul Matthews zum Leben zu erwecken, war ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt von Regisseur und Schauspieler. Die erste Aufgabe bestand darin, einen Look für die Figur zu entwerfen, der die von Cage beschriebene Schluffigkeit widerspiegelte. „Pauls Kleidung ist beige und einfarbig und wir haben ihm eine Brille verpasst – also das komplette Gegenteil von mir selbst, wenn ich im wahren Leben über einen roten Teppich gehe", erklärt Cage. „Wir haben meine Nase ein wenig verändert, damit sie dezenter aussieht. Paul sollte unverwechselbar sein, damit es dem Zuschauer leichter fällt, sich unabhängig von mir nur auf seine Entwicklung einzulassen.
Borgli und Cage diskutierten eingehend darüber, wie die Figur beschaffen ist und wie sie sich im Leben präsentiert. Cage- modulierte seine Stimme, um einen Beta- Mann widerzuspiegeln, der ein Alpha-Mann sein möchte. „Paul ist ein moderner Mann, der versucht, umsichtig, empathisch und integrativ zu sein“, erklärt Borgli. „Er war sein Leben lang nur nett und merkt irgendwann, dass er härter auftreten muss, wenn er im Leben weiterkommen will.“
Cage fügt hinzu: „Wir haben über den Beta- Aspekt von Pauls Persönlichkeit gesprochen, einschließlich seiner Stimme, die wir ein wenig verändert haben, um den Weg des geringsten Widerstands zu suggerieren. Wenn Paul sich aufregt, ist das kaum konfrontativ. Und wenn er neurotisch ist, dann nur deshalb, weil er es noch nicht zu einer Veröffentlichung gebracht hat."
Um Paul Matthews vollends zum Leben zu erwecken, wurde Cage selbst zum Betamännchen und überließ Borgli die absolute Kontrolle über sein Spiel. „Meine Darstellung geht ganz und gar auf Kristoffer zurück. Ich überließ ihm beim Drehen gewissermaßen die Fernbedienung, auf der er die Knöpfe drücken konnte“, so Cage. „Genau diese Methode habe ich auch für ‚Adaptation‘ mit Charlie Kaufman angewandt: Ich bringe Ideen ein, um meiner Figur das gewisse Etwas zu verleihen, aber diese Ideen funktionieren nur, wenn ich mich in das Werk einpasse, das Kristoffer oder Charlie geschrieben haben. So funktionierte unsere Beziehung."
Die Kostümbildnerin Natalie Bronfman („The Handmaid’s Tale - Der Report der Magd“) konzentriert sich auf Pauls Kontur und bringt die Psychologie der Figur durch unscheinbare Kleidung zum Ausdruck, die Paul im Laufe des Films beherrscht und einhüllt, wie der dicke Parka, den er die ganze Zeit trägt. „Die Kleidung spiegelt immer den Geisteszustand einer Figur wider“, so Bronfman. „Das Interessante an dieser Figur war die Ergründung der Frage, wie es sich anfühlt, von der Gesellschaft völlig grundlos ausgegrenzt zu werden. Der Parka umhüllt ihn wie eine schützende Decke."
Bronfman möchte, dass Paul wie der Doktor aussieht, der in den 1990er Jahren promoviert hat - großer Parka, klobige Schuhe und Outdoor-Look, passend zu dem namenlosen Vorort an der Ostküste. „Für Paul ist das ein modischer Höhenflug - er geht mit Wanderschuhen zur Uni“, witzelt Bronfman. „Es ist ein nostalgischer, eingefahrener Look, der auch ein bisschen schräg ist, und es hat Spaß gemacht, damit zu spielen.
Bronfman legt über den gesamten Film hinweg großen Wert auf Matthews' Schuhe, um dessen liebenswerte Schusseligkeit zu betonen - mit verborgenen düsteren Anteilen. „Paul trägt seine Schuhe sogar zu Hause, dadurch wirkt er plump und unbeholfen, auch wenn er versucht, es nicht zu sein", so Bronfman. „Selbst wenn er zärtlich ist, kocht er vor Wut, und sein Schuhwerk spiegelt das wider.“
In einer der denkwürdigsten Szenen des Films lässt Bronfman Cage eine Nachbildung des kultigen übergroßen Anzugs tragen, den David Byrne in dem Talking-Heads-Konzertfilm „Stop Making Sense“ trägt. „Pauls Look war nicht leicht zu kreieren, weil er ganz gewöhnliche Kleidung trägt, die wir überhöht und stilisiert haben“, so Bronfman. „Im Grunde geht es darum, das Unscheinbare herauszuheben.“
Foto:
©Verleih
Info:
Buch und Regie
Kristoffer Borgi
Besetzung
Sophie Matthews. Lily Bird
Paul Matthews. Nicolas Cage
Janet Matthews. Julianne Nicholson
Hannah Matthews. Jessica Clement
Greta. Star Slade
Andy. David Klein
Miles Kaleb Horn
Avery Liz Adjei
Sheila Paula Boudreau
Claire. Marnie McPhail Diamond
Jessie. Noah Lamanna
Brett. Tim Meadows
Richard. Dylan Baker
Abdruck aus dem Presseheft