Bildschirmfoto 2024 09 15 um 08.54.15Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. September 2024, Teil 9

Sean Bobbit

Warschau (Weltexpresso) - Während DAS FLÜSTERN DER FELDER die gleiche Mal-Animationstechnik verwendet, die mit unserem vorherigen Film LOVING VINCENT bekannt wurde, unterschied sich unser Ansatz zur Animation bei DAS FLÜSTERN DER FELDER erheblich von VINCENT. Bei DAS FLÜSTERN DER FELDER steht die epische Geschichte von Władysław Reymont im Mittelpunkt und die Malerei dient dazu, die Zuschauer in die Welt des polnischen Landlebens Ende des 19. Jahrhunderts zu ziehen und sie dort eintauchen zu lassen.
Daher lag unser Fokus weniger darauf, so viele echte Gemälde wie möglich zu zeigen. Stattdessen wurden die Künstler, von denen wir uns inspirieren ließen, mehr dazu genutzt, eine bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu schaffen.

Die über 100 Maler, die an dem Film arbeiteten, taten dies an speziell entwickelten PAWS-Einheiten (Painting Animation Work Stations), die BreakThru für LOVING VINCENT entwickelt hatte. Diese Studios befanden sich in Polen, Serbien, Litauen und der Ukraine.

Obwohl der Film animiert ist, werden alle Figuren in DAS FLÜSTERN DER FELDER von Schauspielern gespielt. Diese Schauspieler arbeiteten entweder an speziell konstruierten Sets, die wie echte Schauplätze aussehen, oder vor Green Screens, wobei Matte-Paintings und computergenerierte Animationen nach dem Dreh eingefügt wurden. Für die Layout-Arbeiten erstellten wir das Dorf Lipce in dem 3D-Programm Unreal Engine, um den Schauspielern ein Gefühl für den Ort zu geben, während sie gegen das Meer aus Greenscreens drehten. Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich im Studio Transcolor in Warschau statt, einige Szenen wurden vor Ort gedreht – u.a. von Kameramann Radosław Radczuk (Der Babadook). Die Aufnahmen vom Live-Action-Dreh dienten dann als Referenzmaterial für die Maler.

Die Maler wiederum verwendeten dieses Referenzmaterial, um es in dem festgelegten Stil (Pinselstriche, Farben, Detailgrad) zu übermalen. Das erste Bild je- der Sequenz wurde auf Leinwand (67cm x 49cm) gemalt. Anschließend wurde die Szene animiert, indem die nachfolgenden Frames für alle sich bewegenden Teile des Bildes durch Pinselstriche, Farbe und Impasto angepasst wurden. Schließlich wurde das letzte Bild der Sequenz wieder vollständig gemalt. Jedes Bild wurde mit einer Canon 6D-Digitalkamera in 6k-Auflö- sung aufgenommen.

Die von den Malern erstellten Schlüsselbilder wurden dann an den Inbetweening-Prozess weitergegeben, der den Stil und die Pinselstriche der ursprünglichen Ölgemälde aufgreift und einige digitale Pinselstriche hinzufügt, um die dazwischenliegenden Bilder zu erstellen. Der Anteil der Ölgemälde pro Szene variierte zwischen jedem Bild und jedem vierten Bild bei 12 Bildern pro Sekunde.

Um DAS FLÜSTERN DER FELDER zu realisieren, mussten wir eine globale Pandemie, den Krieg in der Ukraine, wo 30% unserer Maler arbeiten sollten, und eine grassierende Inflation, die ihren Höhepunkt bei 25% erreichte, überstehen. All diese Elemente beeiiflussten natürlich sowohl das ursprüngliche Budget des Films als auch den Produktionszeitplan. Die Live-Action-Referenz für den Film wurde im frühen Herbst 2020 während einer Covid-Pause gedreht, jedoch unter strengen Hygiene-Auflagen, was zu einer länger als geplanten Drehzeit führte. Das bedeutete auch, dass ein Teil der großen Massenszenen wie die Schlacht im Wald um ein ganzes Jahr verschoben werden musste.

Die Pandemie erschwerte auch unsere Rekrutierung von Malern für den Film, da die Menschen in einer Zeit der Unsicherheit zögerten, für einen zeitlich begrenzten Job in eine andere Stadt zu ziehen. Dann führte der Krieg in der Ukraine dazu, dass wir unser Studio für 6 Monate schließen mussten, und obwohl es uns gelang, die meisten unserer weiblichen Malerinnen in unser Studio nach Polen zu evakuieren, hatte dies dennoch Auswirkungen auf unsere Animationsleistung. Nachdem sich der Krieg aus der Hauptstadt zurückgezogen hatte, eröffneten wir das Studio wieder für unsere männlichen Maler, die nicht ausreisen durften. Doch kurz darauf begannen die Bombardierungen der kritischen Infrastruktur mit häufigen Stromausfällen. Und dann kam die Inflation, was zu steigenden Studio- und Personalkosten führte.

Wir hatten das Glück, Menschen und Institutionen zu finden, ohne die dieser Film niemals in die Kinos gekommen wäre, insbesondere das Polnische Filminstitut, das Nationale Polnische Kulturzentrum und die Nationale Polnische Stiftung, und dafür sind wir unermesslich dankbar.

SYNOPSIS

Polen im späten 19. Jahrhundert. Die junge Jagna lebt in einem Dorf, das geprägt ist von Klatsch und Tratsch, vom Wandel der Jahreszeiten, von bunten Traditionen – und von einem tief verwurzelten Patriarchat. Jagna wird dem mächtigsten Bauern im Dorf versprochen, doch eigentlich liebt sie dessen Sohn, den rebellischen Antek. Als sie zum Spielball der Männer wird, lehnt sich Jagna auf und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

Nach dem Publikumserfolg LOVING VINCENT er- schafft das Regie-Duo DK und Hugh Welchman mithilfe von über 100 Künstler:innen erneut ein visuell berauschendes Meisterwerk aus unzähligen handge- malten Ölbildern. Basierend auf dem mit dem Litera- turnobelpreis ausgezeichneten Roman „Die Bauern“ von Władysław Reymont erzählen sie entlang der Jahreszeiten die Geschichte einer jungen Frau, die nicht bereit ist, sich einem ungerechten System zu fügen.

Foto:
©Verleih

Info:
Stab
Regie.   DK Welchman, Hugh Welchman
Drehbuch.   DK Welchman, Hugh Welchman
basierend auf dem Roman „Die Bauern“ („Chlopi“) von Władysław Reymont

Besetzung
Jagna Paczesiówna. Kamila Urze ̧dowska 
Antek Boryna. Robert Gulaczyk 
Maciej Boryna.  Mirosław Baka 
Hanka Borynowa.  Sonia Mietielica 
Jagustynka. Dorota Stalinska 
Marcjanna Paczes „Dominikowa” Ewa Kasprzyk 
Michal, der Schmied    Cezary Łukaszewicz 
Mateusz.  Mateusz Rusin

Abdruck aus dem Presseheft