Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. August 2014
Claudia Schulmerich
München (Weltexpresso) - Eigentlich ist das alles ein ganz großer Quatsch. Aber einer, der einen amüsieren kann und einem auch das Gefühl vermittelt, man sei dicht dran am Puls der Zeit. Schließlich sind sowohl die Digitalität wie auch die Hirnforschung mitsamt aufputschenden Drogen Top-Themen unserer Zeit, bei denen man immer das Gefühl hat, man renne einer Entwicklung hinterher, die man schon in den Anfängen nicht verstand.
LUCY
Damit spielt dieser Film in amüsanter Weise, so daß man eigentlich erst direkt nach dem Schauen, verstärkt nach einigen Tagen, merkt, daß das doch recht luftig war, was Regisseur Luc Besson einem als gedankliches Konstrukt unserer, der Menschen potentielle Entwicklung da im Film bietet. Es bleibt wenig hängen von dem Eigentlichen, was beim Zuschauen durch aufgeregte und aufregende Aktionen erst einmal für Spannung sorgt. Nun gut, Sie haben ein Anrecht auf die Filmgeschichte. Lucy, Gesicht, Gestalt und Furor der Schauspielerin Scarlett Johansson, hat eigentlich die richtige Lebensstrategie, immer nur das zu tun, was sie für richtig hält, und gibt dann doch dem heftigem Drängen eines Freundes nach, nur rasch einen Koffer gegenüber im Hotel abzugeben. Einfach einen Namen zu nennen und demjenigen den Koffer auszuhändigen, ohne eine Ahnung davon zu haben, was im Koffer ist.
Nein, das soll auch hier erst einmal ein Geheimnis bleiben, aber es geht übel aus. Sie wird gekidnappt, die Lucy, die Chinesen sind als Schurken mitdabei, und dann bekommt sie und zwei andere Probanden diese üble Sache in den Körper hineinoperiert. Diese üble Sache ist eine synthetisch hergestellt Droge, die nicht nur süchtig und einen high macht, sondern Aufbaustoffe besitzt, die bei Schwangeren in der Zeit, in der die Gehirnentwicklung des Fötus geschieht, auf natürliche Weise produziert wird. In Europa soll das jeweilige Drogenpaket wieder herausoperiert werden, nachdem es unbeanstandet von Drogenhunden im Körper dieser drei Personen den Zoll passiert hat.
Das ist die Theorie. Aber die Praxis führt bei Lucy dazu, daß sich die Hülle auflöst, den Stoff freisetzt, den sie sofort als bewußtseinserweiternd und ihre Intelligenz potenzierend erlebt. Ab jetzt kommt es zum Wettlauf, wer schneller ist. Lucy, die mit Hilfe dieser neuen Geisteskraft schier unglaubliche Intelligenzleistungen – der Mensch nutze nur 15 Prozent seiner Intelligenzmöglichkeiten, Lucy bringt es tatsächlich auf 100 - erbringt oder ihre Verfolger,die die teure Droge sichern wollen, von der sie nicht wissen, daß sie sich gerade im Körper der Lucy austobt. Übrigens: Lucy. Die Namensgebung der Person und des Films ist dem ältesten menschlichen Schädel der Welt gedankt, der in Afrika und in weiblicher Form gefunden, in Nairobi ausgestellt und Lucy genannt wurde. Daran erkennt man aber schon das Kitschpotential, das diesen Film auch auszeichnet.
Die Wirrungen der Geschichte bleiben nicht in Erinnerung, sondern die Bilder. Was sich hinter den silbernen oder schwarzen Geräten an dünnen Schnüren und Kabeln und metallenen Kabelbindern – der hard ware - an virtuellen ratternden Ereignissen verbirgt, wird als Bilder auf die große Leinwand gebannt, was immer wieder einem modernen Gemälde gleicht.
In hellen lichten Farben rattert's und flirrt's und schwebt das Gehirn, besser seine Tätigkeit vor unseren Augen und diese lichte Welt behält man in Erinnerung. Und zwar dauerhaft und auch das gehetzte Gesicht der Scarlett Johanssons, die entschlossen ihr Leben für den Zuwachs am Wissen der Welt hergibt. Aber auch die anderen Mitspieler – erwähnen muß man wenigstens Morgan Freeman als hirnforschenden Professor - bleiben in Erinnerung, in der – laut Gehirnforschung – hinteren Region des Gedächtnisses, das im Gehirn genau lokalisiert werden könnte. Aber da rührt man wieder an den Punkt, den unsereiner niemals leisten wird, leichthin genau die Hirnregion zu nennen, in der gerade möglich gemacht wird, was wir als Text hier in die Tasten klappern.