kinleSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Februar 2025, Teil 3

Redaktion

Madrid (Weltexpresso) - Das im Film gezeigte Massengrab ist eine exakte Nachbildung des großen Grabes in La Pedraja (Burgos). Um die tatsächliche Größe des Grabes zu zeigen, wurde ein Loch mit der gleichen Länge (24 m) ausgehoben und die 104 Leichen in verschiedenen Gruppen nachgebildet. Die Dreharbeiten wurden von demselben forensischen Anthropologen betreut, der 2010 für die Exhumierung des Grabes verantwortlich war: Francisco Etxeberria ist im Film zusammen mit anderen Mitgliedern seines Teams zu sehen. Die in einer Sequenz zu sehende topografische Karte ist die gleiche, mit der die Archäologen professionell arbeiten.

Die Landschaft von La Bureba

Die Landschaft von La Bureba (gelegen in der nordspanischen Provinz Burgos in Altkastilien) hat einen sehr eigenen Charakter, daher war es unerlässlich, an Originalschauplätzen zu drehen. Die beiden Handlungsstränge aus Vergangenheit und Gegenwart teilen sich mehrere Schauplätze, wie zum Beispiel das Dorf, die Schule oder das Haus des Lehrers. An einem wichtigen Moment im Film erreichen Ariadnas und Antonios Figur denselben spektakulären Aussichtspunkt, von dem aus man ganz La Bureba überblicken kann. Es wurde auch in der Stadt Briviesca gedreht, weil diese Stadt wichtig für den Antoni Benaiges war. Ariadnas Figur überquert in Briviesca den Plaza Mayor und kommt an eben jenem Kiosk vorbei, von dem ein Foto erhalten ist, auf dem der Maestro vor dem Kiosk posiert. Dieses Foto ist im Abspann des Films zu sehen.


Das Casting der Kinder

Das Casting der drei wichtigsten Kinderdarsteller, Carlos, Josefina und Emilio, fand in Burgos statt, um einen natürlichen regionalen Akzent zu gewährleisten. Casting-Direktorin Irene Roqué und ihr Team führten über mehrere Monate hinweg mehr als tausend Castings durch, bis sie die endgültige Besetzung gefunden hatten.


Die Schulhefte

Die von den Kindern in der Klasse gedruckten Hefte, die für den Film exakt nachgebildet wurden, wurden von Antoni an Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt und an seine Familie in Tarragona geschickt. Diese Hefte sind also erhalten und dadurch sind viele Details aus dem Dorfleben und dem Unterricht bekannt, die in den Film eingeflossen sind.


Der Besuch des Fotografen

Die Sequenz mit dem Fotografen basiert auf einer wahren Anekdote, die die Schüler selbst in einem ihrer Hefte erzählt haben. Das Ereignis war für sie so außergewöhnlich, dass sie eine Sonderausgabe ihrer Klassenzeitung produzierten, um davon zu berichten. Die Originalfotografie ist im Abspann des Films zu sehen. Alle anderen Fotos, die neben diesem Foto zu sehen sind, wurden 2010 aufgenommen, als die Schule in Bañuelos endgültig aufgegeben wurde. Die Fotografien sind eine Leihgabe des Fotografen Sergi Bernal. Heute ist die Schule ein Museum, das an Antoni Benaiges erinnert und ihm Tribut zollt.


Die Vermissten

Wie es der Film gegen Ende erzählt, wurden bisher die sterblichen Überreste von etwa 12.000 Menschen in Spanien exhumiert, die während des Bürgerkriegs verschwunden sind. Eine genaue Anzahl an Vermissten gibt es nicht. Es wird angenommen, dass noch Tausende von ihnen gefunden werden, doch mit den Jahren wird es immer schwieriger, die Leichen zu ausfindig zu machen und identifizieren zu können.


ÜBER ANTONI BENAIGES UND SEIN BERÜHRENDES ANDENKEN

Herkunft und Werdegang
Benaiges (*1903-1936) stammte aus einer bäuerlichen katalanischen Familie, die sich sehr für fortschrittliche Pädagogik interessierte. Mehrere enge Familienmitglieder waren angesehene Pädagogen und republikanische Politiker, die wiederum Mitglieder der pädagogischen Bewegung „Institución Libre de Enseñanza“ waren, die die Unabhängigkeit von Lehre und Forschung sehr ernst nahm. Antoni war Mitglied der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei sowie führendes Mitglied der Gewerkschaft in Barcelona.
1934 wurde Benaiges an die öffentliche Schule von Bañuelos de Bureba (Burgos) versetzt.
Er sah es als Herausforderung, in diesem ländlichen und vom Klerus geprägten Umfeld, das sich gegen jedwede Entwicklung sträubte, einen neuen pädagogischen Ansatz aus Frankreich anzuwenden. Dies sogenannte Freinet-Pädagogik aus Frankreich war bislang lediglich in einigen kleinen Schulen in Spanien getestet worden war.

Pädagogischer Ansatz

Die Freinet-Pädagogik wurde ab ca. 1920 in der Reformpädagogik von dem sozialistischen Lehrer Célestin Freinet und seiner Ehefrau in Frankreich entwickelt. Dieser pädagogische Ansatz vereint viele reformpädagogische Elemente zu einem einheitlichen Konzept. Bis heute ist die Freinet-Pädagogik vor allem im romanischen Sprachraum verbreitet.

Grundgedanken der Freinet-Pädagogik

Der lehrerzentrierte Unterricht wird durch selbständiges Arbeiten, Exkursionen und Erkundungen ersetzt. Die Kinder bestimmen weitgehend selbst, was und mit wem sie lernen wollen und wie viel Zeit sie dafür benötigen. Dabei wird die freie Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes gefördert und Fähigkeiten zur kritischen Selbstverantwortlichkeit entwickelt. Die Kinder gehen aufgeschlossen aufeinander zu und organisieren im Klassenrat in Eigenregie sowohl die täglichen Arbeitsaufträge als auch gemeinsam Lösungen für Probleme und Konflikte gesucht werden. Die Schüler erarbeiten Regeln und lernen die Notwendigkeit derselben kennen, gleichzeitig wird ein Grundstein für eine Demokratisierung gelegt. Ein wesentliches Element im Schulalltag ist die Schuldruckerei, denn damit können die Schüler eigene Texte setzen und Klassenzeitungen oder auch Bücher produzieren und ihre Arbeitsergebnisse präsentieren. Weitere kommunikationsfördernde Methoden sind die Klassenkorrespondenz, Tanz, Theater und plastisches Gestalten.

Der Putsch

In der Zweiten Spanischen Republik (ca. 1931-1936) waren die Republikaner die erste Regierungspartei, die sich um die allgemeine Bildungskompetenz in Spanien kümmerte, die bis dahin vorrangig in der Hand geistlicher Bildungsträger lag. Ziel des Putsches durch das Franco-Regime im Juli 1936 war es, diese Fortschritte in Bildungs- und Erziehungswesen zu beseitigen, ein Klima der allgemeinen Angst zu schaffen und durch die umfassenden Exekutionen der Lehrer den humanistischen, liberalen und reformerischen Geist der Republik auszulöschen.

Das Andenken

Das eindrücklichste Andenken an Antoni Benaiges besteht auf einem kleinen gedruckten Heftchen mit dem Titel „Das Meer. Wie es sich Kinder vorstellen, die es noch nie gesehen haben“ . Benaiges hatte es zusammen mit seinen Schülern, den Kindern von Bañuelos, im Januar 1936 erstellt und enthält kurze Aufsätze darüber, wie das Meer aussehen und beschaffen sein könnte. Einige Exemplare konnten nach seiner Ermordung gerettet und versteckt werden, obwohl viele Familien ihre Kopien aus Angst vor Repressalien vernichtet haben.