Serie: 65. Internationale Filmfestspiele Berlin (5. - 15. Februar 2015), Teil 2

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) - Während täglich von den Filmfestspielen von Venedig berichtet wird und auch Weltexpresso in Luzern und Montreal dabei war, wird in Berlin emsig an der nächsten Berlinale gearbeitet. Und während nun von dort dauernd neue Meldungen verschickt werden, wer welchen Aufgabenbereich übernommen hat, fällt uns auf, daß wir die Würdigung Verstorbener durch den Berlinaledirektor übersehen hatten. Hier also:

 

 

Die Berlinale trauert um Harun Farocki

 

Der deutsche Regisseur, Drehbuchautor und Medienkünstler Harun Farocki ist am 30. Juli 2014 im Alter von 70 Jahren gestorben. Harun Farocki gehört weltweit zu den wichtigsten Protagonisten des Dokumentarfilms und der Medienkunst. Sein filmisches Werk umfasst vor allem Dokumentarfilme und experimentelle Arbeiten, die die Erforschung sozialer und politischer Realitäten reflektieren. Allein im Programm des Forums der Internationalen Filmfestspiele Berlin wurden sechs seiner Filme präsentiert, weitere Produktionen zeigten das Berlinale Special und die Retrospektive. Darunter finden sich Etwas wird sichtbar (1982), Bilder der Welt und Inschrift des Krieges (1989), Zur Bauweise des Films bei Griffith  (2006) und Zum Vergleich (2009). Zuletzt war Harun Farocki bei der Berlinale 2013 Mentor für dramaturgische Beratung beim Made in Germany-Förderpreis Perspektive.

 

Harun Farocki war einer der vielseitigsten und produktivsten deutschen Filmemacher, dessen Ausdrucksreichtum im Medium Film keine Grenzen kannte. Wir haben einen großen Künstler und Denker verloren“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick am 31. Juli.

 

 

Die Berlinale trauert um Helma Sanders-Brahms

 

Am 28. Mai hatte die Berlinale die Sterbenachricht verschickt: Die deutsche Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Helma Sanders-Brahms ist nach langer Krankheit am 27. Mai 2014 gestorben. Sie gehört zu den wichtigsten VertreterInnen des deutschen Nachkriegskinos. Ihr filmisches Werk umfasst 16 Spielfilme und sieben Dokumentarfilme.

 

Allein im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin wurden acht ihrer Filme präsentiert: 1980 feierte der Spielfilm  Deutschland, bleiche Mutter seine Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale. Inzwischen gilt er als Klassiker des Weltkinos und im Februar 2014 wurde die wiederhergestellte und digital restaurierte Originalfassung als eines der Highlights der Berlinale Classics wiederaufgeführt.

 

Außer Konkurrenz im Wettbewerb zeigte Helma Sanders-Brahms 1997 Mein Herz – niemandem. Zwischen 1982 und 2014 war sie außerdem mit Filmen bei der Berlinale im Forum, der Retrospektive sowie den Reihen Neue Deutsche Filme und German Cinema präsent.

 

Unter dem ehemaligen Festivaldirektor Moritz de Hadeln war sie zudem Mitglied der beratenden Auswahlkommission der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

 

Helma Sanders-Brahms setzte sich in ihren Filmen mit politischen und sozialen Fragen auseinander. Die künstlerische Annährung an Themen des Feminismus und der weiblichen Emanzipation, der Gastarbeiter und der deutschen Geschichte prägen ihr Werk. Unter dem Pflaster liegt der Strand (1975) wurde zu einem der zentralen Filme über den gesellschaftlichen Aufbruch und die Emanzipationsbewegung nach 1968.

 

Helma Sanders-Brahms war eine radikale und engagierte Filmemacherin, die das deutsche Kino nachhaltig geprägt hat. Helma war eine große Regisseurin“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.