Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Januar 2012, Teil 1
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Darauf hat die Kinowelt schon gewartet, auf die amerikanische Version des Stieg Larsson Bestseller VERBLENDUNG durch David Fincher, nachdem schon der Däne Niels Arden Oplev im Vorjahr eine sehr passable Fassung des vielschichtigen Romans als Film mit einer außergewöhnlich starken Lisbeth Salander durch Noomi Rapace vorgelegt hatte.
VERBLENDUNG
Man kann sozusagen gar nicht anders als vergleichen, wenn ein Remake so offensichtlich angelegt ist wie hier, denn die Hollywoodversion beruht weniger auf der Romanvorlage, die im Originaltitel heißt: „Männer die Frauen hassen“, sondern kommt einem wie eine Verfilmung des ersten Films vor, der schon im Februar .2009 in Schweden zum gewaltigen Publikumserfolg wurde. Warum also noch einmal?
Die Amerikaexperten sagten uns, daß Amerikaner grundsätzlich kaum ausländische Filme anschauen, so an ihre eigenen Produktionen gewöhnt sind, daß sich eine Verfilmung schon für den dollarbringenden amerikanischen Markt gelohnt habe. Da mit David Fincher einer für Serienkiller, Außenseiter und die dunkle Seite der Erde ausgewiesener Regisseur auf der Matte stand, sprach nichts dagegen und auch der Film spricht nicht dagegen, daß es zwei Fassungen gibt. Wir allerdings stimmen nicht ein in die Orchestrierung, dieser Film sei dem ersten überlegen.
Dafür werden sowohl die opulenten Bilder angeführt – gedreht wurde in Schweden, die innere und äußere Kälte spürt man auch als Zuschauer - , denen mit schicksalsschwangerer Musik immer eine drohende Bedeutung unterlegt ist, wobei die Musik nicht untermalt, sondern zum Handlungsträger wird, so daß man sie oft gar nicht mehr als eigenständig wahrnimmt, weil Autogeräusche oder Schritte Teile der Musik geworden sind. Das ergibt durchaus einen Sog und eine äußere Spannung, die von innen kommt, nur entspricht sie nicht und führt auch nicht zum eigentlichen Kern der Geschichte von der Verbindung von Geld und Faschismus und der Zurückhaltung der Justiz den Mächtigen gegenüber.
Muß man die Geschichte, um den Journalisten Mikael (Daniel Craig) und seine getürkte Niederlage gegen einen Mogul und die anschließende Beauftragung durch einen alten seriösen Industriellen zum Aufklären des Mordes an seiner Nichte noch erzählen. Gelingen kann dies nur mit Hilfe der Hackerin (Rooney Mara), die selbst mit den Finessen des Internet zurechtkommt, dazu in einer vernetzten Welt auch noch Hilfe abruft, und zum Schluß alle Männer flachgelegt hat – den einen in der herkömmlichen Bedeutung, die Schuldigen durch Entleeren ihrer Konten oder Würde.
Nein, wir wollen den Vergleich nicht anstimmen, für uns bleibt Lisbeth Salander stärker mit der proletarischen feministischen Noomi Rapace verbunden denn mit der außerirdischen blutentleerten Rooney Mara, aber das ist Geschmackssache, genauso wie auch die beiden männlichen Darsteller unterschiedliche Charaktere darstellen. Was dieser Film in unseren Augen stärker als der schwedische herausstellt, ist die eigentliche Journalistenarbeit, Recherche zu betreiben. Die wird hier in aller Konsequenz durchgezogen und zeigt unterm Strich, daß die Internetrecherchen zuerst erfolgreicher scheinen, daß aber das Durchforsten der Archive, voll des Papiers, der alten Fotos, der alten Zeitungen eine Handarbeit ehren, die man selber betreibt, wozu auch Bibliotheken und Bücher gehören.