Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos am 5. September 2024, Teil 4
Redaktion
München (Weltexpresso) - Das Leben feiern, den Tod fürchten? In der Gesellschaft gehört das offene Sprechen über Sterben und Tod noch immer zu den Themen, die lieber unter den Tisch fallen. Stimmungskiller, betroffenes Schweigen oder unsichere Gespräche gehören zu den klassischen Reaktionen, die mit dem Thematisieren des Todes einhergehen. Dass Oliver Ziegenbalg und Markus
Goller dieser Tatsache mit Humor und treffsicheren Pointen begegnen, macht „Die Ironie des Lebens“ zu einem wichtigen Beitrag im Umgang mit dem Thema.
Corinna Harfouch kennt diese Unsicherheit: „Die Menschen vermeiden es, konkret darüber zu sprechen. Ich habe einen 99-jährigen Vater, der zwar sein Grab bereits bezahlt und sich ausführlich über seine Beerdigung Gedanken gemacht hat, aber sich dennoch nie mit dem Sterben und Abschiednehmen beschäftigt. Er will leben, und das wird natürlich von uns respektiert. Man wünscht sich schon, dass es eine größere Selbstständigkeit gibt, über verschiedene Empfindungen nach dem Tod und gegenüber dem Sterben zu sprechen. Durch solche Projekte lerne ich es und beschäftige
mich mit solchen Themen, wie Menschen in einer Art von Würde sterben. Zudem bewältigen diese Menschen eine große Aufgabe, kein großes Geheimnis um ihre Situation zu machen. Ich meine, Eva möchte leben, aber sie hat diese teuflische Krankheit, die ihr keine Chance lässt. Daher ist es von großer Würde und Stärke, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Außerdem lassen sich die Dinge, die es noch zu erledigen gibt, besser umsetzen. Erst wenn diese abgeschlossen sind, kann ein Mensch in Ruhe gehen. Obwohl meine Mutter verstorben ist, spreche ich bis heute mit ihr, denn ich vermisse sie wirklich, und wir haben sehr vieles nicht erledigt. Heute wünsche ich mir, sie würde da sein, und ich könnte vieles mit ihr besser machen. Menschen sollten Frieden für sich finden und daraus auf gute Weise Stärke generieren!“
Uwe Ochsenknecht sieht das Lachen über den Tod als Schutzreaktion: „Edgar macht sich stets lustig über Einsamkeit, Krankheit, Sterben oder Tod und kapiert langsam, dass er wahrscheinlich selbst Angst davor hat. Sein Witz nutzt er in der Hoffnung, er könnte die Angst damit vertreiben. Erst durch die Erfahrung mit Eva wird ihm bewusst, dass es auch weitere Möglichkeiten gibt, mit dem Thema umzugehen. Je deutlicher ihm dies wird, umso mehr erkennt er Evas Wunsch, dass er sich wieder mit den Kindern vertragen sollte.“
„Es ist eine absolute Extremsituation für jeden Menschen, in der normale Regeln außer Kraft gesetzt werden“, sagt Emilia Schüle. „In diesen Augenblicken wirst du in etwas Essenzielles zurückgeworfen. Darin besteht die Kraft vom Tod, wenn er ins Leben tritt.“
„Diesen Effekt kann nur der Tod bewirken“, stimmt Robert Gwisdek zu. „Er kann einem tatsächlich helfen, für ein gewisses Zeitfenster das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Eine Eigenschaft, die keineswegs nur schlecht ist. Am Ende helfen Trauer und Tod, Erinnerungen zu
behalten.“
Foto:
©Verleih
Info:
„Die Ironie des Lebens“, D 2024, 109 Minuten, Filmstart 5. September 2024, Regie Markus Goller mit Uwe Ochsenknecht, Corinna Harfouch, Emilia Schüle, Robert Gwisdek u.a.