24. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films (24. April bis 30. April 2024), Teil 7
Redaktion
Wiesbaden (Weltexpresso) – Der Festivalsamstag ist prall gefüllt mit Wettbewerbsfilmen. Fünf Filme feiern in der Caligari-FilmBühne ihre Premieren! Den Auftakt macht ein Film, der in seinen Anfängen auch schon Teil des Festivals war: Mit KIX nahm Ko-Regisseur Dávid Mikulán 2019 am goEast-Nachwuchsprogramm East-West Talent Lab teil. Über zehn Jahre hinweg begleitet er darin das Kind Sanyi beim Aufwachsen und schafft so gemeinsam mit Bálint Révész ein eindrückliches Dokument des Erwachsenwerdens. In ihrem Spielfilm MADINA zeichnet Regisseurin Aizhana Kassymbek mit einer vorwiegend weiblichen Filmcrew das Porträt einer starken Frau im heutigen Kasachstan, inspiriert von wahren Begebenheiten aus dem Leben der Hauptdarstellerin Madina Akylbekova.
Der experimentelle Dokumentarfilm DAS SCHWEIGEN DER VERNUNFT / ŠUTNJA RAZUMA der bosnischen Regisseurin Kumjana Novakova verwendet Texte sowie verfremdetes Ton- und Bildmaterial. In Form einer Filmcollage thematisiert er den Schrecken und die Folgen der systematischen Vergewaltigungen, die im Jugoslawienkrieg an Frauen im bosnischen Foča begangen wurden. Im nächsten Wettbewerbsbeitrag DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE / RADNIČKA KLASA IDE U PAKAO rechnet der serbische Regisseur Mladen Đorđević mit den örtlichen Politiker:innen, Klerikern, Kriminellen und Geschäftsleuten ab. Der Spielfilm erzählt die Geschichte einer Arbeiter:innenrevolte in einer Kleinstadt, deren Akteur:innen nicht vor unkonventionellen Mitteln zurückschrecken. Den Abschluss des heutigen Wettbewerbstags bildet der ungarische Dokumentarfilm FAIRY GARDEN, in dem Gergő Somogyvári ganz ruhig beobachtend und trotzdem voller Wärme die Geschichte einer besonderen Gemeinschaft zwischen dem wohnungslosen, fleißigen Laci, der in seinen Sechzigern ist, und der jungen Fanni, die aufgrund ihrer sexuellen Identität zu Hause rausflog, erzählt.
Auch das Cinema Archipelago hat viel zu bieten: Im Symposium geht es im Museum Wiesbaden mit Veranstaltungen zu queerer Filmkultur weiter, heute mit dem Vortrag „Queering the Yugloslav Fifties“ von Nebojša Jovanović (Bosnien-Herzegowina) und der anschließenden Paneldiskussion „Queer Archives and Festivals as Memory Agents”, bei der Augustas Čičelis (Litauen), Viktorija Kolbešnikova (Litauen), Olena S. Dmytryk (Ukraine/UK) und Călin Boto (Rumänien) diskutieren. Moderiert wird das Panel von Symposiumskuratorin Jasmina Šepetavc (Slowenien). Außerdem laufen mit DER STRENGE JÜNGLING / STROGIY YUNOSHA , DUBRAVKA und FÜNF MINUTEN IM PARADIES / PET MINUTA RAJA heute drei historische Langfilme des Symposiumsprogramms.
Queerness zum Thema hat auch das zweite Panel der Yugoretten. Unter dem Titel „Behind Closed Doors: In which closet is queer cinema hiding?“ diskutieren Hoda Taheri (Iran, Deutschland), Anne Gaschütz (Deutschland), Olga Dimitrijević (Serbien, Jugoslawien) und Viktor Zahtila (Kroatien), moderiert von Kurator und Produzent Boris Hadžija genau diese Frage.
Einen besonderen Fokus legt goEast dieses Jahr auf die Filmländer Albanien und Kosovo und heute beginnt das dazugehörige Programm mit den kosovarischen Filmen 117 (Kurzfilm, 1976) und DER WIND UND DIE EICHE / ERA DHE LISI (1979), die beide vom bedeutenden Filmemacher Besim Sahatçiu stammen.
Ein ganz besonderes Ereignis ist die Rheinschifffahrt bei der unter dem Titel Rhine, Wine & Rhymez vor malerischer Kulisse die goEast-Festivalgäste Ilinca Manolache (Rumänien), Dorka Gryllus (Ungarn/Deutschland), Mateja Meded (Jugoslawien/Deutschland), Mladen Đorđević (Serbien) und Shoghakat Vardanyan (Armenien) in ihrer jeweiligen Muttersprache lesen und mit dem Wiesbadener Autor Alexander Pfeiffer ins Gespräch gehen. Die Gedichte werden ins Englische übersetzt und im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Austausch bei einem Getränk. Zudem werden auch die Preise des RheinMain Kurzfilmwettbewerbs hier verliehen. Tickets gibt es hier.
In den goEast Specials ist heute JANUAR / JANVĀRIS von Viesturs Kairišs aus Lettland zu sehen. Der Film, der sich mit der Unabhängigkeit der baltischen Länder von der damaligen Sowjetunion und dem Erwachsenwerden eines jungen Filmemachers beschäftigt, wurde bereits 2023 bei goEast gezeigt, und vom Eastern European Film Festival Network (kurz EEFFN) mit dem EEFFN Award ausgezeichnet und von allen Partnerfestivals des Netzwerks, zu dem auch goEast gehört, gezeigt.
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Quelle: Veranstalter
www.filmfestival-goEast.de