Dokumentation über die Entstehung des gleichnamigen Films in der Nacht von Dienstag 22. auf Mittwoch, 23. Juli 2025 bei ARTE
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der dokumentarische Spielfilm ″Gelobt sei Gott″ von François Ozon basiert auf der wahren Geschichte des pädophilen Priesters Bernard Preynat (1945 - 2024), die von dessen Gemeinde in Lyon lange Zeit geheim gehalten wurde. Regisseur François Ozon hat bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2019 für das Drama den Silbernen Bär – den Großer Preis der Jury gewonnen.
Die Dokumention handelt vom mutigen Kampf der einstigen Opfer um die Aufdeckung des Skandals. Der Originalfilm schwankt zwischen Dokumentation und Fiktion und wurde teilweise im Geheimen gedreht, da in Lyon Kirche und Politik sehr stark miteinander verbunden sind und François Ozon sich nicht von den Verantwortlichen in Lyon hineinreden lassen wollte. So wurden vom Regisseur und Kameramann Manuel Dacosse alle Innenszenen in Kirchen in Belgien oder Luxemburg, viele Szenen in Paris und nur an drei Tagen Außenszenen in Lyon gedreht, um die typischen Lokalitäten zu zeigen.
Der Titel des Films bezieht sich auf eine Äußerung von Kardinal Barbarin, der während eines Gesprächs mit der Presse für einen Eklat gesorgt hat, als er die Worte ″Grâce à Dieu″ benutzt hat, um seine Erleichterung darüber auszudrücken, dass der Großteil der Missbrauchsfälle in der Zwischenzeit verjährt seien.
Jean-Marc Sauvé ist Autor eines frappierenden Berichts über sexuellen Missbrauch in der Kirche. Er unterstreicht die präzise Darstellung der Sachverhalte im Film und dessen erheblichen Einfluss auf Gesetzgebung und Kirche in Frankreich.
Ozon verwendete ganz bewusst von den beteiligten Personen aus der katholischen Kirche wie Kardinal Philippe Barbarin, Pater Bernard Preynat und der zur damaligen Zeit ehrenamtlich für die katholische Kirche tätigen Psychologin Régine Maire die echten Namen. Der beschuldigte Priester und andere im Film mit Namen genannten Personen sowie das Erzbistum Lyon haben zwei Mal versucht, das Erscheinen des Films zu verhindern, dies wurde aber jeweils von den Gerichten mit Berufung auf die Kunstfreiheit abgelehnt.
Neben dem Autor Jean-Marc Sauvé kommen zwei Mitglieder des federführenden Opferverbands La parole libérée zu Wort. Für sie ist ″Gelobt sei Gott″ ein für den französischen Rechtsstaat unverzichtbarer Film und er zeigt, dass es auch heute noch einen großen Einfluss der Kirche auf die Gesetzgebung gibt.
In der Dokumentation sieht man wie Regisseur und Drehbuchautor François Ozon mit ″Gelobt sei Gott“ – im französischen Original ″Grâce à Dieu″ – ein äußerst realitätsnahes Werk geschaffen hat, dem eine umfassende Recherchearbeit vorausging. Ozon traf sich mit den drei Opfern Alexandre, François und Emmanuel des beschuldigten Priesters. Das Drehbuch basiert auf ihren persönlichen Geschichten.
Die Schauspieler Melvil Poupaud (als Alexandre Guérin), Swann Arlaud (Emmanuel Thomassin) und Josiane Balasko (als der Mutter von Emmanuel Thomassin) erzählen, wie sie sich in die Figuren hineinversetzt haben. Außerdem kommen in der Dokumentation zwei der drei Opfer zu Wort. Sie sind die Gründer des Vereins La Parole libérée (″Das befreite Wort″), der eine federführende Rolle im Kampf gegen die Gemeinde in Lyon spielte.
″Gelobt sei Gott″ erschien allem Widerstand zum Trotz inmitten der MeToo-Bewegung und lockte allein in Frankreich eine Million Zuschauer in die Kinos. Der Film wurde neben dem oben genannten Silbernen Bären noch für viele weitere Film- und Festivalpreise nominiert. Er erhielt allein neun Nominierungen beim César 2020, konnte aber nur einen gewinnen. Zusätzlich nahmen die Darsteller als auch einige der einstigen Opfer an zahlreichen Debatten rund um den Film teil.
Ganz sicher reiht sich ″Gelobt sei Gott″ nun ein in die Reihe für den Rechtsstaat unverzichtbarer Filme, denn schließlich wurde inzwischen festgestellt, dass in Frankreich zwischen 1950 und 2020 mindestens 300.000 Kinder von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern missbraucht worden sind. Der Film ist ein Drama an der Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion und gehört ganz sicher zu François Ozons Liste seiner Meisterwerke.
Auch wenn man den Film selbst nicht gesehen hat, lohnt es, sich die interessante Dokumentation entweder zu nachtschlafender Zeit im Fernsehen oder auch in der ARTE Mediathek anzusehen.Zusatz: Der Film ″Gelobt sei Gott″ von Regisseur François Ozon kam 2019 in Deutschland in die Kinos und ist seit März 2020 in Deutschland auch auf DVD erhältlich und kann sicher in größeren Stadtbibliotheken ausgeliehen werden. Weltexpresso hat zum Kinostart des Dramas 2019 eine Kritik veröffentlicht:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/17092-grace-a-dieu-gelobt-sei-gott_544_544_544_544_544_544
Foto 1: Umfassende Recherchearbeit: Für seinen Film traf sich Ozon (Mi.) mit drei Opfern (nicht im Bild) des beschuldigten Priesters. © Mandarin Production
Foto 2: Das Drama thematisiert Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. Dabei nimmt es Bezug auf wahre Begebenheiten. © Mandarin Production
Foto 3: Cover der DVD zum Originalfilm © Pandora Film
Info:
Es war einmal ... "Gelobt sei Gott" (Frankreich 2023)
Originaltitel: Grâce à Dieu
Genre: Dokumentation
Filmlänge: ca. 53 Min.
Regie: Claire Duguet
FSK: ab 0 Jahren
Es war einmal ... "Gelobt sei Gott" wird in der Nacht von Di. 22. auf Mi. 23.07.2025 um 02:20 Uhr bei ARTE gezeigt. Die Dokumentation ist noch bis zum 19.09.2025 in der ARTE Mediathek abrufbar.