Bildschirmfoto 2025 03 06 um 23.47.57Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. März 2025, Teil 5

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Maurice Ravels Bolero gilt als eines der bekanntesten und gleichzeitig ungewöhnlichsten Werke der klassischen Musik. Ursprünglich im Jahr 1928 auf Wunsch der Tänzerin Ida Rubinstein als Ballettmusik geschaffen, sprengte es die damaligen musikalischen Konventionen. Die Grundidee des Werks ist denkbar einfach: ein einzelnes, sich wiederholendes Thema, das sich langsam in einer orchestralen Intensität steigert, bis es in einem überwältigenden Finale gipfelt. Doch gerade diese schlichte Struktur birgt eine revolutionäre Kraft.

Ravel war von Beginn an skeptisch gegenüber seinem eigenen Werk. Er beschrieb es als eine „einfache Stilübung“ und betonte mehrfach, dass es ihm weniger als eine persönliche Aussage, sondern vielmehr als technische Herausforderung erschien. Dennoch ist der Bolero weit mehr als eine bloße Komposition. Er spiegelt die industrielle Revolution, die Mechanisierung und die Dynamik seiner Zeit wider. Der repetitiven Trommelrhythmik steht ein zartes Thema gegenüber, das sich durch verschiedene Instrumente bewegt, darunter das Saxophon, das zu jener Zeit noch ein Novum im klassischen Orchester war. Dieser Wechsel zwischen Minimalismus und orchestraler Fülle macht den Bolero zu einem Werk von zeitloser Faszination.

Die erste Aufführung im Pariser Opernhaus geriet zu einem Eklat. Ida Rubinsteins Choreografie legte die erotische Dimension des Werks offen, die Ravel selbst zu leugnen versuchte. Als er das Ballett sah, war er entsetzt. Doch mit der Zeit akzeptierte er die Interpretation seines Publikums – wenn auch widerwillig. Der Bolero entwickelte sich zu einem der populärsten Stücke der Musikgeschichte und bleibt bis heute ein Meilenstein der klassischen Moderne.


Zitate Maurice Ravels über den Bolero

„Ich habe nur ein Meisterwerk geschaffen, und das ist der Bolero; leider ist er leer von Musik.“
(An Arthur Honegger, um 1934, zitiert nach Marcel Marnat: Maurice Ravel. Éditions Fayard)

„Ein großer Teil meiner Inspiration kommt von Maschinen. Ich liebe es, Fabriken zu besuchen und große Anlagen in Betrieb zu sehen: Es hat etwas Ergreifendes und Großartiges. Es war eine Fabrik, die den Bolero inspiriert hat. Ich wünschte, man würde ihn immer vor einer Kulisse im Fabrikstil tanzen lassen.“
(An die Evening Standard, 1932, zitiert nach Marcel Marnat: Maurice Ravel. Éditions Fayard)

 
DAS LEBEN MAURICE RAVELS

Maurice Ravel (1875–1937) war eine der schillerndsten und zugleich geheimnisvollsten Figuren der Musikgeschichte, dessen Werk die Musik des 20. Jahrhunderts nachhaltig prägte. Seine Kompositionen, die zwischen klassischer Präzision und avantgardistischer Experimentierfreude oszillieren, gehören zu den bedeutendsten der Musikgeschichte. Geboren in Ciboure im Baskenland und aufgewachsen in Paris,
verband er das künstlerische Erbe seiner Heimat mit der pulsierenden Kreativität der französischen Hauptstadt. Seine Kompositionen, darunter "Daphnis et Chloé", "La Valse" und "Le Tombeau de Couperin", zeugen von einer unvergleichlichen Raffinesse und Liebe zum Detail.

Ravel war ein Perfektionist, der oft jahrelang an seinen Werken feilte. Trotz seiner internationalen Anerkennung blieb er ein Mensch der Widersprüche. Dieser Widerspruch zeigte sich besonders deutlich in seiner Karriere: Während Ravel im Ausland gefeiert wurde, erlitt er in Frankreich immer wieder Rückschläge. So scheiterte er fünfmal beim renommierten Prix de Rome, was zu seiner Zeit als schwerer Schlag
galt. Die französische Musikszene, oft konservativ geprägt, erkannte seine Innovationen lange Zeit nicht an, während er international längst als visionärer Komponist geschätzt wurde.

Seine Persönlichkeit war zurückhaltend, beinahe asketisch, und dennoch sind viele seiner Kompositionen von einer außerordentlichen Sinnlichkeit geprägt. Seine enge Beziehung zu seiner Mutter prägte ihn tief. Nach ihrem Tod im Jahr 1917 fiel er in eine kreative Krise und komponierte lange Zeit nichts. Ravel war ein Einzelgänger, der nie heiratete und sich nur selten öffentlich äußerte. Gleichzeitig war er ein Mann des Fortschritts, fasziniert von Technologie und neuen Ideen. Sein Haus, das Belvédère in Montfort-l’Amaury, spiegelt seine einzigartige Persönlichkeit wider: ein Rückzugsort voller sorgfältig ausgewählter Details und Kuriositäten. Hier schuf er mit unglaublicher Akribie viele seiner bekanntesten Werke.

Seine letzten Lebensjahre waren von einer schweren neurologischen Erkrankung geprägt, die sein Gedächtnis sowie seine motorischen und künstlerischen Fähigkeiten zunehmend beeinträchtigte. Trotz dieser Herausforderungen bleibt Ravel eine Ikone der Musikgeschichte, dessen Werke bis heute mit ihrer Emotionalität und technischen Meisterschaft faszinieren.

 1875: Am 7. März Geburt in Ciboure (Baskenland).
 1889: Eintritt in das Pariser Konservatorium.
 1900: Erfolg mit der "Pavane pour une infante défunte"; erster Misserfolg beim
Prix de Rome.
 1903: Treffen mit Cipa Godebski und dessen Schwester Misia.
 1905: Fünftes und endgültiges Scheitern beim Prix de Rome.
 1912: Uraufführung von "Daphnis et Chloé" im Auftrag der Ballets Russes.
 1915: Mobilisiert als Militärchauffeur während des Ersten Weltkriegs.
 1917: Tod seiner Mutter, der eine kreative Krise auslöst.
 1921: Umzug in das "Belvédère" in Montfort-l’Amaury.
 1928: Komposition und Uraufführung des Bolero im Auftrag von Ida Rubinstein.
 1932: Uraufführung des Konzerts für die linke Hand und des Konzerts in G-Dur.
 1937: Tod am 28. Dezember in Paris nach schwerer neurologischer Erkrankung.

Foto:
©Verleih 

Info:
Bolero (Frankreich, Belgien 2024) 
Genre: Biopic, Drama, Musik, Historie
Filmlänge: ca. 120 Min.  
Verleih: X Verleih AG 
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 6.März 2025

B E S E T Z U N G
RAVEL     RAPHAËL PERSONNAZ
MISIA      DORIA TILLIER
IDA RUBINSTEIN      JEANNE BALIBAR
MARGUERITE LONG.    EMMANUELLE DEVOS
CIPA      VINCENT PEREZ
MADAME REVELOT      SOPHIE GUILLEMIN
RAVELS MUTTER     ANNE ALVARO
LALO         ALEXANDRE THARAUD
BORDELLCHEFIN FLORENCE BEN SADOUNS

Stab
REGIE    ANNE FONTAINE
DREHBUCH     ANNE FONTAINE & CLAIRE BARRÉ
Frei nach dem Roman „Maurice Ravel“ von Marcel Marnat (Editions Fayard)

Abdruck aus dem Presseheft