Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) - Die 20 Kurzfilme der Berlinale Shorts erzählen von Menschen und den Umständen, in denen sie leben. Sie untersuchen, wie die Vergangenheit die Gegenwart prägt, bearbeiten kollektive Traumata, eignen sich Archive an, reflektieren die digitale Automatisierung des Alltags oder porträtieren Mütter, Mädchen und junge Frauen. Ihre Protagonist*innen haben Sehnsucht, stellen sich dem Schmerz, finden ihren Weg, verlieben sich und sind füreinander da.
20 Kurzfilme, an denen insgesamt 18 Produktionsländer beteiligt sind, feiern bei Berlinale Shorts 2025 ihre Premiere, 15 davon als Welturaufführung. Das Programm setzt sich aus klassischen Erzählungen und surrealen Arbeiten zusammen, bildet unterschiedliche Handschriften der Animation ab und zeigt experimentierfreudige dokumentarische Formen.
Die Filme erzählen von Menschen und den Umständen, in denen sie leben. Sie untersuchen den Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart (Rückblickend Betrachtet; Koki, Ciao), bearbeiten kollektive Traumata und Kriegserfahrungen (After Colossus; Prekid vatre), eignen sich Archive an (Lloyd Wong, Unfinished) und reflektieren die digitale Automatisierung des Alltags vom selbstfahrenden Auto bis zur elektronischen Überwachung (Their Eyes; Dar band).
Sie porträtieren Mütter, die lieben und Besitz ergreifen (Mother’s Child; Sammi, Who Can Detach His Body Parts; Ke wai huo dong), junge Frauen, die durch Krisen gehen (Because of (U); Élő kövek) und Mädchen, die sich in der Welt der Erwachsenen zurechtfinden müssen (Children’s Day; Casa chica). Ihre Protagonist*innen sind voller Sehnsucht (Through Your Eyes; Futsu no seikatsu), stellen sich dem Schmerz (Anba dlo) und der Wut (Comment ça va?), finden ihren Weg (Kámen Osudu), verlieben sich (Casi septiembre) und sind füreinander da.
„Dieser Jahrgang ist geprägt von Porträts unterschiedlicher Art, sowohl in den dokumentarischen Arbeiten als auch in der Fiktion und dem Animationsfilm. Wir begegnen Menschen, die einem lange im Gedächtnis bleiben“, so Anna Henckel-Donnersmarck, Leiterin der Berlinale Shorts.
Anlässlich des 75. Jubiläums der Berlinale zeigt Berlinale Shorts außerdem sechs Perlen aus dem Festivalarchiv. In der Kurzfilmkompilation „Du und ich sind nicht allein – Berlinale Shorts revisited“ können folgende Filme und Filmemacher*innen (wieder)entdeckt werden: Die Experimentalfilmerin und Musikerin Billy Roisz war viermal zu Gast bei Berlinale Shorts und bringt mit Happy Doom wieder die Leinwand zum Vibrieren. Ebenso oft verzauberten die wundervollen Fabelwesen von Akihito Izuhara das Publikum, so auch mit dem gezeichneten Animationsfilm Vita Lakamaya. Im schwarz-weißen Dokumentarfilm Three Stones for Jean Genet begleitet Frieder Schlaich Patti Smith nach Tanger zum Grab von Jean Genet. Justine Triet und Sandra Hüller – die Regisseurin und die Hauptdarstellerin von Anatomy of a Fall - lernten sich 2012 bei der Berlinale kennen, als Triet ihren Kurzspielfilm Vilaine fille mauvais garçon präsentierte und Hüller Mitglied der Berlinale Shorts-Jury war. 2011 gewannen die Brüder Park Chan-wook und Park Chan-kyong, auch bekannt als PARKing CHANce, den Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm mit der surrealen Erzählung Paranmanjang. 2015 ging diese Auszeichnung an Tant qu’il nous reste des fusils à pompe, die erste Zusammenarbeit von Caroline Poggi und Jonathan Vinel.
Ins Wettbewerbsprogramm von Berlinale Shorts kehrt das Regieduo dieses Jahr mit seiner neuesten Kurzfilmarbeit Comment ça va? zurück und ist damit zum fünften Mal im Programm der Berlinale vertreten.
Auf dem Blog der Berlinale Shorts werden Interviews mit den Filmemacher*innen und Texte zu ihren Filmen zu finden sein.
Foto:
Their Eyes by Nicolas Gourault
© Don Quichotte Films