Bo1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Juni 2025, Teil 8

Redaktion

Paris (Weltexpresso) – Als der bekannte Maler Pierre Bonnard die selbsternannte Adelige Marthe de Méligny kennenlernt, weiß er noch nicht, dass diese Frau das Zentrum seines zukünftigen Werkes sein wird. Auf über 140 Bildern und 700 Zeichnungen wird sie angezogen oder nackt, als Akt, die Muse seines Lebens. Doch diese Muse will sich auch als Künstlerin bestätigt fühlen und ihr Leben birgt viele Geheimnisse, die für Pierre ein Wechselbad der Gefühle bieten. Und die Frage aufwirft, wer hier eigentlich wessen Inspiration ist?  


Nach „Séraphine“ (César als „Bester Film“ & „Bestes Originaldrehbuch“) und „Violette“ beweist Martin Provost erneut seine Liebe zu unterschätzten Künstlerinnen. In DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN konzentriert er sich auf den Maler Pierre Bonnard und seine Muse, Gefährtin und Vertraute Marthe, zeichnet mit großer Sinnlichkeit eine Geschichte von Liebe und Verlangen, von Eifersucht und Verrat. Erzählt ganz einfach vom Leben, von der Intimität eines Paares und entschlüsselt dabei die Entstehung der Gemälde. Und entwirft das Bild einer unabhängigen und befreiten Frau in einer von Erotik, Leidenschaft und Sex geprägten Beziehung. Cécile de France als sinnliche Frau der Jahrhundertwende, die sich in der mondänen Gesellschaft manchmal als Anhängsel empfindet und Vincent Macaigne als einen in seine Malerei verliebten und nie damit zufriedenen Künstler, spielen fulminant auf und machen dieses Porträt zu einem Erlebnis, nicht nur für Freunde des Impressionismus. DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN ist auch eine Verneigung vor einem Maler, der lange im Schatten von Berühmtheiten wie Van Gogh, Renoir, Gauguin, Cézanne, Monet oder Manet stand und dessen Werke erst seit zwanzig Jahren die internationale Aufmerksamkeit erhalten, die sie schon lange verdient hatten.


Filminhalt

Paris 1893. Ein Maler hat ein Mädchen auf der Straße angesprochen und zeichnet sie in seinem Atelier. Eine Schönheit, die irgendwann keine Lust mehr hat, Stunden herumzustehen und sich verabschieden will.
Es kommt anders. Magisch voneinander angezogen küssen sie sich, haben Sex. Und dann stellen sie sich vor. Marthe de Méligny (Cécile de France), italienischer Abstammung wie sie sagt. Ihren wahren Namen Maria Boursin und ihre einfache Herkunft aus Berry verschweigt sie. Er ist Pierre Bonnard (Vincent Macaigne), „aufstrebender Maler aus der Bourgeoisie“. Anfang einer 50 Jahre währenden stürmischen Liebesbeziehung und Beginn eines Lebens als Muse, (Akt)Modell und Partnerin. Aber keine, die sich still unterordnet, sondern fragt „Warum müssen nur die Frauen nackt posieren, nicht die Männer?“. Seine Antwort entspricht dem Rollenverständnis der damaligen Zeit: „Weil die Männer malen, nicht die Frauen“.

Pierre schließt sich mit Malerfreunden wie Maurice Denis und Édouard Vuillard zusammen, gründet mit ihnen die Künstlergruppe Nabis, um die Malerei zu revolutionieren. Eine neue und faszinierende Welt für Marthe, die sich aber bei einem häuslichen Konzert bei all den Fremden fehl am Platz fühlt und davonläuft. Ein magisches Band verbindet Pierre und Marthe, die sich nicht verlassen können. Pierre schlägt Marthe vor, nicht mehr zu arbeiten und ganz für ihn da zu sein. Als sie ein wunderschönes Haus in Vernon in der Normandie entdecken, bauen sie sich in „Ma Roulotte“ ein gemeinsames Leben auf, auch wenn der von ihm abgelehnte Kinderwunsch sie schmerzt. Er will kein spießbürgerliches Leben und kein schlechter Vater sein. Seine Aktbilder von Marthe ernten Lob und wecken gleichzeitig Empörung in der Kunstszene. In der ländlichen Idylle am Ufer der Seine lieben sie sich, genießen die gemeinsame Zeit in der Natur, auch wenn ihre Asthmaanfälle zunehmen und die Prognose des Arztes wegen ihres schwachen Herzens finster ist. Für ihre Gesundheit kauft Pierre der Geliebten eine Badewanne, es entsteht das berühmte Bild „Marthe au Bain“ (Marthe beim Baden). Freunde wie Claude Monet (André Marcon) und seine Frau Alice (Hélène Alexandridis) oder Alfred Sisley kommen zu Besuch, sowie zahlreiche andere Künstlerfreunde.

Die Jahre vergehen und Marthe leidet zunehmend unter bohrender Eifersucht, obgleich Pierre versucht, ihre Zweifel an seiner Treue und die Skepsis gegenüber den zahlreichen Reisen nach Paris zu zerstreuen. Dann der Schock: Der Maler verliebt sich in sein junges und attraktives Modell, die blonde US- 5 Amerikanerin Renée (Stacy Martin). Die „Ménage à trois“ zwischen den Rivalinnen im Landhaus scheitert, Marthe ist zutiefst verletzt, Renée will das Spiel verlassen, bevor es zu spät ist. Will Pierre nur die Flamme wieder entzünden? Liebt er Marthe oder Renée? Der Mann zwischen zwei Frauen entscheidet sich, mit der Jüngeren nach Rom zu fahren, lässt sich sogar auf ein Eheversprechen ein.

Marthe fällt in ein Loch und ist untröstlich, zerstört wütend einen Teil seiner Werke und aus Enttäuschung, Frust und Schmerz beginnt sie zu zeichnen, findet langsam wieder zu sich selbst. Pierre und Renée richten sich derweil in der Heiligen Stadt ein, planen für die Zukunft. Aber Pierre ist nicht wirklich glücklich, kann sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, seine Gedanken kreisen immer wieder um die ferne Marthe, die er in einem Bild „versteckt“. Drei Tage vor der geplanten Hochzeit reist er ab und lässt eine untröstliche Renée zurück, deren Traum von einer Familie brutal zerbirst.

In Frankreich versuchen Marthe und Pierre trotz allem einen Neuanfang. 1925 heiraten sie und Madame Bonnard erhält Anerkennung als Künstlerin, begeistert mit ihren Werken auf einer von „tout Paris“ besuchten glanzvollen Vernissage. Doch die Freude über ihren Erfolg wird von einer furchtbaren Nachricht überschattet... 

Foto:
©Verleih

Info:
Ein Film von Martin Provost
KINOSTART: 5. Juni 2025
Mit Cécile de France, Vincent Macaigne, Stacy Martin u. a.
Frankreich, Belgien 2023 / 123 Minuten

Abdruck aus dem Presseheft