sissiTerra X History-Dokumentation mit Leon Windscheid im ZDF, Teil 2

Redaktion

Mainz (Weltexpresso) - Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837 – 1898)

Um die österreichische Kaiserin Sisi ranken sich nicht erst seit den berühmten "Sissi"-Filmen mit Romy Schneider Gerüchte und Legenden. Es gibt unzählige Geschichten von ihrer Liebe zu Franz, ihrem Schönheitswahn und ihren Seefahrt-Abenteuern, bis zu ihrer Ermordung im Alter von nur 60 Jahren durch einen italienischen Anarchisten. 1854, mit gerade mal 16 Jahren, heiratete sie ihren Cousin Kaiser Franz I., zog von ihrer bayrischen Heimat nach Wien und wurde österreichische Kaiserin. Ein bewegtes, aber auch tragisches Leben lag vor ihr. Sisi verabscheute die Rituale der Monarchie und das Leben bei Hofe, sie fühlte sich eingesperrt.


"Ich bin erwacht in einem Kerker und Fesseln sind in meiner Hand", schrieb sie in einem Gedicht, zwei Wochen nach der Hochzeit. Sisi ergriff die Flucht – eine Sucht, die lebenslang anhielt. Ruhelos reiste sie durch Europa und den Orient. Ihre Tochter Sophie starb als Kleinkind, ihr Sohn Rudolf nahm sich das Leben. Sisi zeigte immer mehr Verhaltensweisen, die sich aus heutiger Perspektive auf eine Essstörung und Depression zurückführen lassen. Gerade ihr Körperkult, ihre Hungerkuren, ihre Neigung zu Extremsport, bei dem sie oftmals ihr Leben riskierte, und ihre Rastlosigkeit erscheinen wie eine Ausflucht aus ihren Seelenqualen. Kaiserin Sisi führte ein Leben zwischen zwei Welten. Nach außen präsentierte sie sich als strahlende Monarchin, doch hinter diesem Glanz verbarg sich eine verletzliche Frau, von deren inneren Kämpfen kaum jemand etwas ahnte.

Winston Churchill (1874 – 1965)
Der zweimalige Premierminister Großbritanniens ging als großer Staatsmann und Sieger über Hitler-Deutschland in die Geschichte ein. Darüber hinaus galt Winston Churchill als begabter Hobbymaler und als brillanter Schriftsteller, der 1953 sogar den Literaturnobelpreis erhielt. Doch immer wieder erlebte er Phasen von anhaltender Niedergeschlagenheit. Churchill nannte diese schwierigen Zeiten "Besuch vom schwarzen Hund". Dann litt er, laut seiner Ehefrau Clementine, unter Konzentrationsmangel, Appetit- und Energielosigkeit. Den "schwarzen Hund" versuchte er mit Spaziergängen, Landschaftsmalerei und Alkohol zu bekämpfen. Waren die depressiven Phasen vorüber, entwickelte Churchill eine hohe Dynamik. Dann konnte er fast ununterbrochen von 8.00 Uhr in der Früh bis 2.00 oder 3.00 Uhr am nächsten Morgen arbeiten. Als Premierminister kultivierte er sein Leben als Exzentriker. Er diktierte seine Briefe vom Bett aus, lief im Bademantel herum, rauchte und trank viel Alkohol. Im hohen Alter wirkte Churchill immer häufiger auch für Außenstehende schwermütig. Es war die Zeit, in der, wie er sagte, der "schwarze Hund" immer häufiger kam. Churchill akzeptierte seinen psychischen Zustand, ohne viel zu klagen. Seine Analyse des eigenen Seelenlebens und die berühmte Metapher für seine Depression verhalfen der Krankheit zu Aufmerksamkeit. Heute erklärt das Buch von Matthew Johnstone "Der schwarze Hund – Wie ich meine Depression an die Leine legte" in einfachen Bildern die schwer fassbare Krankheit.

Konrad Adenauer (1876 – 1967)
Als er 1949 Bundeskanzler wurde, war Konrad Adenauer 73 Jahre alt, mit 87 verließ er das Kanzleramt. Hinter ihm lag ein Leben großen politischen Engagements, das aber auch von vielen privaten Schicksalsschlägen geprägt war. 1916 starb seine erste Frau nach langer Krankheit. Ein Jahr später erlitt er selbst einen schweren Verkehrsunfall; seitdem peinigten ihn chronische Kopfschmerzen. Von 1917 bis 1933 war Adenauer Oberbürgermeister von Köln. Zu Beginn des Dritten Reichs enthoben ihn die Nationalsozialisten seiner Ämter und setzten ihn zeitweise sogar in Haft. Schutz fand er mehrfach im Kloster Maria Laach. Abgeschirmt von der Außenwelt schrieb er von dort an ein befreundetes Ehepaar: "Ich bin fast am Ende meiner Willenskraft (…) wenn nicht meine Familie und meine religiösen Grundsätze wären, hätte ich lange meinem Leben ein Ende gemacht, es ist so wirklich nicht lebenswert." Solche Schwankungen in seiner Gemütslage und deren Hintergründe offenbarte erst ein Fund privater Dokumente vor einigen Jahren. In Tagebuchnotizen seines Sohns Paul steht über den Vater: "Er hatte um zwei Uhr ein Pervitin genommen, und nun nimmt er seine 15 verschiedenen Schlafmittel und andere Medikamente in einem Löffelchen, um schlafen zu können." Beunruhigt fragte sich Paul Adenauer am 2. November 1964: "Wie soll das alles weitergehen?" Zu diesem Zeitpunkt war Konrad Adenauer vor gut einem Jahr aus dem Kanzleramt ausgeschieden, von dem aus er die junge Bundesrepublik 14 Jahre lang gelenkt hatte. Mit einer für einen Mann seines Alters ungeheuren und erstaunlichen Energie. Erklärt der Tagebucheintrag diese ungewöhnliche Leistungsfähigkeit? Rund 200 bislang unbekannte Briefe von Konrad Adenauer geben Einblicke in sein Seelenleben und den wechselvollen Gemütszustand, von dem nur wenige wussten.

Marilyn Monroe (1926 – 1962)
Aus armen und schwierigen Verhältnissen stammend und während des Zweiten Weltkrieges als Fotomodell entdeckt, stieg sie erfolgreich zum Filmstar auf: Noch heute gilt Marilyn Monroe als die "Hollywood-Leinwand-Göttin", gefeiert auch als Sexsymbol. Dabei war dies eine Rolle, die sie nie spielen wollte. Ihre Kindheit, resümierte Marilyn Monroe am Ende ihres Lebens, war ein einziger Kampf ums Überleben. Ihre Mutter verbrachte lange Jahre in einer Nervenheilanstalt. Und Norma Jean Baker, wie sie bürgerlich hieß, wuchs bis zu ihrem 16. Lebensjahr in wechselnden Pflegefamilien und immer wieder in Heimen auf. Ihr ganzes Leben lang auf der Suche nach Geborgenheit, flüchtete sie sich in insgesamt drei Ehen. Zahllose Affären wurden ihr nachgesagt, viele Männer nutzten die Labilität der jungen Frau aus, die immer mehr Alkohol und Medikamente konsumierte. Gegen Ende ihres Lebens konstatierte Marilyn Monroe, sie sei immer "nur die Imitation meiner selbst" gewesen. 1961 ging dann nichts mehr, sie konnte nicht mehr schlafen und war schwer depressiv. Die Haushälterin fand Marilyn Monroe am Morgen des 5. August 1962 tot in ihrem Haus in Brentwood. Der Star starb an einer zu hohen Dosis Schlafmittel.

Robert Enke (1977 – 2009)
Während seiner Torwartkarriere bestritt Robert Enke 196 Bundesligaspiele, die meisten davon für Hannover 96. Beim portugiesischen Traditionsverein Benfica Lissabon brachte es der Keeper bis zum Kapitän. Dann holte ihn der große FC Barcelona. Acht Mal stand Robert Enke im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Er war auf dem besten Weg, die deutsche Nummer eins für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu werden. Doch immer wieder holten ihn schwere Depressionen ein, die er verheimlichte so gut es ging. Nur seine Frau Teresa und sein Berater wussten von der Krankheit – und ein Mannschaftskollege. Ihm schenkte Enke ein kleines Bilderbuch, das erklärt, was Depression ausmacht: "Mein schwarzer Hund". Klinikaufenthalte lehnte er ab – aus Angst, stigmatisiert zu werden und seinen Job zu verlieren. Das Versteckspiel um seine Krankheit trieb ihn immer tiefer in die Ausweglosigkeit, die er offenbar empfand. Sein letztes Spiel absolvierte Robert Enke am 8. November 2009. Zwei Tage später nahm er sich das Leben.

Foto:
Kaiserin Elisabeth entfloh dem Hof, dem strengen Protokoll der vielen Pflichttermine. Sie war neugierig und bildungshungrig, konnte viele Sprachen, schrieb Gedichte, war vielseitig interessiert. Und fand bei ihren vielen Reisen keine Ruhe. (Szene KI-generiert) ©ZDF und Kai Christiansen


Info:
Stab:
Buch                                Kai Christiansen, Michaela Kirst und Jutta Pinzler
Regie                               Kai Christiansen
Moderator                        Leon Windscheid

Sendedatum
Ab Freitag, 10. Oktober 2025, 5.00 Uhr, im ZDF streamen, fünf Jahre lang 
Dienstag, 21. Oktober 2025, 20.15 Uhr