Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. September 2024, Teil 4
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Beim Drehbuch für DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE 3 arbeitete Unterwaldt gleich mit einer ganzen Gruppe von Könnerinnen und Könnern ihres Fachs zusammen. Neben Thorsten Näter, der Unterwaldt bereits beim Vorgänger als Autor zur Seite stand, waren es diesmal außerdem Viola M. J. Schmidt, die bereits zum Gelingen der ersten beiden Filme an Bord war, Barbara Te Kock und Ursula Gruber. Margit Auer stand, wie bei den vorangegangenen Drehbüchern ebenfalls, beratend zur Seite. Nachdem sie sich am Anfang überhaupt nicht hatte vorstellen können, selbst einmal ein Drehbuch zu schreiben, ist dieser Gedanke mittlerweile immerhin greifbar geworden.
„Wenigstens ein bisschen hat mich die Lust gepackt“, erklärt sie. „Früher hielt ich es für unvorstellbar, weil ich sah, wie anders Filmleute denken. Aber da ich ja nun aus den Drehbüchern und Dialogbüchern ‚Das Buch zum Film‘ machen darf, bin ich langsam dahintergekommen. Drehbuchautor:innen denken einfach anders, zeigen Emotionen in Szenen, in Gesten. Ich schreibe das in inneren Monologen. Inzwischen habe ich auch die Filmwelt vor mir, sehe die Wintersteinschule, den Bus von Mr. Morrison, das Klassenzimmer… Dennoch würde ich mir im Alleingang noch kein eigenes Drehbuch zutrauen. Es ist sehr komplexes, komprimiertes Arbeiten. Aber in der Beurteilung von Drehbüchern bin ich mittlerweile sehr gut!“
Als Autor der Drehfassung war Sven Unterwaldt in die Entwicklung der Geschichte von Teil 3 noch stärker involviert als bei Teil 2. Die Zusammenarbeit mit mehreren Autor:innen, von denen jede:r viel Erfahrung und große Expertise mitbringen, hatte in erster Linie zeitliche Gründe. Dabei kam das bewährte Rezept aus dem vorangegangenen Film zur Anwendung: In der Welt um Ida und Jo und der magischen Gemeinschaft von Miss Cornfield bekommen zwei neue Kinder ihre magischen Tiere, die sie als beste Freunde durch Höhen und Tiefen begleiten und ihre Ratgeber in vertrackten Lebenssituationen sind - in diesem Fall Helene und Silas. Während Helene mit ihrem zunächst oberflächlich erscheinenden Charakter und einem Faible für die glitzernde Modewelt ein Tier bekommt, das ihr den Spiegel vorhält – Kater Karajan kommt aus der Modestadt Paris, spricht mit französischem Akzent, hält sich für etwas Besseres, ist ziemlich arrogant und lässt jeden seine feine Herkunft spüren -, sieht das Zusammenspiel bei Silas und dessen magischen Tier, Krokodil Rick, etwas anders aus.
Für Margit Auer hat Helene einen besonderen Stellenwert in ihrem Figurenkosmos: „Helene ist ein ambivalenter und sehr spannender Charakter. Nach außen hin ist sie die Angeberin, die Blenderin, die schicke Klamotten trägt. Die Diva. Die gibt es in jeder Schulklasse. Helene kommandiert gerne herum und hat ihren Hofstaat um sich. Dann wächst sie einem aber doch ans Herz. Man mag Helene, weil sie ihre schwache Stelle hat. Das kam schon im zweiten Film schön zur Geltung, als sie ihre Eltern bittet, zu ihrem großen Auftritt zu kommen, die aber wieder mal keine Zeit für ihre Tochter hatten. Man sieht, wie die Maske fällt und dass sie ein ganz weiches Herz hat und auch abhängig ist von Freundschaften und letztendlich auch zur magischen Gemeinschaft gehören will, obwohl sie das nie laut sagen würde.“
Dass es zuhause gar nicht rund läuft, sieht man in Teil 3 noch viel deutlicher, merkt Auer an: „Dort gibt es keine Wärme. Helene hat das Angebertum von ihren Eltern abgeguckt und merkt nun, dass echte Freundschaft viel wichtiger ist.“ Ebenso wie Helene liebt Margit Auer auch deren magisches Tier, Kater Karajan: „Er ist ebenfalls ein Blender. Doch auch diese Fassade bröckelt. Karajan ist wie Helene sehr klug, ein Kater mit Klasse. Er weiß sofort, dass zuhause bei Helene der Haussegen schief hängt. Ich liebe es, Karajan auf Lesungen vorzulesen, weil es so witzig ist mit seinem französischen Akzent. Karajan wird uns allen noch mehr ans Herz wachsen durch den Film.“
Neben Helene steht Silas im Mittelpunkt der Geschichte von Teil 3. Silas ist in Margit Auers Geschichten ein Junge, der die jüngeren Kids in seiner Schule abzieht. Im Film ist es nun ebenso. Margit Auer beschreibt ihn folgendermaßen: „Silas ist im Film der gleiche Typ wie in meinem Buch. Auch er hat von zuhause die falschen Werte mitgekriegt. Er zockt jüngere Mitschüler ab, ist nach außen hin der coole, muskulöse Typ und Draufgänger. Doch auch Silas hat eine weiche Seite. Das blitzt durch, als er zugibt, in Helene verliebt zu sein, und er die vergangene Freundschaft mit Jo wieder sucht… Auch Silas hat gerne einen echten Kumpel an seiner Seite - und das ist sein magisches Tier, Krokodil Rick.“
Beim Charakter seines magischen Tiers nahm die Produktion jedoch eine entscheidende Veränderung vor. „Krokodil Rick ist nicht beängstigend wie in der Buchvorlage, sondern ängstlich, treuherzig-lieb und dazu auch noch vegan. Eigentlich das Gegenteil von Silas“, so Alexandra Kordes. Der Schritt sei nötig gewesen, weil ein Film über Bilder und nicht etwa über innere Monologe funktioniert. „Rick haben wir deshalb als innere Seite von Silas gezeichnet. Nach außen ist Silas cool, ein Muskelprotz. Innen ist er noch ein Hasenkind, das einfach nur lieb ist. So wie Rick. Das Krokodil spiegelt Silas’ Kern.“
Sven Unterwaldt ergänzt. „Die Veränderung von Rick hatte auch etwas mit der Geschichte zwischen Helene und Silas zu tun. Ich fand spannend, dass sich Silas, der Working-Class-Junge, ausgerechnet in Helene verliebt, die aus wohlhabendem Hause stammt und jemanden wie Silas unter ihrer Würde empfindet. Der Zuschauer weiß aber, dass Helenes Familie in Wirklichkeit bankrott ist und Helene nur eine Fassade wahrt. Ich wollte, dass auch Silas in gewisser Weise eine Fassade vorspielt. Nach außen gibt er den taffen Jungen am Boxsack, innen ist er aber ein kleiner Dino-Nerd. Und dieser nach außen lässig wirkende Typ denkt, er bekommt mit Rick ein ebenso cooles Tier. Pustekuchen: Rick ist das genaue Gegenteil von ihm - aber eben nur scheinbar: völlig ungefährlich, Pazifist, Veganer und vor allem ein herzenslieber Kerl. Und ein herzenslieber Kerl ist Silas in Wahrheit auch.“ Und genau im Zusammenspiel der Kinder mit den Tieren liegt auch der Kern von Margit Auers Marke. Denn kein Tier findet den Menschen ohne Grund, und die Kinder lernen durch die Tiere immer etwas über sich selbst.
Im großen Geschichtsbogen stehen sich bei DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE 3 zwei gegensätzliche Welten gegenüber: Zum einen wird mit dem Waldtag, bei dem Ida und ihre Freunde mitmachen wollen, um gegen die drohende Abholzung und die damit einhergehende Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Tiere zu protestieren, das Thema Umwelt- und Klimaschutz aufs Tableau gebracht. Zum anderen etabliert die Modenschau der gefeierten Designerin Maja Malakara im Naturkundemuseum eine sehr oberflächliche Welt, in der es mehr um Schein als um Sein geht und in der Helene ihre Chance wittert, mit einer Berichterstattung samt Auftritt ihrer Klasse viele Sponsoren für ihren Influencer-Kanal zu gewinnen.
Diese Gegensätzlichkeit war gewollt, denn: „Auch wenn viele Kids in dem Alter ‚Germany’s Next Topmodel‘ gut finden, merken doch alle auch, dass es mit unserem Planeten so nicht weitergeht. Ich bin froh, dass Kids heute wieder politischer werden“, sagt Alexandra Kordes. Ida ist das Bindeglied zwischen diesen beiden Welten. Als sie zufällig erfährt, wie es wirklich um Helenes Familie steht und warum Helene die Klasse für den Auftritt bei der Modenschau gewinnen will, gerät sie in ein großes Dilemma: „Ida weiß, dass sie weder den Waldtag absagen noch Helene hängen lassen kann, die ihr Vorhaben bei der Modenschau gar nicht aus Eigennutz macht, sondern um ihre Familie zu retten und um weiter Teil der magischen Gemeinschaft bleiben zu können. Es ist ein erwachsenerer Konflikt zu sagen, es gibt nicht immer nur richtig und falsch. Rabbat bringt es schön auf den Punkt: Manchmal muss man auch zwischen richtig und richtig entscheiden“, so Sven Unterwaldt. Mit Blick auf Helene sagt er: „Ich mag Charaktere, die erst wie Antagonisten aufgebaut werden, deren Benehmen man als Zuschauer zunächst ablehnt, und bei denen man aber im Lauf der Geschichte versteht, warum sie so handeln, wie sie handeln, und man am Ende sogar mit ihnen mitfühlt.“
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Info:
Die Schule der magischen Tiere 3 (Deutschland 2024)
Genre: Fantasy, Kinder- und Jugendfilm, Fortsetzung, Romanverfilmung
Filmlänge: ca. 104 Min.
Regie: Sven Unterwaldt
Drehbuch: Sven Unterwaldt, Thorsten Näter, Viola M. J. Schmidt, Barbara Te Kock & Ursula Gruber nach der Kinder- und Jugendbuchreihe von Margit Auer
Darsteller: Emilia Maier, Loris Sichrovsky, Emilia Pieske, Luis Vorbach, Lilith Johna, Leonard Conrads, Christina Große, Justus von Dohnányi, Heiko Pinkowski, Meltem Kaptan, Freshtorge, Marleen Lohse, Milan Peschel, Charlotte Hagenbucher, Phillis Lara Lau u.a.
Sprecher: Rick Kavanian, Sophie Rois, Axel Stein, Katharina Thalbach, Max von der Groeben, Ralf Schmitz, Felix Kramer
Verleih: LEONINE Distribution GmbH
Abdruck aus dem Presseheft