bli2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. Mai 2025, Teil 7

Kerstin Polte

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Viele von uns stammen aus Familien, die seit Generationen von Traumata und Angst geprägt sind. Erinnerungen an Gewalt, Vertreibung und eine verlorene Heimat schweben wie nicht explodierte Bomben in der Luft, bereit, jederzeit wieder aufzutauchen. Beinahe täglich begegnet uns die Herausforderung sie zu entschärfen.

Unser soziales Gefüge scheint heute mehr und mehr auszufransen. Zahlreiche Konflikte strapazieren unsere Beziehungen und untergraben unser kollektives Vertrauen. Erst wenn wir die Kunst des tiefen Zuhörens neu erlernen, können wir Resilienz entwickeln und bewahren. Diese Beobachtungen haben mich inspiriert, in BLINDGÄNGER eine multiperspektivische, queere Erzählweise zu wählen. Jede Figur hat ihren eigenen Raum und ihre eigene Stimme. Der Film geht empathisch auf Widersprüche und komplexe Beziehungen ein, ohne sie zu vereinfachen oder zu verurteilen, und lässt dem Publikum Raum zum Nachdenken.

BLINDGÄNGER zeichnet eine spannungsgeladene gesellschaftliche Momentaufnahme, die sich mit vererbten Traumata und unserer angeborenen Sehnsucht nach menschlicher Verbundenheit auseinandersetzt. Der Film konfrontiert uns mit unseren Ängsten und betont die transformative Kraft emotionaler Krisen. Mitten im Chaos unterstreicht er die Bedeutung von Stabilität und zeigt uns Menschen, die stolpern und sich in flüchtigen Momenten der Unterstützung die Hand reichen. Wenn sich der Rauch verzieht, sehen wir uns vielleicht endlich in einem neuen, hoffnungsvollen Licht.


BIOGRAFIE: KERSTIN POLTE
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Kerstin Polte absolvierte ihre FilmAusbildung in der Filmklasse der HfG Karlsruhe und an der Zürcher Hochschule d er Künste. Sie war S tipendiatin d er Münchner Drehbuchwerkstatt und des europäischen Regieförderprogramms EKRAN. Ihr Abschlussfilm 510 METER ÜBER DEM MEER wurde auf über 150 internationalen Filmfestivals gezeigt und markierte den Beginn ihrer erfolgreichen Karriere. LETZTE RUNDE wurde auf dem renommierten Locarno Film Festival uraufgeführt. 2016 veröffentlichte sie den preisgekrönten Dokumentarfilm KEIN ZICKENFOX, der das größte Frauenblasorchester der Welt porträtiert. Kerstins erster Spielfilm WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? wurde von der Kritik gelobt und gewann mehrere renommierte Preise, darunter den Bayerischen Filmpreis für die beste Nachwuchsregie. Kerstin Polte führte Regie bei verschiedenen Folgen der Serien WIR und BECOMING CHARLIE, wobei letztere zahlreiche Auszeichnungen und eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis als beste Dramaserie erhielt. Ihre Arbeit begeistert Zuschauer*innen wie Kritiker*innen. In der deutschen Filmlandschaft hat sie sich als innovative und einflussreiche Filmemacherin etabliert. Sie ist Mitglied der deutschen Filmakademie, Dozentin an verschiedenen Filmhochschulen und Jurymitglied der neuen kulturellen Filmförderung des Bundes.