Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. September 2014

 

Lona Berlin

 

Berlin (Weltexpresso) - Deutsche Schulkinder können einem leidtun. Wie sollen sie das englische 'c' in Namen, die im Deutschen mit 'k' geschrieben werden, auseinanderhalten? Da hätte der Verleih sich schon einmal anpassen können. Schließlich gibt’s auch den Herkules in Kassel, vor allem aber ist das 'c' die latinisierte Form, Herkules war aber eigentlich der Grieche Herakles. Mit 'k' übrigens.

 

 

HERCULES

 

Doch, das ist nicht schlecht, diese sagenhafte Gestalt schon vorher zu kennen, bevor man im Film dann von einem Ereignis hört, für das ihn nun die Leinwand rühmt, nicht aber die Geschichte, denn der Film setzt erst ein, nachdem Herkules berühmt geworden ist. Wie er zum Status des Halbgottes kam, das erzählt der alte deutsche Film Amphitryon, den Reinhold Schünzel 1935 zum Erfolg führte. Er selbst konnte sich unter den Nazis in die USA retten, kehrte aber in der Nachkriegszeit nach Deutschland zurück und fand, wie er laut und deutlich äußerte, in der Filmlandschaft dieselben Personen vor, die schon im Nazideutschland das Sagen hatten. Auf ein Buch wie LANDGERICHT muß die Filmlandschaft erst noch warten, wo Ursula Krechel dies am Beispiel eines nach Kuba emigrierten Richters, der nach 1945 zurückkehrt, aber die anhaltenden Nazistrukturen erlebt, unter die Haut gehend schildert.

 

Nein, wir sind nicht abgekommen vom amerikanischen Film HERCULES, denn tatsächlich ist Vertreibung, Kampf der Guten gegen die Schlechten, und der Einfluß, den dieser Herkules nimmt, Inhalt des Films. Wir sind aber noch seinen Halbgottstatus schuldig. Seine Mutter ist die schöne Alkmene, die ihren Mann Amphitryon inniglich liebt und keinen anderen Mann will. Gottvater Zeus persönlich aber hat es auf sie abgesehen und da muß er sich ihr schon in der Maske des Gatten nähern, will er sie zum Beischlaf...Ergebnis ist der Knabe, der in der Antike zum Symbol für Männlichkeit wurde, nämlich angesichts seiner zwölf Heldentaten, zu denen die Erlegung des Nemeischen Löwen und das erfolgreiche Enthaupten der neunköpfigen Hydra und anderes gehörte. Vom Löwen hat er das Fell und den Kopf, den im Film Dwayne Johnson als attraktive Kopfbedeckung trägt. Zu seinen Attributen gehört aber auch die Keule, Bogen, Köcher und anderes.

 

Nur, und das verschweigt der Film, seine Frau und die geliebten Kinder hat er selbst gemordet, denn Hera, die Götterfrau des Zeus, schlug ihn aus Rache und Eifersucht kurzzeitig mit Wahnsinn. Ein tragischer Held also, für den die zwölf Heldentaten dann Bußetun bedeuteten. Wäre er wahnsinnig geblieben, dann wüßte er nicht von seinem Tun, so aber lernen wir ihn im Film als einen kennen, der vor Kraft knackt, aber innerlich versehrt ist.

 

Auch die hier erzählte Geschichte läßt Tragik ahnen. Denn es wurde dem alten und angesehen König Cotys (schön alt, schön weise, schön fies John Hurt) übel mitgespielt, sein Land Thrakien ging ihm verloren und mit Hilfe von HERCULES und seinen fünf Kampfgefährten sowie des Königs Armee soll der bösartige Kentaur Rhesus (Tobias Santelmann) vertrieben werden. Denn der war es, der das Land in Schutt und Asche gelegt hatte und eine Schreckensherrschaft ausübte. Die Kentauren sind Mischwesen, halb Mensch im Oberen, halb Pferd im unteren Bereich und galten in der griechischen Mythologie als lüstern und sexbesessen, was sich im Film vor allem an dem Schrecken zeigt, den sie unter der Damenwelt verbreiten, aber auch in den Schlachtszenen an ihren riesenhaften Gestalten, denen keine griechischen Schilde trotzen.

 

Der Film ist viel besser als wir befürchtet hatten, weshalb wir sicher etwas milder urteilen. Die Schlachtszenen sind grausam, aber man lernt eine Menge über die richtige Art Krieg zu machen. Das gilt allerdings nur für die Antike. Und es geht gut aus. Über das Kämpfen kommt der unglückliche Held zu einem kleinen Glück und zu sich selbst. Dazwischen werden wir Zuschauer ganz schön an der Nase herumgeführt, denn eine Intrige...ach was. Schluß mit dem Erzählen. Aber das Ingrid Bolso Berdal als Atalanta unglaublich den Bogen bedient und auch Joseph Fiennes als weiterer König mitspielt, das wollen wir noch erwähnen.