Fritz Bauer - Ein Generalstaatsanwalt schreibt Geschichte. Drei Veranstaltungen in Nürnberg, Beginn: Sonntag, 21. September 2014, 18.30 Uhr

 

Claudia Schulmerich

 

Nürnberg (Weltexpresso) - Gerade ging die kritisch zu sehende, doch so notwendige Ausstellung über Fritz Bauer im Jüdischen Museum Frankfurt zu Ende. Anfang Dezember wird sie in Erfurt weiterlaufen. Dazwischen nun in Nürnberg Monat für Monat Fritz Bauer! Die Veranstaltungsreihe beginnt sinnvollerweise mit dem Umfassendsten: denn dem Film FRITZ BAUER- TOD AUF RATEN von Ilona Bauer aus dem Jahr 2010 ist zu verdanken, daß wir nachgerade eine Bauer-Renaissance erleben.

 

Eine äußerst notwendige Fritz Bauer-Renaissance, denn er hatte schon in der frühen Bundesrepublik das formuliert und das gefordert, was überall mit Füßen getreten, aber inzwischen mehrheitlich unumstritten ist: daß die Würde des Menschen unantastbar ist und auf der Welt die Bedingungen zu schaffen sind, die dieses Postulat wahr werden lassen. Und daß sich um die Person Fritz Bauers – zu seiner Zeit (1903-1968) so umstritten von den einen, wie von den anderen verehrt – etwas tut, das konnte man jüngst aus zwei Filmen in Pressevorführungen erfahren: am nächsten Donnerstag kommt PHOENIX in die deutsschen Kinos, mit Nina Hoss und Ronald Zehrfeld, Regie von Christian Petzold und „Fritz Bauer gewidmet“ und demnächst folgt der Spielfilm IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS, ein Film von Giulio Ricciarelli, in dem der im Sommer verstorbene wunderbare Schauspieler Gert Voss Fritz Bauer verkörpert. Zwar sieht er ihm überhaupt nicht ähnlich, ragt aber statuarisch als Humanist, Vordenker und politischer Stratege ebenfalls im Ensemble heraus.

 

Das alles wäre ohne den Dokumentarfilm von Ilona Ziok nicht in Gang bekommen. Das behaupten wir nicht nur, das kann man beweisen. Denn seit seiner ersten so erfolgreichen Aufführung auf der Berlinale 2010, zieht der Film als Erfolgsgeschichte durch die Welt, was für deutsche Dokumentarfilme schon mal ein Wunder ist. Die Nürnberger Veranstalter kündigen den Film in folgender Form an: „Der Dokumentarfilm "Tod auf Raten" der Regisseurin Ilona Ziok zeichnet ein vielschichtiges Porträt des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (1903 - 1968). In der Weimarer Republik ein engagierter Demokrat aus jüdischem Elternhaus, seit 1930 Richter, wurde er 1933 aus dem Staatsdienst entlassen und emigrierte 1936 zunächst nach Dänemark, später nach Schweden.

 

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland rehabilitierte er im Remer-Prozess 1952 die Attentäter des 20. Juli. Mit dem Auschwitz-Prozess 1963 initiierte Bauer als hessischer Generalsstaatsanwalt ein Strafverfahren, das einen neuen Blick auf die NS-Zeit ermöglichte und die westdeutsche Gesellschaft nachhaltig veränderte. Bauer war als Jurist immer bestrebt, die gesellschaftliche Dimension des Verbrechens herauszuarbeiten. Sein völlig überraschender Tod wurde nur oberflächlich untersucht und war ein schwerer Rückschlag für die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen.“

 

Im Anschluß an die Vorführung folgt ein Gespräch der Filmregisseurin Ilona Ziok mit dem Rechtshistoriker Ralf Oberndörfer (Berlin). Sie steht für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Das Besondere an der Veranstaltung es zudem der Ort: Memorium Nürnberger Prozesse.



Diese, Teil der Museen der Stadt Nürnberg, kündigen unter dem Titel: FRITZ BAUER – EIN GENERALSTAATSANWALT SCHREIBT GESCHICHTE die Veranstaltungsreihe ebenfalls an und und formuliert: Fritz Bauer war einer der profiliertesten Staatsanwälte, die die Bundesrepublik je hatte. Er sah sich als "Jurist aus Freiheitssinn" und war überzeugt, dass der Bürger ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates hat. Als hessischer Generalstaatsanwalt (1956 -1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitz - Prozesse. Im restaurativen Klima der Adenauer-Ära wurde Bauer zu einer "Provokation für den Zeitgeist". Aufsätze und Reden mit Titeln wie "Mörder unter uns" und "Am Ende waren die Gaskammern" erregten nicht nur rechtsradikale Kritik, sondern auch beim bürgerlichen Publikum Anstoß. Sein ungeklärter Tod im Juni 1968 wirft bis heute Fragen auf.

 

Drei Veranstaltungen im Memorium Nürnberger Prozesse beschäftigen sich mit diesem außergewöhnlichen Mann: Ein Filmporträt von Ilona Ziok, eine Lesung aus der über ihn erschienen Biographie von Ronen Steinke und Rainer Huhles Vortrag über Bauers Verhältnis zur internationalen Strafjustiz werfen Schlaglichter auf Bauers Wirken in Deutschland.

 

Filmplakat. Bildnachweis: CV Films

 

 

INFO:

Sonntag, 21. September 2014 18.30 Uhr

Fritz Bauer - Tod auf Raten

Film von Ilona Ziok
Deutschland 2010, 97 Minuten



Ort der Veranstaltung

Memorium Nürnberger Prozesse

Bärenschanzstr. 72

90429 Nürnberg



Reservierungen unter (0911) 321 - 79 372 oder per E-Mail

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!



Kosten:

Eintritt frei

Partner:

Mobiles Kino e.V.



Sonntag, 26. Oktober 2014, 18.30 Uhr

Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht

Autorenlesung mit Ronen Steinke



Sonntag, 23. November 2014, 18.30 Uhr

Von Nürnberg nach Frankfurt?“ Fritz Bauer und die Internationale Strafjustiz

Vortrag von Dr. Rainer Huhle



www.fritz-bauer-film.de