Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. April 2024, Teil 3
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Dies ist der zweite Film des österreichischen Kabarettisten, Schauspielers und Drehbuchautors Josef Hader („Wilde Maus“). „Andrea lässt sich scheiden“ wurde auf der Berlinale uraufgeführt und ist ein eher tristes Werk, mit allenfalls sehr verhaltenem Humor.
Stilistisch und durch seine Melancholie erinnert der Film an die Werke des Österreichers Ulrich Seidl. Jedoch, wenn man vorher weiß, was im Kino auf einen zukommt und keine Burleske erwartet, kann man sich diesem Film gut ansehen.
Birgit Minichmayr spielt eine undurchschaubare Polizistin auf dem Land, im tiefsten Niederösterreich, die sich in eine größere Stadt versetzen lassen und von ihrem Mann geschieden werden möchte. Unabsichtlich überfährt sie jedoch ihren Ehemann, der dadurch - wahrscheinlich - zu Tode kommt. Sie begeht Fahrerflucht, versucht den Unfall zu verschleiern und hat ein großes Problem. Hader selbst gibt einen leicht deppert wirkenden Religionslehrer, ist der Outsider im Dorf und wird beschuldigt, Andreas Mann getötet zu haben. Mehr wird hier von der Geschichte nicht verraten, denn, obwohl kein Krimi, birgt sie doch einige überraschende Wendungen.
Der Film beginnt mit der endlos langen Aufnahme einer schnurgraden Straße in einer flachen österreichischen Landschaft. Ein Polizeiauto kommt, hält an und die Insassen, ein Polizist und eine Polizistin, machen sich umständlich bereit, zu schnell fahrende Autos zu erwischen. Das alles wird altmodisch und sehr, sehr langsam mit lediglich wenigen Schnitten in hellem Licht ohne Schatten gezeigt. Diese Erzählweise ohne Kameraschwenks, Nahaufnahmen, Lichtveränderungen oder schnelle Bilder ist typisch für den ganzen Film. Immer wieder tauchen Menschen in diesen öden, einsamen, nicht bergigen Landschaften und Dörfern auf der Leinwand auf: Man fühlt sich oft in die trostlosen Gemälde des amerikanischen Malers Edward Hopper versetzt.
Und Regisseur Hader breitet darin die ganze Tristesse des Landlebens vor uns aus, geißelt die rüde Verlogenheit und Sprachlosigkeit der dort lebenden Menschen. Jedoch macht der Regisseur im Interview auch deutlich, dass die Menschen hier nicht verrückter oder böser sind, als die Leute aus der Stadt. Aber Frauen wie Andrea wollen hier weg, übrig bleiben viele halsstarrige oder demente Männer, aggressive oder stille Säufer... Hader sagte dazu: „Das zieht sich mindestens von Brandenburg bis Nordfrankreich. Die Provinz ist nichts Österreichische, das ist etwas sehr Europäisches.“
„Andrea lässt sich scheiden“,
Regie/Buch Josef Hader, Österreich 2024, 93 Minuten, Filmstart 4. April 2024
mit Birgit Minichmayr (Andrea), Josef Hader (Franz) u.a.
Foto:
Josef Hader, Birgit Minichmayr
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