festn bxr5Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. November 2024, Teil 10

Redaktion

Wien (Weltexpresso) - Es ist der 23. Dezember, Weihnachten steht vor der Tür... Carole Lamarre (NOÉMIE LVOVSKY) ist Bürgermeisterin einer typisch französischen Kleinstadt und geht in ihrer Arbeit auf. Sie wird geschätzt und respektiert, gerade jetzt, kurz vor der Bescherung, ist sie nicht zu halten, ist überall gleichzeeig, wirbelt, strahlt. Sie kümmert sich um einsame Seelen im Altenheim und ist zur Stelle, wenn es um die glanzvolle Deko des Marktplatzes geht. Selbst die Bauarbeiter auf der Straße kennt sie per Handschlag. Alle anderen in der Stadt sowieso. Stolz sieht sie auf dem Marktplatz zu, wie ihre Assistentin Madeleine neue, überdimensionierte Plastik-Weihnachtsmänner aufstellen lässt. Es ist die Spende eines Bürgers der Stadt, der sie nicht mehr länger im Garten aufstellen könne. Seine Kinder würden sich beschweren, sie seien nicht geschlechtsneutral und viel zu weiß.

Ja, die Gegenwart und ihre gesellschaftlichen Tücken haben auch in dieser beschaulichen Gemeinde Einzug gehalten. Carole staunt, verliert aber nie ihr Lächeln: Heute wird sie zusätzlich von einem Kamerateam begleitet, das eine Reportage über diese geborene Stadtpolitikerin dreht.

Bei so viel Engagement ist eigentlich klar, dass die eigene Familie hintanstehen muss. Zum Glück steht hinter Carole ein Ehemann, der ihr diese Mühen von der Schulter nimmt: Alain (DIDIER BOURDON) ist ebenso engagiert wie seine Frau, nur dass es seine Aufgabe ist, den Haushalt in Gang zu halten. Er ist es, der im Supermarkt einkaufen geht – Bio, versteht sich. Naja, nicht immer: Der Preis, der da für einen biologisch gezüchteten Truthahn aufgerufen wird, ist ein Verbrechen – und dann ist das Ding auch noch winzig. Da hilft nur Pragmatismus. Einfach die Aufkleber ausgetauscht, und für Weihnachten wird ein beachtlicher Broiler auf dem Tisch landen.

Ehrensache, dass auch die Küche Alains Reich ist. Und überhaupt alles, was Organisatioon und Logistik, Hege und Pflege anbetrift, um die drei Kinder nicht aus dem Auge zu verlieren. Er ist es, der dafür sorgt, dass alle pünktlich eintreffen und alle Lebensmitelunverträglichkeiten, ihre veganen, vegetarischen und flexitarischen Neigungen berücksichtigt werden. Aber Gänseleberpastete und Truthahn sind Familientradition, und an Weihnachten kann man schon mal eine Ausnahme machen, findet Alain. Wie gesagt: Da muss man pragmatisch sein. Dabei weiß er, dass für die jüngere Tochter Noa (JANAÏNA HALLOY-FOKAN) das Tierwohl an erster Stelle steht – sie hat im Vorgarten noch schnell ein Retungslager für ausgesetzte Zwergschweine eingerichtet. Außerdem legt sie ihrem Vater nahe, er solle doch künftig besser auf sein Auto verzichten, der Umwelt zuliebe.

Da kommt sie ganz nach ihrer älteren Schwester: Sarah (ALICE DAUBELCOUR) ist ebenfalls ein Vorbild in Sachen Umweltbewusstsein, ist der lebende Inbegriff der Wokeness. Alain muss sie ohnehin erst einmal mit Engelszungen überreden, überhaupt zum Familienessen anzureisen. Ihr Yogi-Partner Balthazar (CHRISTOPHE MONTENEZ) glaubt nicht an Weihnachten. Eine Erfindung von Coca-Cola! Na gut. Sie werden vielversprechende Neuigkeiten im Gepäck haben, kündigen sie schon einmal an. Sohn David (JULES SAGOT) muss ebenfalls überredet werden. Er ist 29 und schon gescheitert im Leben, hat kürzlich seinen Job als Raumfahrtingenieur geschmissen und verwirklicht sich jetzt selbst, als Berufsjugendlicher vor dem Computer: In Sachen Ego-Shooter macht ihm so schnell keiner was vor. Und weil keine Familie komplet ist ohne ihre Nachbarn, ist da noch die neue Nachbarin Laure (MARIE BUNEL), die Alain in seiner Osteopathen-Praxis aufsucht (dafür hat er auch noch Zeit!), als letzte Patientin vor seiner Feiertagspause. Sie hält nicht viel von Weihnachten, aber, wie es scheint, viel von Alain, was sie ihn relativ unmissverständlich merken lässt.

Aber jetzt kommt erst einmal die beschauliche Zeit. Zwei Tage nur für uns, verspricht Carole ihrem Alain, ahnt aber noch nicht, dass bereits ein Sturm aufzieht, symbolisch wie in Realität: Eine Windbö fegt einen der Plastik-Weihnachtsmänner auf dem Marktplatz beiseite, der einen Stromausfall bewirkt, weshalb ein Mann, den Weg nicht sehen kann und in eine Baugrube fällt. Das wird Folgen haben. Wie sich auch die Srömmung im Hause Lamarre binnen Kürze deutlich anheizt. Denn jetzt ist 24. Dezember, und anstat Ruhe ist Chaos angesagt. Die Ereignisse überschlagen sich. Und wenn man alsbald von einem Schweinestall reden will, dann hat man deshalb recht, weil das erste ausgesetzte Zwergschwein zu Noa gebracht wird.

Ausgerechnet jetzt sieht Caroles Konkurrent um das Amt des Bürgermeisters seine Chance gekommen, macht sie verantwortlich für den nächtlichen Unfall und für wachsende Müllberge sowieso, und fordert ihren Rücktrit. Das lässt Carole kaum eine andere Chance lässt, als die versprochenen zwei Tage mit Alain wieder sausen zu lassen: Wahlkampf stat Feiertage. Ganz zu Alains sichtlichem Missfallen, der eigentlich die Ruhe in Person ist – „hinter jeder Politikerin steht ein Ehemann!“ -, aber doch sichtlich genervt ist von der Situation daheim.
Balthazar kritisiert fortwährend den Konsumzwang des Boomerjahrgangs: Ihr kauft immer nur, um wegzuwerfen! Er sieht aber keine Probleme damit, sich seine Unabhängigkeit von den Schwiegereltern in spe finanzieren lassen. Auch sonst können die Lamarres es ihren kritischen Kindern nicht recht machen: Die Eier für Alains selbstgemachten Likör stammen zur großen Empörung nicht aus lokaler Freilandhaltung, sondern aus dem Supermarkt. Die LED-Weihnachtsbeleuchtung wird als Energieverschwendung abgestraft, und bei der von Alain mit großer Liebe zubereiteten Stopfleber hört der Spaß endgültig auf.
So enfaaltet sich ein häuslicher Krieg an allen Fronten. Carole und Alain haben ihre liebe Mühe mitzuhalten und die Kontrolle über die Situation nicht zu verlieren. Wenn schon nicht die Welt geretet werden kann an diesem einen Tag, obwohl es weiß Got versucht wird, vielleicht kann es ihnen gelingen, ihre Ehe, ihre Familie und Weihnachten zu reten....

Foto:
©Verleih

Info:

Besetzung und Stab

Noémie Lvovsky.    Carole Lamarre
Didier Bourdon.      Alain Lamarre 
Christoph Montenez.    Balthazar 
Alice Daubelcour.      Sarah Lamarre 
Jules Sagot.           David Lamarre 
Janaina Halloy.       Noa Lamarre

Regie.            Jeanne Gotesdiener
Drehbuch      Jeanne Gotesdiener, Julie Ponsonnet

 Abdruck aus dem Presseheft