light1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. Januar 2025, Teil 11

Thomas Riedelsheimer

Berlin (Weltexpresso) – Ein Film besteht aus drei Phänomenen: Klang, Zeit und Licht. Mit Zeit hatte ich mich in Rivers and Tides, meinem Film mit Andy Goldsworthy auseinandergesetzt, mit Klang in Touch the Sound, meinem Film über Evelyn Glennie. Das Licht fehlte noch – aus gutem Grund, wie ich im Laufe der letzten Jahre feststellte. Einen Film über Licht zu machen, erscheint mir heute wie ein Widerspruch in sich.Joe Gerhardt vom Künstlerduo Semiconductor sagt in Tracing Light: „Man sieht Licht eigentlich gar nicht.“ Und seine Partnerin Ruth Jarman ergänzt: „Sprache versagt in diesem Fall.“ Dahinter stecken zwei Erkenntnisse: Wir sehen nur die Kommunikation von Licht mit einem Ding – und wir können Licht nicht wirklich beschreiben.


Tracing Light wurde so zur Umkreisung eines Phänomens, dass mich wie kein zweites berührt und ehrfürchtig macht. Manchmal kommen mir fast die Tränen, wegen der Schönheit des Lichts, wegen der Art, wie Licht Dinge verwandelt, sie profan oder episch aussehen lässt. Wie das Licht unsere Stimmungen beeinflusst und uns die unglaublichsten Dinge erzählt. Licht ist die Sprache des Universums, fast alles, was wir wissen, wissen wir vomLicht und seinen Begegnungen. Und Licht ist so viel mehr als schöne Sonnenuntergänge und Schattenverläufe, Licht ist Philosophie. Es stellt unsere Denk- und Vorstellungsfähigkeit auf die Probe. Im Reich der Photonen funktioniert nichts so, wie wir es aus unserer Alltagswelt kennen. Teilchen, die gleichzeitig Welle und zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten zu finden sind.

Eigenschaften, die sich verändern, nur weil wir sie beobachten. Zeit, die still steht und damit Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit in sich vereint. Licht macht einem klar, dass unsere menschliche Wahrnehmung und unsere Sicht auf die Dinge äußert beschränkt sind und dass sich dahinter Universen von Möglichkeiten ergeben. Licht kann uns bescheidener machen und demütiger – das ist vielleicht
meine wichtigste Erkenntnis.

Tracing Light soll nichts erklären – das wäre vermessen. Aber der Film will uns berühren und uns ein Gefühl dafür geben, wie großartig und wunderbar dieses Universum ist. Auch ohne dass wir es jemals ganz verstehen werden. Ich hoffe, dass Tracing Light ein wenig von dieser Faszination transportieren kann.



Foto:
©Verleih

Info:
D I E M A G I E D E S L I C H T S
Mit
JULIE BROOK
BRUNNER/RITZ
JOHANNES BRUNNER & RAIMUND RITZ
EMICONDUCTOR
RUTH JARMAN & JOE GERHARDT
PASCAL DEL’HAYE
MAX PLANCK INSTITUT FÜR DIE PHYSIK
DES LICHTS, ERLANGEN
DANIELE FACCIO
EXTREME LIGHT GROUP, UNIVERSITY OF GLASGOW
und
MICHAEL FROSZ, BIRGIT STILLER, ELLIOT WOODS,
ROBERT HENKE, PHOEBE MILLS,
SAMUEL NERENBERG, ASHLEY LYONS
Regie, Kamera & Montage THOMAS RIEDELSHEIMER
Musik FRED FRITH, GABBY FLUKE-MOGUL
Sound Design CHRISTOPH VON SCHÖNBURG
Mischung HUBERTUS RATH
Ton DOUGLAS FAIRGRIEVE, ANNIKA SEHN,
FELIX RIEDELSHEIMER, WINNIE BROOK YOUNG,
MARCIN KNYZIAK, CLAUDIA LEDER, JULIA MARTIN,
ANGEL PEREZ GRANDI, KARSTEN HÖFER

Abdruck aus dem Presseheft