Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Oktober 2024, Teil 6
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Als renommierter Kameramann haben Sie diverse Kinofilme gedreht und bei einigen Fernsehfilmen zudem Regie geführt. War es Ihr Wunsch, selbst einen Kinofilm zu inszenieren?
Ich habe mich riesig gefreut, als Regisseur für diesen Kinofilm angefragt zu werden, nachdem ich gerade für Sky die Actionthriller-Serie „Drift: Partners in Crime“ abgedreht hatte. Einen Film für die Kinoleinwand zu inszenieren ist eine besondere Herausforderung. Das gilt umso mehr, da das Kino es in der Corona-Zeit sehr schwer hatte. Ich liebe Kino. Durch meine Arbeit als Kameramann bin ich mit dem Dreh von Kinofilmen vertraut. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, dass mir dieses Buch zur Verfilmung angeboten wurde.
Wie schwierig war es, die passende Besetzung für diese Buchverfilmung zu finden?
Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und bin sehr glücklich mit dieser Besetzung, denn Christoph Maria Herbst ist für mich der „Buchspazierer“. Yuna ist dazu das beste Pendant. Die beiden sind grundverschieden, aber es gibt etwas, das sie miteinander verbindet: Beide teilen dieselbe Leidenschaft. Das ist der Grund, warum wir sie aufeinanderprallen lassen, denn beide lieben Bücher. Wir haben auf diesen spannenden Kontrast gesetzt und uns gefragt: „Was passiert, wenn ein alter Mensch, der in seinem Leben mit Büchern aufgewachsen ist und sich darin verliert, auf einen ganz jungen Menschen trifft, der diese Leidenschaft mit ihm teilt?“
Wie ist es Ihnen gelungen, den „Buchspazierer“ visuell zu charakterisieren?
Ich habe versucht, etwas Ikonenhaftes zu finden, um die ungewöhnliche Arbeitsweise des „Buchspazierers“ zu zeigen. Die bestellten Bücher wickelt er jeweils liebevoll in Papier ein und sortiert sie sorgfältig, bevor er sie in seinem Rucksack verstaut. Im Roman wird dieser als ein alter Armeerucksack beschrieben. Ich habe mir überlegt, dass er einen besonderen Rucksack braucht, wenn er sich beim Einpacken der Bücher so viel Mühe gibt. Dieser Rucksack ist für ihn wie ein Regal auf seinem Rücken, in dem die Bücher griffbereit angeordnet sind. Deshalb haben wir einen eigenen Rucksack für den „Buchspazierer“ angefertigt.
Wie schaffen Sie es, bei einem Kinospielfilm sowohl Regie als auch Kamera zu führen?
Für mich ist es eher ein Vorteil, beide Positionen zu vereinen. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in der Kameraarbeit zu führen? Für mich ist es eher ein Vorteil, beide Positionen zu vereinen. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in der Kameraarbeit kann ich sehr schnell zu einer Entscheidungsfindung kommen. Das ermöglicht es, spontaner und kurzfristiger Dinge zu ändern oder weiterentwickeln, um sie auf den Punkt zu bringen, ohne ein Meeting einberufen zu müssen. Das beschleunigt Arbeitsprozesse und spart Vorbereitungszeit, ohne dass die Qualität des Filmes darunter leidet. Selbstverständlich geht das nicht allein. Bei einer solchen Doppelfunktion ist es wichtig, dass ich mich auf mein Team verlassen kann. Da meine Heads of Department mich auch mit wenigen Worten verstehen, gibt mir das den Freiraum, mich auf diese beiden Fulltime-Jobs konzentrieren zu können.
Welche Anforderungen mussten die Schauplätze erfüllen?
Es war mir sehr wichtig, die Geschichte in einer Stadt zu erzählen, die keine Riesenmetropole ist. Ich fand die Vorstellung charmant, keinen normalen Straßenverkehr zu zeigen. Deshalb haben wir nach einer Altstadt gesucht, die im Zentrum über enge Gassen mit Kopfsteinpflaster verfügt, wo es praktisch keinen Autoverkehr gibt. Bis auf eine Autoszene haben wir uns konsequent darangehalten, kein einziges Auto durch das Bild fahren zu lassen. Bei der Wohnung des „Buchspazierers“ kam es mir darauf an, dass dieser Schauplatz sein ganzes Leben erzählt. Sie sollte gemütlich sein, weil dies der Ort ist, wo ein Mensch nach seiner Arbeit zur Ruhe kommt und abschalten kann. In seiner Wohnung befinden sich überall Bücher, in deren Geschichten er sich hineinlesen kann. Das verleiht diesem Ort eine gewisse Intimität, weil er sich dort sozusagen wiederfindet und von der Welt draußen abkapselt.
Worin besteht für Sie die Faszination dieses Kinostoffes?
„Der Buchspazierer“ ist kein Werk, das sich so einfach auf einen Nenner bringen lässt. Die größte Faszination dieses Stoffes bestand für mich in der generationsübergreifenden Kommunikation, die sich zwischen alten Menschen und ganz jungen Menschen entwickelt. Das Schöne ist, dass dies durch das Medium Buch erfolgt. Die Kunstform Literatur ist für uns alle enorm wichtig, denn Bücher bilden nicht nur in ihrer ganzen Vielfalt Geschichten ab, sondern führen auch tatsächlich zu einem Austausch. Selbstverständlich lassen sich Bücher allein hinter verschlossenen Türen lesen, aber es ist gesellschaftlich von Bedeutung, dass Bücher auch ein Kommunikations-Tool sind. Für mich ist das enorm wichtig gewesen.
Welche Elemente sind wichtig, damit eine Buchverfilmung auf der Kinoleinwand lebendig wird?
Eine Kinogeschichte benötigt ein emotionales Kraftzentrum. Die Hauptfiguren müssen einem ans Herz wachsen und unser Interesse wecken. Mit dem alten „Buchspazierer“ und dem kleinen Mädchen haben wir ein sehr ungewöhnliches Paar, das kaum unterschiedlicher sein könnte und in seiner Gegensätzlichkeit aufeinanderprallt. Das starke Element, das sie miteinander verbindet, ist nicht nur ihre Liebe zu Büchern. Es geht darum, was dahintersteckt, und das sind ihre persönlichen Schicksale. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie nur darüber sprechen oder gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden. Das sind Kinogeschichten, die auf die Leinwand gehören. Die Kinosprache ermöglicht uns, dass wir uns visuell nähern und mit allen formalen Mitteln wie Musik, Sounddesign, Farben, Kostümen und Make-up etwas Großartiges entstehen lassen, das die Kinoleinwand füllen kann. Der perfekte Einsatz all dieser Elemente im Kino ermöglicht es, eine Geschichte auf verschiedenen Ebenen zu erzählen.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der jungen Hauptdarstellerin?
Sie gehörte schon beim Casting zu unseren Top-Favoriten. Sie passte energetisch, aber auch vom Typ und vom Look her. Mit jedem Arbeitsschritt hatten wir immer mehr das Gefühl, dass Yuna unsere Schascha ist, die wir gesucht haben. Im Dreiergespann mit ChristophMaria Herbst haben wir uns gegenseitig befruchtet. Sie ist in vielen Momenten über sich hinausgewachsen. Es war eine Freude, mit einer so jungen Darstellerin zu arbeiten. Die Inszenierungsarbeit mit ihr war unkompliziert, da wir die Szenen aus der Figur heraus entwickeln konnten. Yuna Bennett ist sehr talentiert. Vom Casting über die Proben bis hin zum Drehen war es eine wunderbare Zusammenarbeit mit ihr.
Foto:
©VerleihInfo:
Info:
BESETZUNG
Carl Kollhoff Christoph Maria Herbst
Schascha Yuna Bennett
Schaschas Vater Ronald Zehrfeld
Mister Darcy Edin Hasanovic
Frau Langstrumpf Maren Kroymann
Herkules Tristan Seith
Effi Briest Hanna Hilsdorf
Frau Jattkowiak Nikola Kastner
STAB
Regie Ngo The Chau
Drehbuch Andi Rogenhagen
Abdruck aus dem Presseheft