beeinSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. November 2024, Teil 14

Redaktion

Berlin  (Weltexpresso) - Niina
Sie sei wie ein Wurm, der von einem Fahrrad überfahren wird und danach in Selbstmitleid versinkt, sagt Schwester Kaisa zu Niina. Obwohl Niina älter als ihre Geschwister ist, hat sie ihr Leben weitaus weniger unter Kontrolle. Sie ist unsicher, verteidigt sich kaum und weiß sich nicht zu helfen – wie auch, als arbeitslose und alleinerziehende Mutter, deren Ex-Mann im Knast sitzt? Erst als sie aus Versehen das Panoramafenster der „Lappland News“ demoliert und den Schaden mit selbstgeschriebenen Artikeln wieder ausgleichen darf, kommt etwas Schwung in Niinas Leben. Weil ihre lyrischen Ergüsse über einen melancholischen Traktor, der sich nach Hause sehnt, für die eher faktenorienierte Zeitung zu blumig sind, nimmt sie sich rasch eines anderen Projekts an – der Investigativ-Recherche über einen vermeintlichen Raketenabsturz im lappländischen Eis. Als frischgebackene Journalistin lernt sie den schmucken Fliegerpiloten Kai kennen und beginnt, ihr Leben Stück für Stück umzukrempeln.

Zeitungschef Esko
Esko ist der Redaktionschef des harmonieliebenden Käseblättchens „Lappland News“, der einzigen regionalen Tageszeitung in der verschneiten Umgebung. Um den korpulenten Lappländer so richtig aus der Ruhe zu bringen, müsste schon der dritte Weltkrieg drohen – wobei selbst das Gerede um abgestürzte Atomraketen bei ihm nur den Appetit auf thematisch passendes Zuckergebäck anregt. Sein rauer Umgangston mit Niina zu Beginn führt auf die falsche Fährte – Esko ist ein echtes Lappländer Original, soll heißen: Hinter den frostigen Floskeln und der fragwürdigen Frisur versteckt sich ein Herz aus Gold, das von der ambitionierten Journalistin alsbald erwärmt wird. Ehe Esko sich versieht, steckt er mittendrin in Ninas eisernen Ermittlungen und kann sich sogar finanzielle Vorschüsse nicht verkneifen. Es ist schließlich Weihnachten! Wo anfangs Ärger über demolierte Panoramafenster und Irritation ob der blumigen Prosa seiner neuesten Angestellten herrschte, entwickelt sich schnell echte Freund- und Komplizenschaft.  


Schwester Kaisa

Kann man noch nicht mal in Ruhe heiraten, ohne dass um einen herum von Scheidung geplappert wird? Kaisa hat, ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester Niina, das große Liebesglück gefunden. Sie ist eine echte Macherin und sagt gerne klar heraus, was eigentlich Sache ist. So auch wenn es um Niinas duckmäuserisches Verhalten gegenüber ihrem Ex-Mann Tapio geht, den Kaisa mit ausgefahreren Krallen vor die Tür zerrt, als er verfrüht aus dem Knast kommt und es sich im Wohnzimmer ihrer Schwester wieder gemütlich machen will. Obendrein gibt es noch Kloppe mit der Schneeschaufel! Im Gegensatz zu ihrer Schwester hat sich Kaisa an die unerbittlichen Lebensbedingungen ihrer Umgebung angepasst und behält auch im mehr als chaotischen Kreis ihrer Großfamilie einen kühlen Kopf – das muss man auch, wenn der eigene Vater bei der Hochzeit auf den Kassettenrekorder kackt, nur weil „You‘re My Heart, You‘re My Soul“ von Modern Talking gespielt wird.

Oberleutnant Kai
Kai arbeitet für die Luftwaffe Lappland und macht in luftigen Höhen von seinem Cockpit aus eine erste Begngung mit dem unbekannten Flugobjekt, das einen lautstarken Auftritt hinlegt, um anschließend in den dichten Schneewehen Lapplands zu verschwinden. Kais Interesse an dem „Inari-UFO“ wird von den anrückenden militärischen Befehlshabern eher ungern gesehen. Nicht aber von Niina, die dem jungen Oberleutnant wie durch Zufall immer wieder in Arme rennt. Er spürt eine Anziehungskraft zu der alleinerziehenden Mutter, die zwar erst nur Informationen über die fortlaufenden Raketenermittlungen aus ihm herauskitzeln möchte, aber sich auch hingezogen fühlt zu dem jungen Piloten, der den Tod seines Vaters zu verarbeiten versucht. Sowohl für Kai als auch für Niina bahnt sich in der zärtlichen Zweisamkeit ihrer Treffen die Chance auf einen Neuanfang an.   

Ex-Mann Tapio
Überraschung! Wegen guter Führung wird Tapio bereits früher aus dem Gefängnis entlassen und steht mit Blumen und Reue im Blick im Wohnzimmer seiner Ex-Frau Niina. Scheidung hin oder her, er ist nicht mehr derselbe Mann! Um seine Angebetete zurückzugewinnen, geht er sogar vor ihr auf die Knie. Ein unfairer Trick, findet sie. Zumal die häusliche Gewalt, die während ihrer gemeinsamen Ehe in den Alltag einzog, nicht einfach so zu vergeben und zu vergessen ist. Findet auch Niinas Schwester Kaisa, die Tapio jaulend und mit eingezogenem Schwanz aus dem Haus jagt. Doch vielleicht hat er sich ja doch verändert? Tapios Besserungsversuche machen schließlich doch Eindruck bei Niina, deren Mutter die Würgeattacken sowieso für Eiswasser unter der Brücke hält. Doch auch die Zeit hinter schwedischen Gardinen hat Tapio seinen Neid und seine Feigheit nicht ausgetrieben, wie Nina kurze Zeit später feststellen muss.

Stiefmutter Hanski
Obwohl sich das kalte Lappland eigentlich nicht als Heimatort für feuerspeiende Fabelwesen eignet, ist Hanski, die Stiefmutter von Niina, ein waschechter Drache. Bei jeder Gelegenheit hagelt es eisige Spitzen und passivaggressive Gemeinheiten gegen ihre Stieftochter, die an der Passivität Niinas nicht gerade abprallen, sondern nur noch weiter ihren Frust schüren. Auf Niinas gewalttätigen Ex-Mann lässt Hanski kein böses Wort kommen, über ihre journalistischen Bestrebungen muss sich dauerhaft in Gesellschaft anderer mokiert werden und beim hochzeitlichen Smalltalk wird nur so nebenbei offenbart, dass Niinas geliebtes Kaninchen dereinst kaltblütig von ihr abgemurkst wurde. Von elterlicher Fürsorge keine Spur – für die Säuberung des vollgekackten Kassettenrekorders am Morgen nach der Hochzeit ist ihre Stieftochter gerade gut genug.