Redaktion
Madrid (Weltexpresso) - Wie bringt man unterprivilegierten Kindern die Freude am Lernen bei? Wie vermittelt man ihnen das Selbstvertrauen, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen? RADICAL – EINE KLASSE FÜR SICH ist inspiriert von einer wahren Geschichte, die eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein und die doch beweist, dass das Leben die besten Geschichten schreibt.
Das Feelgood-Drama erzählt auf anrührende und spannende Weise, wie Kinder durch einen engagierten Lehrer dazu angeleitet werden, sich selbst zu bilden und trotz widrigster Lebens- umstände ihr Potential zu verwirklichen.
Der reale Superheld dieser Geschichte ist Sergio Juárez Correa. Geboren in der Stadt Mata- moros an der Grenze zu den USA, arbeitete er seit fünf Jahren als Lehrer in der José Urbina Lopez-Grundschule, war aber zunehmend frustriert. In der von Drogenbanden, Gewalt und Armut geplagten Stadt galt auch die Schule als eine der schlechtesten in Mexiko. Die Ergeb- nisse der jährlichen landesweiten ENLACE-Tests waren niederschmetternd. Schließlich, nach einem Nervenzusammenbruch, entschied er sich, damals 31 Jahre alt, etwas Neues zu versuchen. In seiner Verzweiflung begann er auf eigene Faust zu recherchieren und stieß im Internet auf einen Vortrag im „TED Talk“-Kanal, in dem eine neue Unterrichtsmethode vor- gestellt wurde. Das Video beschrieb die Arbeit des Pädagogik-Professors und Informatikers Sugata Mitra und sein „Hole in the Wall“-Experiment mit Kindern in Indien, denen Computer- zugang gewährt wurde. Ohne jegliche Einweisung erarbeiteten diese sich auf eigene Faust eine große Bandbreite an Wissen, von Mathematik bis Englisch.
Analog zur Dezentralisierung der Informationsvermittlung im digitalen Zeitalter basiert Mit- ras ́ Philosophie auf der Dezentralisierung der Wissensvermittlung im Klassenraum. Dass durch dezentralisiertes Lernen das Potential an Kreativität und Innovationskraft besser aus- geschöpft wird als durch das traditionelle „Top-Down“-Denken des Industriezeitalters, wird inzwischen weltweit vielen Experten bestätigt. Kinder sind in dieser Sichtweise keine „Ma Fi- lippo standardisierten Tests abgefragt werden muss. Kinder, so diese Philosophie, sind gebo- rene Problemlöser, die, motiviert von spielerischer Neugier, sich selbst bilden, wenn man sie geduldig anleitet. Statt als strenge Pauker sollten Lehrer als Helfer fungieren, anspornen und die Kinder in ihrem natürlichen Wissensdrang unterstützen.
Am 21. August 2011 also ging Correa in den Klassenraum und stellte die Tische zu kleinen Gruppen zusammen. Seine erste Frage an die Schüler lautete: „Was möchtet ihr gerne ler- nen?“ Statt den apathischen Sechstklässlern in hierarchischem Frontalunterricht das offizi- elle Curriculum einzubläuen, ermutigte er sie zum eigenen Denken. So stachelte er die Neu- gier, den Wissensdurst, aber auch den Teamgeist der Jugendlichen an. Die Ergebnisse waren faszinierend, manchmal gar schockierend.
Nachdem die Kinder gemeinsam avancierte Fragen von Algebra und Geometrie lösten, wagte Correa, ihnen jene legendär gewordene Auf-gabe zu stellen, die der Mathematiker Carl Friedrich Gauß als Schüler im Handumdrehen löste: Wie addiert man in kürzester Zeit alle Zahlen von 1 bis 100? Als die 12jährige Paloma Noyola Bueno fast sofort die richtige Ant- wort parat hatte, empfand der Lehrer Gänsehaut. Correa hatte in der Tochter eines Lumpen- sammlers ein veritables Mathematikgenie entdeckt.
Atemberaubend waren auch die Ergebnisse der landesweiten Tests am Ende des Schuljahres. War zuvor fast die Hälfte der Schüler durchgefallen, so erzielte die Klasse nun Resultate, die nicht nur über dem Landesdurchschnitt lagen. Paloma Noyola Bueno erreichte in Mathema- tik die höchste Punktzahl des ganzen Landes. Weitere zehn ihrer Klassenkameraden befan- den sich in jenem obersten 1% der Mathematiktests. Auch in Spanisch erzielten Schüler ex- zellente Resultate. Der Erfolg machte Schlagzeilen, die sich jedoch meist auf Paloma konzentrierten.
2013 wurde Joshua Davis, ein Reporter des Computermagazins Wired, auf diese Geschichte aufmerksam. Besonders beeindruckte ihn, dass nicht allein Paloma glänzte, sondern die ganze Klasse überdurchschnittlich abschnitt. Seine Recherche mündete in den Artikel „A Ra- dical Way of Unleashing a Generation of Geniuses“, mit einem Foto von Paloma auf der Titel- seite und der Überschrift: „The Next Steve Jobs“. Der Artikel zeichnete auch das Porträt ihres Lehrers Sergio Juárez Correa.
Und so wurde Regisseur Christopher Zalla auf diese Geschichte aufmerksam und drehte einen Film, der nicht nur die transformative Kraft der Bildung würdigt, sondern auch Sergio Juárez Correa ein Denkmal setzt.
Correa arbeitet bis heute an der José-Urbina-López-Grundschule – und kämpft noch immer um eine bessere Ausstattung mit Computern.
Foto:
©Verleih
Info:
Sergio. Eugenio Derbez
Chucho. Daniel Haddad
Paloma. Jennifer Trejo
Lupe. Mía Fernanda Solis
Nico. Danilo Guardiola
Palomas Vater. Gilberto Barraza
Chepe Victor Estrada
Stab
Regie Victor Estrada
Drehbuch. Christopher Zalla, Joshua Davis
Abdruck aus dem Presseheft