Der Hessische Film- und Kinopreis 2014 in Frankfurts Alter Oper am 10. Oktober, Teil 4

 

Anna von Stillmark

 

Frankfurt(Weltexpresso) - Das ist jedes Mal spannend, weil der Sieger schwer vorauszusagen ist, aber – so denken wir sehr begründet – in diesem Jahr geht kein Weg vorbei an der filmischen Aufarbeitung der die Nazizeit verdrängenden jungen Bundesrepublik, wie sie unter die Haut gehend Im Labyrinth des Schweigens dargestellt wird.

 

 

 

Hedi Schneider steckt fest

Deutschland 2014, 90 Minuten

Regie: Sonja Heiss

 

Jurybegründung:

 

Ja, Hedi Schneider steckt fest - im Aufzug. Zwar wird sie bereits nach wenigen Minuten gerettet, aber in der Folge wird sie von unerklärlichen Panikattacken heimgesucht, die das Leben mit ihrem Mann und ihrem Sohn schwer belasten und die junge Familie beinahe auseinanderbrechen lassen.

 

Wie es den beiden Liebenden gelingt, mit diesen Attacken umzugehen und einen Neuanfang zu wagen, davon handelt dieser unsagbar feine Film, dessen schweres Thema von der Regisseurin Sonja Heiss mit schwebender Leichtigkeit und zärtlichem Humor behandelt werden. Die drei Hauptdarsteller Laura Tonke, Hans Löw und Leander Nitsche sind in ihrer Natürlichkeit und in ihrem Facettenreichtum absolut überwältigend.

 

 

Im Labyrinth des Schweigens Deutschland 2014, 123 Minuten

Regie: Giulio Ricciarelli

 

Jurybegründung:

 

In ihrem Spielfilm führen Regisseur Giulio Ricciarelli und Drehbuchautorin Elisabeth Bartel vor Augen, dass man im Deutschland der frühen 60er Jahre vom fabrikmäßigen Massenmorden in den Konzentrationslagern nichts wissen wollte. „Im Labyrinth des Schweigens“ ist dem Andenken Fritz Bauers gewidmet, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse maßgeblich mit initiierte – und damit auch den Holocaust ins öffentliche Bewusstsein rückte. Die authentische Figur, würdig verkörpert von dem großartigen Gert Voss, rückt ganz bewusst in den Hintergrund.

 

Ricciarelli und Bartel nehmen sich die künstlerische Freiheit, die Ereignisse filmisch zu verdichten. Ihre spannende, zweistündige Erzählung ist fokussiert auf die fiktive Figur eines jungen Staatsanwalts, wunderbar gespielt von Alexander Fehling, der eine – bis heute unabgeschlossene – Sisyphusarbeit in Angriff nimmt: Auf der Grundlage des Rechtsstaates sammelt er gerichtsverwertbare Beweise gegen Auschwitz-Mörder, die im Nachkriegsdeutschland unbehelligt ihr Leben fortsetzen konnten. Mit den Mitteln des populären Erzählkinos ist Giulio Ricciarelli und Elisabeth Bartel ein bemerkenswerter Historienfilm gelungen, der ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte noch einmal aufschlägt.

 

 

Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft

Deutschland, 2013, 86 Minuten

Regie: Ali Samadi Ahadi

 

Jurybegründung:

 

Ali Samadi Ahadi erzählt in seiner Verfilmung des Kinderbuchklassikers warmherzig von der beginnenden Freundschaft zwischen dem freundlichen Pettersson, der handwerkelnd, angelnd und vor allem zurückgezogen in seinem idyllischen Häuschen lebt – und dem kleinen ‚Findel-Kater’, welcher sein Leben durcheinander wirbelt, aber dessen Energie ihn neu aufleben lässt und glücklich macht. Man erfährt wie sie sich kennen lernen, Findus plötzlich spricht, sie gemeinsame Abenteuer durchleben, ihre Freundschaft auf die Probe gestellt wird, aber am Ende besteht.

 

Mit übersatten Farben, einer beeindruckenden Animation des Katers Findus, Tanzeinlagen und einer liebevollen Ausstattung - insbesondere die das reale Leben als Mikrokosmos spiegelnde Fabelwelt der Muklas - schafft der Film eine spielerische, kindgerechte und einnehmend frohgemute Atmosphäre.